News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Totes Meer: Bald so tot wie sein Name  
  Dem Toten Meer geht es schlecht. Knapp einen Meter sinkt derzeit das Wasser pro Jahr. Umweltschützer geben dem einzigartigen Salzmeer am tiefsten Punkt der Erde nur noch 50 Jahre. Und sie machen in einer weltweiten Kampagne aufmerksam auf die dramatischen Vorgänge.  
"Lasst das Tote Meer leben"
"Wenn der Wasserspiegel in diesem Tempo weitersinkt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass am Ende nur noch ein kleiner See übrig bleibt", warnt Gidon Bromberg von der Umweltschutzgruppe "Friends of the Earth - Nahost".

Die Organisation hat eine große Kampagne "Let the Dead Sea Live" (Lasst das Tote Meer leben) zum Schutz des Meeres gestartet. Sie soll in den nächsten 18 Monaten die Weltöffentlichkeit über den dramatisch schlechten Zustand des Meers aufklären. Unterstützt wird sie auch von der Europäischen Union.
->   Friends of the Earth - Nahost
->   Kampagne "Let the Dead Sea Live"
...
Totes Meer
Das Tote Meer (arabisch Bahr el Miyet), ein Salzsee an der israelisch-jordanischen Grenze, ist 80 Kilometer lang, bis zu 18 Kilometer breit und 388 Meter tief. Es liegt am Mündungsbecken des Jordan und ist die tiefste Depression der Erde (Seespiegel 406 Meter unter dem Meeresspiegel). Infolge des hohen Salzgehalts gibt es im Toten Meer keine Lebewesen (Salzgehalt an der Oberfläche 30%, in der Tiefe 33%). Bei extrem trocken-heißem Klima wird vor allem bei Sedom Salz gewonnen (Brom, Kali).
->   Mehr über das Tote Meer
...
Gesundheitsförderndes Weltkulturerbe?
Das Tote Meer, das von Jordanien, dem palästinensischen Westjordanland und Israel umgeben wird, ist bekannt für seine gesundheitsfördernden Eigenschaften. Es zieht jedes Jahr viele Touristen an.

Langfristiges Ziel von "Friends of the Earth" ist es, das Tote Meer als Weltkulturerbe und Biosphären-Reservat bei den Vereinten Nationen zu registrieren. Die Schuld an der beklagenswerten Situation des Salzmeers geben die Umweltschützer dem Menschen.
Wasser für Industrie und Landwirtschaft
Das Tote Meer speist sich hauptsächlich aus dem Wasser des Jordans. Doch 70 Prozent dieses Wassers erreichen es heute gar nicht mehr. Auf Grund der allgemeinen Wassernot in der Region wird das Jordan-Wasser nach Israel und Jordanien umgeleitet, wo es für Industrie, Landwirtschaft und den Hausgebrauch genutzt wird.
Gefahr Mineraliengewinnung
Darüber hinaus zerstört die Mineraliengewinnung im südlichen Bereich des Toten Meers das biologische Gleichgewicht. Auch die artenreiche Tier- und Pflanzenwelt, die sich am Ufer des Meers angesiedelt hat, wird in Mitleidenschaft gezogen.

Die Folgen beschreibt Bromberg in drastischen Zahlen: "Das Tote Meer hat in den vergangenen 30 Jahren 25 Meter an Tiefe verloren. Etwa ein Drittel der Gesamtoberfläche ist ausgetrocknet und die Länge des Meers ist mittlerweile von 80 auf 50 Kilometer geschrumpft."
Politische Lage erschwert Schutz
Die derzeitige politische Lage in Israel und den Palästinensergebieten erschwert die Naturschutzarbeit enorm, sagen die Mitarbeiter der Umweltorganisation, die seit mehreren Jahren an dem Konzept arbeiten. Die Organisation lebe von der direkten Zusammenarbeit von Jordaniern, Palästinensern und Israelis.

Das Büro in Ost-Jerusalem, in dem Palästinenser und Israelis Seite an Seite gearbeitet hatten, musste kurz nach Ausbruch der Intifada geschlossen werden. Die Organisation hatte fast täglich Drohungen erhalten. Bromberg hat jetzt für die israelische Seite der Organisation ein Büro in Tel Aviv eingerichtet.
Dreimal Weltkulturerbe?
Solange die politische Situation die Zusammenarbeit nicht ermöglicht, will "Friends of the Earth" Palästinenser, Israelis und Jordanier zumindest dazu bewegen, jeweils ihren Teil des Toten Meers als Weltkulturerbe anerkennen zu lassen.
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010