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Neue Erkenntnisse über den "Geruch des Todes"  
  Wenn bei Katastrophen Menschen verschüttet werden, müssen Hunde und ihre Spürnasen ausrücken. Die Spürnasen könnten aber bald aus Metall sein, berichten Forscher.  
Beim 238. Nationalkongress der "American Chemical Society" konnten Dan Sykes und Sarah A. Jones die ersten Forschungsergebnisse präsentieren, die sie aus einer Studie gewannen. "Wir möchten wissen, welche Gase freigesetzt werden, wenn wir sterben. Und ob die Art und Weise, wie auch die Umgebung, in der wir gestorben sind, diese Prozesse beeinflussen", sagt Jones.
Leichensuchhunde vs. Apparatur
Leichensuchhunde werden heute mit großem Erfolg eingesetzt, um Verschüttete zu finden und zu bergen. "Diese Hunde arbeiten sehr effektiv", sagt Sykes, "aber um sie zu trainieren muss man viel Zeit, Kosten und Personal bereitstellen. Gebe es ein Gerät, das bei einem Bruchteil der Kosten gleich effektiv wäre, würde es sich lohnen, das weiterzuverfolgen".

Um einen solchen Apparat zu entwickeln, muss man aber nicht nur die Gase kennen, die ein verwesender Körper unter verschiedenen Umweltbedingungen freisetzt, sondern auch, in welcher Zeitfolge dies geschieht. Verwesende Körper setzen mehr als 30 Verbindungen frei. Darunter sind solche mit klingenden Namen wie Cadaverin und Putrescin, die schon sehr früh im Verwesungsprozess entstehen.
Menschen vs. Schweine
Menschen, die sich der Wissenschaft zur Verfügung stellen, gelangen aber erst zwei bis drei Tage nach ihrem Tod an den Ort der Untersuchung. Somit konnte in früheren Studien weder Cadaverin noch Putrescinoder andere Verbindungen, die bald nach dem Tod freigesetzt werden, nachgewiesen werden.

Jones und Sykes umgingen das Problem, indem sie Schweine sofort nach ihrem Tod unter eigens angefertigte Kuppeln legten, in denen verschiedene Umweltbedingungen herrschten. "Schweine sind gute Modelle für diese Untersuchung", sagt Jones, "sie machen die selben Verwesungsphasen wie wir Menschen durch". Die entstehenden Gase wurden mit speziellen Sensoren erfasst. Alle sechs bis zwölf Stunden wurden die Gerüche überprüft und festgehalten, über den Zeitraum von einer Woche hinweg.
Frühe Verwesungsgase nachgewiesen
Daraus ergab sich ein klares chemisches Profil. "In den ersten zwei Tagen fanden wir die Vorstufe von Indol, was ein wirklich gutes Zeichen war. Am dritten Tag fanden wir Indol und Putrescin, die Hauptbestandteile, die wir aufspüren wollten", sagt Jones.

Bis diese Verwesungsprozesse ausreichend genug erforscht sind, um einen Apparat zu entwickeln, der den Todeszeitpunkt angeben oder Leichen aufspüren kann, müssen wohl weiterhin Spürnasen aus Fleisch und Blut ran.

science.ORF.at, 18.08.09
->   American Chemical Society
 
 
 
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01.01.2010