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Videospiele repräsentieren Minderheiten schlecht  
  Die Charaktere von Video- und Computerspielen entsprechen nicht der gesellschaftlichen Realität. Vertreter bestimmter Ethnien, Frauen und ältere Menschen sind deutlich unterrepräsentiert.  
Im Mittelpunkt der Spiele stehen weiterhin weiße erwachsene Männer, wie eine Forschergruppe um den Sozialpsychologen Dmitri Williams von der USC Annenberg School for Communication berichtet.

Die Wissenschaftler haben die bisher umfassendste Studie zum Thema gemacht und dafür zwischen März 2005 und Februar 2006 150 Titel aller Genres und Plattformen untersucht. Veröffentlicht haben sie die Arbeit in der Fachzeitschrift "New Media & Society" (Bd. 11, S. 815).
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Die Studie ist in zweifacher Hinsicht eingeschränkt: Viele Spiele haben zum einen nicht-menschliche Darsteller oder bieten zum anderen eine Ich-Perspektive. Sie beinhaltete deshalb ausschließlich Games mit sichtbaren, menschlichen Akteuren.
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Latinos nahezu nicht vorhanden
Ein Beispiel: Obwohl in den USA mehr lateinamerikanische als weiße Kinder videospielen, sind nur drei Prozent aller Darsteller der Games eindeutig hispanischer Herkunft. Und diese könne man nicht aktiv beeinflussen, weil sie nur Bestandteil der digitalen Kulisse sind, wie die Forscher berichten.

"Für die Identitätsbildung ist das ein Problem", meint Williams in einer Aussendung, "und auch bei dem Versuch, Interesse für Technologien zu entwickeln, werden unterrepräsentierte Gruppen auf diese Weise benachteiligt." Da Computerspiele für die eigene Identität immer wichtiger werden, könnten so weniger lateinamerikanische Kinder auf die Idee kommen, später einmal selbst Spieleentwickler zu werden - ein Teufelskreis.
Nur zehn Prozent Frauen
Auch Frauen sind generell unterrepräsentiert: Obwohl mittlerweile 40 Prozent aller Spieler weiblich sind, sind es bei den Spielfiguren bloß zehn Prozent. Ähnliches gilt für Kinder, ältere Personen und amerikanische Ureinwohner. Afroamerikaner sind zwar annähernd ihrem Anteil in der Gesellschaft vertreten, dafür kommen sie vor allem in stereotypen Rollen vor - als Sportstars oder Gangster. Es gibt nur eine Art Mensch, die eindeutig überrepräsentiert ist, und die ist weiß, männlich und erwachsen.

"Im Fernsehen waren das immer große Momente, als erstmals Vertreter von Minderheiten auf dem Bildschirm aufgetaucht sind", meint Williams. "Diese Art von Sichtbarkeit ist wirklich der erste Schritt zu öffentlichem Bewusstsein und gleicher Behandlung. Das sind kulturelle Marker, die wichtig sind."

[science.ORF.at, 30.7.09]
->   Weblog-Eintrag von Williams zum Thema
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema
 
 
 
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01.01.2010