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Schutzimpfung gegen Polio für 16 Millionen Kinder  
  Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) startet heute eine fünftägige großangelegte Impfaktion gegen Kinderlähmung: Bis Montag sollen 16 Millionen Kinder in vier Ländern Zentralafrikas gegen das Polio-Virus geimpft werden.  
Von heute an bis Montag werden rund 250.000 WHO-Mitarbeiter und Freiwillige die Verwaltung und Verteilung des Schluckimpfstoffes beaufsichtigen. Insgesamt 16 Millionen Kinder unter fünf Jahre sollen in Angola, Kongo-Brazzaville, der Demokratischen Republik Kongo und Gabun die Impfung erhalten.
Polio vorwiegend in Entwicklungsländern
Poliomyelitis anterior acuta oder spinale Kinderlähmung, wie diese Krankheit auch genannt wurde, ist eine Viruserkrankung, die heute vorwiegend in den Entwicklungsländern Afrikas und Asiens verbreitet ist.
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Europa gilt als poliofrei
Die westliche Hemisphäre gilt seit Jahren weitgehend als poliofrei. Doch wurde im April dieses Jahres der erste Fall einer Infektion seit zwei Jahren in Europa gemeldet. Es handelte sich um ein ungeimpftes dreizehn Monate altes Kind in Bulgarien. Das Virus wurde identifiziert als der aus Indien stammende Polio-Wildvirus Typ . Die Tatsache, dass dieses Virus aus Indien eingeschleppt wurde, zeige, wie wichtig weltweite Impfkampagnen blieben bis auch die letzten Reservoire des Polio-Wildvirus eradiziert worden seien, erklärte der Medizinische Referent für die Poliomyelitis-Eradikation und Leiter der WHO-Beratergruppe, Dr. George Oblapenko.
->   Weltkarte der Polio-Verbreitungsgebiete
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Ziel der WHO: Polio bis 2005 ausgelöscht
Die Afrika-Kampagne der Weltgesundheitsorganisation (WHO) läuft im Rahmen einer Großaktion: Bis 2002, so das ehrgeizige Ziel der Organisation, soll die Zahl der Neuerkrankungen auf 0 fallen. Bis 2005 will die WHO das Virus weltweit ausgelöscht haben.
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Polio-Infektion und Folgen
Das Polio-Virus befällt vorwiegend das Zentralnervensystem (Hirn und/oder Rückenmark). Die Infektion erfolgt nicht etwa, wie man lange Zeit meinte, durch eine Tröpfcheninfektion (Anhusten), sondern durch Aufnahme von infizierten Lebensmitteln oder Trinkwasser (Schmierinfektion). Die Inkubationszeit beträgt etwa 6 - 10 Tage. Nur bei 0,1 % aller Infektionen werden die Nervenzellen des Rückenmarkes und/oder des Hirnes von dem Virus direkt befallen (paralytische Form). Die Folgen: es treten schwerwiegende Paralysen, also Lähmungen auf.

Man unterscheidet grob zwischen zwei Formen der Krankheit:

1) Minor Illness, abortive Poliomyelitis: 80 - 90 % aller Infektionen, besonders bei Kleinkindern, verlaufen als fieberhafter Infekt allenfalls mit Kopfschmerzen und Übelkeit. Nach 24 - 72 Stunden ist der Infekt überwunden.

2) Major Illness: Von dieser Krankheitsform sind eher ältere Kinder und Erwachsene betroffen. Die Krankheit beginnt mit Fieber, starken Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Bauch- und Muskelschmerzen. Später können Muskelschwächen und Lähmungen auftreten. Die Hälfte der Fälle heilt ohne Nachwirkungen aus, bei 25 % bleiben milde, bei 25 % schwere Lähmungen zurück. Die Rückbildung der Symptome kann bis zu 2 Jahren dauern. Die Sterblichkeit beträgt bis zu 10 %
->   Robert Koch Institut: Steckbrief Polio
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Schwierige Situation in Zentralafrika

Eine Polio-Schluckimpfung sollte alle 10 Jahre wiederaufgefrischt werden.
Die so genannten "National Immunization Days" (NIDs) der WHO sind normalerweise tatsächlich auf nur einen Tag beschränkt. Doch die politische und infrastrukturelle Lage in den zentralafrikanischen Staaten macht dies offenbar unmöglich.

So sind etwa weite Teile Angolas unter der Kontrolle der UNITA-Rebellen. Dort jedoch leben rund 20 Prozent der angolanischen Kinder. Krieg sei das größte Hindernis für ihre Bemühungen, sagt auch Kandjoura Drame, WHO-Koordinator für die Kampagne in Zentralafrika.

Doch man habe mit Kirchengruppen und örtlichen Führern gesprochen, um den Transport der Kinder an die Grenzen des Bürgerkriegsgebietes zu erreichen. Drame zeigt sich hoffnungsvoll, dass die Aktion der WHO erfolgreich seien wird.

(red)
->   WHO
 
 
 
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01.01.2010