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Computer erkennt Lügen an der Handschrift  
  Israelische Forscher haben handgeschriebene Texte mit wahrem und erfundenem Inhalt verglichen. Das Ergebnis: Schwindler verraten sich zwar nicht durch eine lange Nase, aber durch Veränderungen in der Schrift.  
Gil Luria und Sara Rosenblum von der israelischen Haifa Universität entdeckten kleine graphologische Unterschiede, die offenbar Schwindeleien bloßlegen. Aufbauend auf diesem Ergebnis könnten Experten vielleicht Lügendetektoren entwickeln.
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Die Studie "Comparing the Handwriting Behaviours of True and FalseWriting with Computerized Handwriting Measures" ist im Fachblatt "Applied Cognitive Psychology" erschienen.
->   Studie
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Lügen erzählen und entlarven
Schon immer probierten Menschen zu lügen, ohne erwischt zu werden, oder das Gegenteil: die Lügen eines anderen entlarven. Letzteres versuchen Wissenschaftler heute mit Beobachtung des nonverbalen Verhaltens und durch Analyse des Gesagten. Der Lügner selbst muss, um überzeugend wirken zu können, viel beachten: Er muss beispielsweise glaubwürdig auftreten, die Reaktion seines Gegenübers beobachten, seine Lüge glaubhaft formulieren und die Wahrheit währenddessen unterdrücken.
Untersuchung des Schriftbildes
Luria und Rosenblum wollten wissen, ob sich auch niedergeschriebene Lügen also solche erkennen lassen. 34 Studenten schrieben auf einer mit Sensoren ausgestatteter Oberfläche wahre und erfundene Begebenheiten. Die Schreiboberfläche war Teil eines Computersystems ("ComPET") und dieses wertete das Schriftbild nach Kriterien aus - wie zum Beispiel Länge und Breite der Buchstaben, ausgeübtem Druck mit dem Stift und Schreibfluss.

Die wahren und erfundenen niedergeschriebenen Erzählungen der Studenten unterscheiden sich in einigen dieser genannten Merkmale voneinander. Kleine, verräterische Details reichen aus, um eine niedergeschriebene Lüge als eine solche zu entlarven.
Lügen beeinträchtigt Schreiben
Die Forscher gehen davon aus, dass das Lügen einen höheren kognitiven Aufwand erfordert als die Wahrheit zu sagen - oder aufzuschreiben. Genau hier liegt das Problem beim "Dualtasking" Schreiben und Lügen: Schreiben ist bei erwachsenen Menschen ein automatisierter Prozess. Sie denken im Normalfall über den Inhalt und die Formulierung nach und nicht über die Form eines Buchstaben.

Lügt jemand, erfordert das kognitive Anstrengung, und diese beeinträchtigt den automatisierten Prozess des Schreibens. Je komplexer die Lüge, desto mehr Ressourcen werden im Gehirn beansprucht - Ressourcen, die der anderen Aufgabe, nämlich die Lüge auf Papier zu bringen, nicht mehr zur Verfügung stehen. Die Folge: Der Schreibprozess wird nicht vollständig unterdrückt aber dennoch beeinträchtigt.
Lügendetektor 2.0?
Die Ergebnisse, so die beiden Wissenschaftler, verlangen nach weiteren Studien. Beispielsweise war die Versuchsgruppe klein und bestand nur aus Studenten, auch die Lügenszenarios sollten komplexer sein - die Ergebnisse können demnach nicht generalisiert werden. Ob und inwiefern das Computerprogramm für Lügendetektoren der Zukunft verwendet werden kann, wird noch diskutiert.

Christine Baumgartner [science.ORF.at, 3.9.09]
->   University of Haifa
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Gehirn-Scan als Lügendetektor
 
 
 
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01.01.2010