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Zellfabriken gegen Hirntumor  
  Neue Wege im Kampf gegen Hirntumore: Amerikanische und norwegische Wissenschaftler injizierten Mäusen genetisch veränderte Nierenzellen, die Anti-Krebs-Wirkstoffe produzieren.  
Blut-Hirn-Schranke erschwert Behandlung
Einem Hirntumor ist nur schwer beizukommen. Geschützt durch die Blut-Hirn-Schranke können sonst gut wirksame Krebsmedikamente ihn nicht über das Blut erreichen und bekämpfen. Doch es gibt auch einen anderen Weg: Man implantiert vor Ort genetisch veränderten Zellen, die als lebende Fabriken den Wirkstoff gegen Krebs produzieren.
Hemmung von Blutzufluss zerstört Tumore
Glioblastome gehören zu den aggressivsten Hirntumoren - die meisten Patienten überleben keine 18 Monate nach der Diagnose. Für sein schnelles Wachstum benötigt der Tumor jedoch einen permanenten Blutzufluss - und genau das macht ihn auch angreifbar.
Bestimmte Proteine, so genannte Endostatine, verhindern die Angiogenese, die Neubildung von Blutgefäßen, sodass dem Tumor quasi das Wasser abgegraben wird. Das Problem besteht nun darin, diese Angiogenese-Hemmstoffe an ihren Einsatzort zu bringen.
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Nieren-Zellfabriken produzieren Proteine
Zwei Arbeitsgruppen schlagen hierfür den gleichen Weg vor: Sie stellten genetisch veränderte Nierenzellen her, sodass diese menschliches Endostatin produzierten, und bauten sie in eine
Polymermatrix ein (Nature Biotechnology vom Januar 2001). Die so hergestellten Kapseln produzierten als lebende Fabriken das Tumormedikament, die Matrix soll dabei die artfremden Zellen vor einem Angriff des Immunsystems schützen.
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Zwei Testreihen, zwei Erfolge
Die Arbeitsgruppe von Rona Carroll von der Harvard Medical School in Boston injizierte die Kapseln unter die Haut von krebskranken Mäusen. Der Tumor ging dabei innerhalb von drei Wochen um 72 Prozent zurück.
Die Arbeitsgruppe von Tracy-Ann Read von der University of Bergen behandelte die Hirntumore von Ratten mit den Endostatin-produzierenden Kapseln. Die Versuchstiere lebten um 84 Prozent länger als die Kontrolltiere.
Auch für Menschen anwendbar?
Die Wissenschaftler hoffen natürlich jetzt, ihre künstlich hergestelleten "Arzneifabriken" auch beim Menschen einsetzen zu können. Tracy-Ann Read schätzt, dass Patienten damit mindestens ein Jahr länger leben könnten, auch wenn das noch keine endgültige Heilung darstellt.
Judah Folkman von der Harvard Medical School
glaubt, dass durch die Injektion der Kapseln, aufwendige Operationen vermieden werden können: "Es ermöglicht eine völlig neue Methode, Hirntumoren zu behandeln."
->   Spektrum der Wissenschaft
->   Harvard Medical School
->   Institut für Anatomie und Zellbiologie an der Universität Bergen
 
 
 
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01.01.2010