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Vom Kinderwunsch zum Wunschkind  
  Hübsch und aufgeweckt, vor allem aber gesund soll es sein, das Wunschkind. Häufig sind Paare auf eine künstliche Befruchtung angewiesen, um sich ihren Kinderwunsch zu erfüllen.  
Wissenschafter suchen nach immer neuen Möglichkeiten, den Eltern zu einem gesunden Baby zu verhelfen.

Eine neue Technik, die zu diesem Zweck entwickelt wurde, ist die so genannte Polkörperdiagnostik.
Eizelle statt Embryo
Dabei untersuchen Mediziner die weibliche Eizelle bereits vor einer Befruchtung. Trotzdem sind diese Ergebnisse auch für einen künftigen Embryo medizinisch aussagekräftig.

Bei der Entwicklung einer Eizelle entstehen zugleich drei Polkörperchen - winzige Anhängsel der Eizelle, die genetisch mit ihr identisch sind.

Das heißt, sie enthalten genau die selbe Erbinformation wie das Ei. Dadurch können Mediziner diese Polkörperchen entnehmen und auf Erbkrankheiten testen.
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'Attraktive Alternative'
"Bei einer ganz großen Anzahl an Paaren wird eine Krankheit über das Erbgut der Mutter weitergegeben", erläutert der Genetiker Markus Hengstschläger vom Institut für vorgeburtliche Diagnostik am AKH Wien. "Und für all die bietet die Polkörperdiagnostik eine sehr, sehr attraktive Alternative, weil man hier vermeidet, Embryonen zu selektionieren und doch die selbe Information noch vor Eintreten einer Schwangerschaft bekommt."
->   Institut für vorgeburtliche Diagnostik, AKH Wien
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Verbotene Selektion
Das Aussortieren von Embryonen, die krankhafte Gene aufweisen, ist höchst umstritten - und in Österreich und Deutschland verboten.

Bei dieser Prä-Implantationsdiagnostik untersuchen die Wissenschafter Embryonen im Frühstadium nach einer künstlichen Befruchtung auf mögliche Erbkrankheiten.

Das ethische Problem dabei: der Mutter wird anschließend ein gesunder Embryo eingepflanzt. Die restlichen Embryonen hingegen werden ausgesondert und eingefroren - oder vernichtet.
Erster Schritt zum 'Designerbaby'?
Kritiker befürchten, dass dieses genetische Selektieren in Zukunft nicht allein auf medizinische Gründe beschränkt bleiben könnte.

Die Zellen eines Embryos könnten künftig mit einem 'Genchip' untersucht werden - ein molekularbiologisches Messinstrument, das umfangreiche genetische Tests in kürzester Zeit ermöglicht.
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'Kosmetische Kriterien'
"Ich habe keinen Zweifel, dass Menschen diese Technologie in Zukunft auch für andere als medizinische Zwecke einsetzen möchten ¿ etwa für kosmetische Kriterien wie gewünschte Augenfarbe oder Körpergröße", meint Lee Silver, Genetiker von der amerikanischen Princeton University. "Für mich ist es keine Frage, dass die Technologie es Menschen ermöglichen wird, eine genetische Auswahl für ihre Kinder zu treffen."
->   Prof. Lee Silver, Department for Molecular Biology, Princeton University
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Maßgeschneiderte Menschen?
Die umstrittene Vision des 'Menschen nach Maß' scheint dennoch in weiter Ferne zu liegen - allzu komplex ist das menschliche Erbgut.

Merkmale wie etwa die Augenfarbe werden nicht von einem einzigen Gen bestimmt. Sie entstehen aus dem Zusammenspiel einer ganzen Reihe, ja möglicherweise hunderter Gene.
Viele Funktionen noch unbekannt
Zwar haben die Wissenschafter den genetischen Code des Menschen inzwischen weitgehend entschlüsselt.

Allein die Funktionen dieser etwa 35.000 Gene zu erforschen, wird aber noch Jahrzehnte in Anspruch nehmen, schätzen die Experten.

Ganz zu schweigen von den schier unendlichen Möglichkeiten der Verbindung und des Zusammenwirkens der Gene untereinander.

Ivo Filatsch, Modern Times
->   Modern Times
 
 
 
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01.01.2010