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Zwei Forschungsjahre in Tibet  
  Ein österreichisches Forschungsteam begibt sich in den nächsten zwei Jahren auf die kunst- und kulturhistorischen Spuren des Hochlandes im westlichen Himalaya.  

In einem vom FWF mit 9,6 Millionen Schilling für zwei Jahre geförderten Forschungsschwerpunkt erörtern fünf Forschungsgruppen der Uni Wien und der Uni Graz die Kulturgeschichte Tibets zwischen dem zehnten und 14. Jahrhundert.
Schwerpunkt: Kloster- und Tempelanlagen
Anhand einer Reihe von ausgewählten buddhistischen Klöstern analysieren Kunsthistoriker, Tibetologen und Architekturwissenschaftler die Einführung des Buddhismus im indotibetischen Grenzgebiet durch königliche tibetische Stifter.
Die Forschungsarbeit wird sich auf Kloster- und Tempelanlagen konzentrieren, die während der zweiten Verbreitungswelle des Buddhismus im westtibetischen Königreich ab dem 10. Jahrhundert gegründet wurden.
Kloster von Tabo
 


Eines der Haupt-Forschungsobjekte ist das 996 n. Chr. gegründete Kloster von Tabo in dem indischen Bundesstaat Himachal Pradesh, das seit dem Aufkommen des indo-tibetischen Buddhismus bis heute erhalten und ununterbrochen in Benützung gewesen ist.
Klöster: Kulturelle Zentren
"Zu dieser Zeit kam es in den neugegründeten buddhistischen Klöstern als kulturelle Zentren zu einer herausragenden Produktivität im Bereich der Kunst und Architektur, Literatur und Philosophie, deren Ergebnisse und Einflüsse auf die alte Kultur bislang nicht ausreichend dokumentiert worden sind", meint die Wiener Kunsthistorikerin Deborah Klimburg-Salter, die Sprecherin des Forschungsschwerpunkts.
Diese Klöster wären zwar in ihrem philosophischen Leitkonzept dem damals aktuellen Entwicklungsstand des indischen Vajrayana-Buddhismus verpflichtet, sie ließen aber in der Ausführung und im Stil auch Einflüsse anderer regionaler und überregionaler Traditionen zu.
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Alles untersucht: von Architektur bis Ritualen
Untersucht werden alle Aspekte der Klöster: die architektonische Gestaltung, Wandmalereien, Skulpturen, Inschriften, alte Handschriften, Ikonografien und die mit den Objekten in Verbindung stehenden Rituale.
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Neue Quellen für Buddhismus-Forschung
Der Anthropologe Christian Jahoda, Mitarbeiter im Team von Klimburg-Salter, beschäftigt sich beispielsweise mit dem Phänomen der Integration lokaler nicht-buddhistischer Traditionen und Gottheiten in buddhistische rituelle
Kontexte.
Ernst Steinkellner vom Wiener Institut für Tibetologie und Buddhismuskunde untersucht mit seinem Forschungsteam Inschriften, die bislang nicht analysiert und dokumentiert worden sind, für einige Aspekte der Tibetischen Kultur, Kunst und Geschichte allerdings wichtige Quellen darstellen.
Rekonstruktion der Original-Gebäude
Im Bereich der Architektur will die Forschungsgruppe des Grazer Instituts für Baukunst unter der Leitung von Holger Neuwirth ein 3D-Modell der untersuchten Monumente erstellen. Moderne Computerverfahren ermöglichen es den Wissenschaftlern, die Originalform der Gebäude zu rekonstruieren und in weiterer Folge genauere Analysen durchzuführen.
->   Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung
->   Institut für Tibetologie und Buddhismuskunde
->   Institut für Baukunst Graz
->   Tibet im Internet
 
 
 
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01.01.2010