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Menschliche Stammzellen in Affen-Gehirn eingebaut  
  US-Forscher berichten, es sei ihnen gelungen, Stammzellen eines menschlichen Fetus in das Gehirn eines ungeborenen Affen einzupflanzen. Dort hätten sich die Zellen erfolgreich ins Nervengewebe eingebaut.  
Die Fachzeitschrift "Science" berichtete am Donnerstag von einem entsprechenden Versuch der Wissenschafter Evan Snyder von der Harvard University und Curt Freed von der University of Colorado.
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Originalartikel in Science Express
Der Originalartikel "Segregation of Human Neural Stem Cells in the Developing Primate Forebrain" wurde online in "Science Express" publiziert und wird in einer der nächsten Print-Ausgaben des Magazins erscheinen.
->   Abstract des Artikels
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Forscher: "Hoffnungsvolles Zeichen"
Die Forscher deuteten das Ergebnis als hoffnungsvolles Zeichen, dass eines Tages beim Menschen durch das Einbringen von Stammzellen in das Gehirn von Ungeborenen Nervenkrankheiten geheilt werden können.

Man er erhofft sich von der Forschung an embryonalen Stammzellen auch Heilungsmöglichkeiten für Krankheiten wie Parkinson und Alzheimer.
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Embryonale Stammzellen
Stammzellen sind in ihrer Entwicklung nicht so festgelegt wie die bereits ausdifferenzierten Körperzellen:Sie sind Vorläuferzellen, aus denen sich die einzelnen Organe eines Menschen oder Tieres entwickeln. Aus den so genannten embryonalen Stammzellen, die dem Embryo in einem sehr frühen Entwicklungsstatus entnommen werden, kann noch jedes beliebige Organ oder Gewebe werden, je nachdem, welchen Umwelteinflüssen oder Signalen von Nachbarzellen sie ausgesetzt werden. Wenn man die genauen Signale kennt, die dazu führen, dass sich Nervenzellen, Muskelzellen oder Herzzellen bilden, so könnte man diese Entwicklung im Labor gezielt steuern, und die so gezüchteten Zellen dann für Transplantationen verwenden. Die Embryonen selbst werden durch die Entnahme vernichtet, was dem österreichischen Fortpflanzungsmedizingesetz gemäß verboten ist.
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Der Versuch im Detail
Bei dem Versuch wurden geklonte Stammzellen aus dem Nervengewebe eines nach 15 Wochen abgetriebenen menschlichen Fetus verwendet.

Diese wurden durch die Bauchdecke und Gebärmutterwand einer etwa im dritten Monat schwangeren Äffin in die Gehirnflüssigkeit des Affen-Fetus gespritzt.

Die menschlichen Stammzellen entwickelten sich zu ausgewachsenen Zellen in der Gehirnrinde des Affen.
Erfolg zeigt, was möglich ist
"Unsere Arbeit zeigt, dass diese neuralen Stammzellen in den Einwicklungsvorgang eintreten und zu normalen Gehirnzellen werden können", sagte Freed.
Heilung schon im Mutterleib?
Er nannte den Versuch einen Beweis, dass entsprechende Heilverfahren grundsätzlich denkbar seien. Es könne damit möglich sein, noch im Mutterleib Stoffwechseldefekte zu heilen.
"Großer Schritt" bis zur Anwendung beim Menschen
"Von dem Beweis der prinzipiellen Machbarkeit zur tatsächlichen Einflussnahme auf eine spezifische Gehirnkrankheit bei einem sich entwickelnden Menschen ist es ein großer Schritt", warnte er jedoch.

Als Beispiel für eine Krankheit, für die eine solche Therapie in Frage kommen könnte, nannte Freed das gehäuft bei Osteuropäischen Juden auftretende Tay-Sachs-Syndrom.
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Tay-Sachs-Syndrom
Dabei fehlt den Betroffenen wegen eines defekten Gens ein bestimmtes Enzym. Als Folge tritt durch eine zunehmende Zerstörung des Zentralnervensystems mit Symptomen wie Lähmungen, Krampfanfällen und Erblindung der Tod meist bis zum vierten Lebensjahr ein.
->   Mehr zum Tay-Sachs-Syndrom
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Umstrittene Forschung an Embryonen
Die Forschung an embryonalen Stammzellen ist weltweit umstritten. In Österreich und Deutschland ist die Forschung an Embryonen bisher verboten.

Im Juli sorgte die Meldung von US-Forschern für Aufregung, die zugaben, Embryonen erstmals nur für Forschungszwecke erzeugt zu haben.

Auch in Österreich wird seit Monaten diskutiert - Anfang Juli hat sich die von der Regierung eingesetzte Bioethik-Kommission konstituiert. Sie soll die Bundesregierung bei umstrittenen Themen wie der Präimplantationsdiagnostik oder der Stammzellentherapie beraten.

(APA/Reuters/red)
->   Der Originalartikel in Science Express (kostenpflichtig) als pdf-Datei zum Download
Mehr über die weltweite Diskussion um Stammzellen-Forschung in science.orf.at:
->   Erste Bioethik-Konferenz in Österreich (13.07.01)
->   Großbritannien: Liberalste Stammzellen-Gesetze Europas (12.07.01)
->   Gentechnik-Debatte in Deutschland (10.07.01)
Host-Beiträge zum Thema Stammzellen und Gentechnik:
->   Franz Seifert: Was sind Gentechnik-Debatten? (11.07.01)
->   Ulrich Körtner: Überzählige Embryonen - was tun? (30.06.01)
->   Erich H. Loewy: Stammzellen als Geschäft? (18.06.01)
 
 
 
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01.01.2010