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Wenn eine Mutter ihr Kind verstößt  
  Wenn das mütterliche Immunsystem den Embryo als Fremdkörper identifiziert, versucht es diesen auf gleiche Weise zu zerstören wie es auch gegen Bakterien vorgeht. Wüsste sich der Embryo nicht gegen den mütterlichen Angriff zu wehren, gäbe es kein neues Leben.  
Bisher nahmen die Wissenschaftler an, nur die T-Zellen könnten dem Fötus gefährlich werden. T-Zellen erkennen und zerstören fremde Zellen im Körper. Nach neuesten Untersuchungen jedoch hat sich erwiesen, dass das mütterliche Immunsystem mit seiner ganzen Kraft - einschließlich des so genannten Komplementsystems - gegen das werdende Leben vorgeht, so
"Nature Immunology" in seiner neuesten Ausgabe.
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Wie funktioniert das Immunsystem
Das Immunsystem schützt den Körper vor Krankheitserregern. Sobald sich ein Fremdkörper wie ein Bakterium (Antigen), in den Körper eindringt, stürzen sich Fresszellen (Makrophagen) im Blut darauf. Das ist die allgemeine Immunabwehr. Mit Hilfe von Botenstoffen werden daraufhin die T-Helferzellen zur spezifischen Immunabwehr zu Hilfe gerufen: Der Körper produziert Antikörper gegen die Eindringlinge, sowie Gedächtniszellen, die bei einem erneuten Eindringen desselben Antigens einen sofortigen Schutz gegen die Krankheit gewährleisten - man ist immun. Das Komplementsystem ergänzt den Abwehrmechanismus des Körpers. Mit seiner Hilfe werden schließlich die fremden Zellen zerstört.
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->   Das Immunsystem
Der Embryo als Eindringling
Das mütterliche Immunsystem weiß zu Beginn einer Schwangerschaft nicht, ob der Eindringling ein Bakterium oder der eigene Nachkomme ist. Es betrachtet den entstehenden Embryo zuerst einmal als Fremdkörper, denn er hat auch Eigenschaften des Vaters.
Wenn allerdings das Immunsystem der Mutter gegen den Eindringling vorgeht, wird der Embryo abgestoßen.
Um nicht bekämpft zu werden, schaltet der Embryo an einer bestimmten Stelle das mütterliche Immunsystem aus. Eine Arbeitsgruppe am Medical College of Georgia fand bereits 1998 heraus, auf welche Weise die T-Helferzellen der Mutter am Angriff auf das Kind gehindert werden: Der Embryo produziert ein Enzym (die Indolamin-2,3-dioxygenase), das die Entstehung der mütterlichen T-Zellen verhindert.
Mehr dazu in Science vom 21. August 1998
->   Science Magazine
Mit voller Kraft des Immunsystems gegen neues Leben

Makrophage bei der Arbeit
Doch nicht nur die T-Zellen gefährden den Embryo. Das fand die gleiche Arbeitsgruppe nun heraus. Auch das Komplement-System ist an der Abwehrreaktion beteiligt. Damit aber geht das mütterliche Immunsystem mit voller Kraft gegen das neue Leben vor.
Anders als die klassische Immunologie vermutet, aktivieren die T-Zellen das Komplementsystem, so haben Andrew Mellor und seine Arbeitsgruppe herausgefunden. Bisher sei man davon ausgegangen, dass es keine Verbindung zwischen T-Zellen und Komplementsystem gibt. "Wir wissen jetzt aber, dass die Natur des Angriffs doch etwas anders ist, als wir bisher annahmen", so Mellor.
->   Nature Immunology
->   Medical College of Georgia, Institute of Molecular Medicine and Genetics
 
 
 
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01.01.2010