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Embryoforschung: Diskussion auch in Österreich  
  Nach der Entscheidung des britischen Parlaments, das Klonen menschlicher, maximal 14 Tage alter Embryos zu erlauben, entwickelt sich auch in Österreich eine Grundsatzdiskussion in Sachen Ethik.  
Die zentrale Frage ist, ob Embryos in einem so frühen Stadium bereits als selbständiges Leben angesehen werden.
Der evangelische Theologe Ulrich Körtner, Mitglied der Österreichischen Gentechnikkommission, meinte gegenüber dem ORF-Radio, solange diese Frage nicht ausdiskutiert sei, werde es immer Argumente für und gegen die Forschung an Embryo-Stammzellen geben.
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Widerspruch zur Rechtsordnung
Kritiker sagen, beim Klonen von Human-Embryos stehe menschliches Leben gegen menschliches Leben. Und es entspräche den Grundsätzen unserer Rechtsordnung und einer allgemeinen Moralauffassung, dass ein menschliches Leben nicht für ein anderes geopfert werden darf.
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Verwendete Embryonen nicht lebensfähig
Der Vorstand des Instituts für pränatale Diagnostik, Markus Hengstschläger verlangt, diese Diskussion jetzt auch in Österreich offen zu führen.
Er weist aber darauf hin, dass die zur Klonung verwendeten Embryonen ohnehin nicht lebensfähig wären. Das, so meint er, sollte der Diskussion grundsätzlich eine andere Richtung geben.
Die Entnahme einer Zelle zum Klonen habe keinen Einfluss auf die Lebensfähigkeit des Embryos, sagt Hengstschläger. Das sei durch zahlreiche Versuche weltweit belegt
Hauptargument: Hilfe für Kranke
Ulrich Körtner lässt das wichtigste Argument der Befürworter, dass nämlich zahlreichen Kranken durch die Züchtung geklonter Zellen erstmals geholfen werden könnte, nicht so ohne weiteres gelten.
Den derzeit zum Beispiel an multipler Sklerose erkrankten Menschen könne sicher nicht sobald geholfen werden. Die medizinische Anwendung werde noch einige Zeit auf sich warten lassen. Es geht im Grund hier nur darum, dass ein neuer Freiraum für die Forschung geschaffen werde, so Körtner.
Österreich darf nicht abseits stehen
Im Gegensatz dazu geht es laut Pränatal-Diagnostiker Hengstschläger eben nicht um irgendeinen Freiraum für die Forschung, sondern darum, vorhandene neue Chancen für Kranke auch tatsächlich zur Verfügung zu stellen.
Er persönlich würde jedenfalls die Nutzung embryonaler Stammzellen für therapeutische Zwecke auch in Österreich begrüßen.
Philosoph Liessmann sieht Paradigmen-Wechsel
Auch der österreichische Philosoph Konrad Paul Liessmann hält die Entscheidung des britischen Unterhauses vom Dienstag, das Klonen von bis zu 14 Tage alten Embryos für therapeutische Zwecke zu gestatten, für weit reichend. "Hier wurde ein Paradigmenwechsel vollzogen."
"Die überall geübte Praxis der Zurückhaltung wird damit aufgegeben. Das wird in viele Richtungen Konsequenzen haben. Das Leben der ersten zwei Wochen, was ein beliebig angenommener Zeitpunkt ist, steht damit zur Disposition."
 
 
 
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01.01.2010