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Genlabors mit heimlichen Vaterschaftstests  
  Ausgerüstet mit Latex-Handschuhen und Probenröhrchen können Männer heimlich nachprüfen, ob sie ihr leibliches Kind aufziehen. Private Vaterschaftstests werden auch im Internet von verschiedenen Firmen offeriert.  
Das Geschäft kann vollständig per Post und Internet
abgewickelt werden. Das Ergebnis erfahren die Männer eine Woche später.
'Muss bestraft werden'
Der Bundesbeauftragte für Datenschutz, Joachim Jacob, ist empört. "Diese Art von Vaterschaftstest muss unter Strafe gestellt werden", fordert er. Die Männer machten sich einer gravierenden Verletzung der Persönlichkeitsrechte des Kindes schuldig. Leider biete das Gesetz aber noch keine Handhabe.

Private Vaterschaftstests werden erst seit einigen Jahren in Deutschland angeboten. Die Väter brauchen dazu lediglich Genmaterial von sich und ihrem Kind. Ein benutzter Schnuller, ein Trinkglas oder eine Haarbürste genügen.
Nicht ohne die Mutter
Aber nicht jedes Gen-Labor erledigt solche Aufträge. Beim Rechtsmedizinischen Institut der Universität München heißt es: Nicht ohne die Mutter. Sie habe ein Recht zu wissen, dass ihr Kind untersucht werde. Schon die Entnahme des DNS-Materials könnte als Körperverletzung oder Verletzung der Persönlichkeitsrechte des Kindes ausgelegt werden. Der Medizinrechtler Jochen Taupitz sagt: "Strafrechtlich gibt es aber keine Sanktionen."

Der Vorstandschef der Humatrix AG, Michael Ruiss, sieht daher kein Problem: "Es ist das Recht eines Vaters zu wissen, ob er der Vater ist oder nicht". Allein seine Firma werde in diesem Jahr etwa 2.500 Gentests durchführen. Nur in einem Viertel der Fälle seien die Mütter beteiligt.
Auch ums Geld geht es
Den zweifelnden Vätern geht es aber nicht nur um ihren
Seelenfrieden, sondern auch ums Geld. Unterhaltszahlungen addieren sich schnell zu einer sechsstelligen Summe, die mancher nicht für ein "Kuckucksei" zahlen will.
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Günstige Aufklärung
Die Aufklärung kostet dagegen relativ wenig. Während für ein Abstammungsgutachten mindestens 5.000 Mark (2.556 Euro/35.178 S) fällig werden, ist der private Gentest schon ab 700 Mark (358 Euro/4.925 S) zu haben. Allerdings wurde er vor Gericht noch nie als Vaterschaftsnachweis anerkannt, sondern nur als Indiz. Mit einem zusätzlichen, beglaubigten Gutachten gehen die Richter sicher, dass der richtige Vater zum Test erscheint und nicht einen Freund schickt. Laut "Ärztezeitung" sind fünf bis zehn Prozent aller Geburten "Kuckuckskinder". Bei jährlich 700.000 Neugeborenen sind das 35.000 bis 70.000 Kinder.
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Nur Zweifler machen Test
Von den Männern, die sich an die Firma Genedia wenden, können sogar 25 Prozent als Väter ausgeschlossen werden. Die Erklärung ist einfach: Nur Zweifler unterziehen sich einem Vaterschaftstest.

Genedia-Geschäftsführer Claus Waldenmaier sieht aber auch eine positive Seite: "Die restlichen 75 Prozent kümmern sich nach dem Ergebnis mehr um ihre Kinder."

(dpa/red)
->   Genedia
 
 
 
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01.01.2010