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Masernimpfung gegen Krebs?  
  Die abgeschwächten lebenden Erreger von Masern, die in jeder Schutzimpfung enthalten sind, können das Wachstum bestimmter Krebstumore stoppen. Die neue Behandlungsmethode, die bisher erfolgreich bei Mäusen angewandt wurde, soll bald am Menschen ausprobiert werden.  
Adele Fielding und ihr Team vom Molecular Medicine Program der Mayo Clinic in Rochester entnahmen zwei verschiedenen Patienten Zellproben. Der eine litt an einer schnell wachsenden Krebsform des lymphatischen Systems, der anderen an einer langsam wachsenden Art. Die Zellen wurden in Mäuse injiziert und wuchsen dort zu Tumoren des lymphatischen Systems heran.

Die Ergebnisse ihrer Versuche veröffentlichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift "Blood".
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Das lymphatische System
Das Lymphsystem besteht aus den Lymphgefäßen, den Lymphknoten, dem Knochenmark und der Milz und bestimmten Abschnitten des Darms. Lymphbahnen sind - ähnlich den Blutgefäßen - fast überall im Körper verteilt, außerdem befindet sich in manchen Organen wie dem Dünndarm, der Lunge, der Haut und im Bereich des Rachens lymphatisches Gewebe. Die Lymphflüssigkeit dient als körpereigenes ''Drainagesystem'' und zum Transport von Nahrungsfetten aus dem Darm in das Blut
->   Lymphsystem und Lymphknoten
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Impfung erfolgreich trotz vorhandener Antikörper
Die Wissenschaftler injizierten einen herkömmlichen Masernimpfstoff direkt in die Mäusetumore und konnten so das Wachstum der Krebstumore stoppen. In einigen Fällen begannen die Tumore sogar zu schrumpfen.

Der Effekt der Impfung hielt sogar an, als die Wissenschaftler den Mäusen große Mengen von Maser-Antikörpern verabreichten.
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Die Bildung von Antikörpern
Eine wichtige Vorraussetzung für die Anwendung beim Menschen. Denn die meisten Menschen tragen große Mengen Maser-Antikörper in sich, da sie in ihrer Kindheit gegen diese Krankheit geimpft wurden oder an Masern erkrankt sind.
->   Masern: Impfstoff und Wirkung
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Auch im Blut erfolgreich
Durch das Injizieren des Masernvirus in den Blutkreislauf konnte auch das Wachstum von bereits großen Tumoren der schnell wachsenden Krebsart gestoppt werden.

Diese Tatsache ist für die Anwendung beim Menschen besonders wichtig, da die intravenöse Medikamentgabe bei Krebsformen des lymphatischen Systems eine zentrale Rolle in der Behandlung einnimmt.
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Die Verbreitung im Körper
Da die Krebszellen mit Hilfe der Lymphbahnen durch den Körper wandern und so Organe und Gewebe im gesamten Körper infizieren können, ist es für eine effektive Behandlung notwendig, dass die krebsbekämpfenden Medikamente ebenfalls durch den gesamten Körper zirkulieren.
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Test am Menschen schon geplant
Die Folgestudie zur Überprüfung der Wirksamkeit und möglicher Nebenwirkungen der Masernvirustherapie beim Menschen wurde bereits bewilligt. ''Wir werden mit einer niederen Dosis, unter der Einhaltung strenger Richtlinien, beginnen'', sagt Fielding. Sie erwartet sich, ''das die Studie die Sicherheit und Nützlichkeit dieser Anwendung bestätigt".

Danach möchten die Wissenschaftler gleich mit so genannten Phase 1 Studien beginnen. Bei diesen Studien wird die Dosis langsam gesteigert, um die wirksamste und verträglichste zu finden.
Der Beginn eines Durchbruches in der Krebsforschung?
Das Spezialgebiet von Patrick Lee, University of Calgary in Kanada, ist die Erforschung von Viruserkrankungen. Er meint: ''Je mehr Viren von unterschiedlichen Virenstämmen gefunden werden, denen es möglich ist, unterschiedliche Krebszellen anzugreifen, umso wahrscheinlicher ist es, dass all die unterschiedlichen Krebszellen eine gemeinsame Besonderheit haben, die von den Viren ausgenutzt wird.''

''Die Entdeckung dieser gemeinsamen Besonderheit würde ein Meilenstein in der Krebs- und Virusforschung sein.''

(red)
Der Artikel in der Fachzeitschrift 'Blood' Bd. 97, S. 3746¿3754 (2001). (kostenpflichtig)
->   Live attenuated measles virus induces regression of human lymphoma xenografts in immunodeficient nice
 
 
 
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01.01.2010