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Meerwasser als Flugzeugtreibstoff  
  Die US-Marine arbeitet daran, CO2 aus Meerwasser in Treibstoff umzuwandeln. Die Energie, die dafür aufgewendet werden muss, ist allerdings noch höher als der Brennwert des Sprits.  
Der Einfluss von Kohlenstoffdioxid auf unsere Umwelt ist in den vergangenen Jahren gründlich dokumentiert worden. Die Klimaerwärmung, gepaart mit einer möglichen Ölknappheit, ist für die amerikanische Marine Grund genug, an möglichen Alternativen zu arbeiten.

Das Ziel ist, das im Wasser enthaltene Kohlenstoffdioxid zu Treibstoff zu verflüssigen. Und zwar in einem zweistufigen, ertragreichen und selektiven Syntheseprozess, wie Robert W. Dorner am 238. Kongress der "American Chemical Society" erklärte (Abstract), der von 16. Bis 20. August stattfindet.
Neue Anwendung alter Technologie
Dabei ist es den Chemikern der Navy bereits gelungen, aus Meerwasser ungesättigten, kurz-kettigen Kohlenwasserstoff zu gewinnen, der durch weiteres Raffinieren zu Kerosin-basiertem Treibstoff umgewandelt werden konnte.

Um bei der Produktion möglichst wenig CO2 auszustoßen, muss allerdings noch ein Weg gefunden werden, die Reaktion mit einer sauberen Energiequelle zu befeuern. Schließlich will auch die Navy die Umwelt retten, sieht sie ihr Verfahren doch als Alternative zu anderen Ansätzen - wie die Lagerung von CO2 im tieferen Erdreich - wie man mit dem Treibhausgas verfahren soll.

Um das zu erreichen, setzt Dorner eine Variante der Fischer-Tropsch-Synthese ein. Mit diesem Verfahren kann man z. B. Kohle verflüssigen und als Treibstoff einsetzen. Das Verfahren wurde 1925 entwickelt und hatte für Deutschland im zweiten Weltkrieg enorme Bedeutung, da so der Treibstoffbedarf aus einheimischer Kohle gedeckt werden konnte.
Treibstoff aus Wasser noch lange nicht rentabel
CO2 wird in diesem Prozess wegen seiner chemischen Stabilität allerdings kaum verwendet, sagt Dorner. Der Überfluss an Kohlenstoffdioxid, gepaart mit den Sorgen um die Klimaerwärmung, macht es allerdings zu einem interessanten Rohstoff. In der Luft hat das Gas zwar nur ungefähr 0,04 Prozent Anteil, im Wasser ist dieser allerdings 140-mal so hoch, sagt Dorner.

Um möglichst wenig Methan - das bei der Fischer-Tropsch-Synthese in großen Mengen entsteht - und möglichst viel Kohlenwasserstoff zu produzieren, haben Dorner und sein Team viel experimentiert. Anstatt eines Kobalt-basierten Katalysators, der fast ausschließlich Methan produzierte, verwendeten sie einen Katalysator aus Eisen. Dadurch konnte der Methananteil auf rund 30 Prozent gedrückt werden.

Rentabel ist das noch lange nicht. Damit Meerwasser als Energielieferant herhalten kann, muss die Effizienz noch um vieles gesteigert werden, sagt Heather Willauer, die Projektleiterin bei der Navy. Möglicherweise könnte ein anderer Katalysator die Lösung sein. Und die US-Navy dann die Retterin der Umwelt.

[Benedikt Baumgartner,science.ORF.at, 20.08.09]
->   238. Kongress der "American Chemical Society"
->   Fischer-Tropsch-Synthese (Wikipedia)
Mehr zum Thema in science.ORF.at:
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->   Eine Welt ohne fossile Energieträger ist derzeit unmöglich
 
 
 
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01.01.2010