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Demokratischer Umgang mit Forschungsergebnissen  
  Der Vorsitzende des US-Bioethikrates, Harold Shapiro, diskutierte am Freitag im Rahmen eines Gentechnologie-Workshops in Salzburg die Frage, wie Demokratien mit wissenschaftlichen Ergebnissen umgehen sollten, die eine große moralische Tragweite haben.  
Dabei ging es auch um konkrete Beispiele, etwa die Frage: Embryonale Stammzellenforschung, ja oder nein?
Prominenter US-Bioethiker
Princeton-Professor Harold Shapiro, der 1996 von Bill Clinton zum Vorsitzenden des US-Bioethikrates berufen wurde - eine Funktion, die er auch heute noch ausübt - ist einer der prominentesten amerikanischen Bioethiker.
Biologische Revolution hat "erschütternde Bedeutung"
Die biologische Revolution habe für die Menschheit eine ähnlich "erschütternde" Bedeutung wie der Beweis von Kopernikus, dass die Erde um die Sonne kreist, und nicht umgekehrt, meint Shapiro.

Nun ist der Mensch auch aus dem Zentrum des biologischen Universums gerückt - die DNA verbindet ihn schließlich sogar mit Bakterien.
Wissenschaftler lassen Laien "im Stich"
Wissenschaftler würden die wissenschaftlichen Laien mit ihren oft menschenbild-erschütternden Ergebnissen häufig aber allein lassen, kritisiert der Bioehtiker.

Forscher könnten mit moralischen Fragen nichts anfangen. Bei ihnen gehe es vor allem darum, dass eine bessere Theorie eine schlechtere vernichte. In moralischen Fragen gebe es aber viele parallele Ansichten, so Shapiro.
Strenge Regelungen gefordert
Wie sollen aber Demokratien mit diesen konkurrierenden Standpunkten umgehen? - Indem man laut Harold Shapiro strenge Regelungen schafft, die auch die Haltung des Gegners miteinbeziehen.

Und so möchte der Princeton-Professor auch die in Österreich diskutierte Frage behandeln, ob an embryonalen Stammzellen geforscht werden soll.
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Wie gewinnen Forscher embryonale Stammzellen?
Stammzellen, diese Alleskönner unter den Zellen, die sich zu jeder Art Gewebe entwickeln können und daher zum Beispiel zur Reparatur kaputten Herzgewebes taugen würden, können aus vier Quellen kommen: aus abgetriebenen Föten, von überzähligen Embryos aus künstlichen Befruchtungen, aus Klonversuchen oder aus gespendeten Ei- und Samenzellen.
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Überzählige Embryonen ...
"Man könnte jetzt sagen, wir nehmen nur die Stammzellen aus den überzähligen Embryonen von künstlichen Befruchtungen. Denn die wurden zum Zweck der Fortpflanzung erzeugt, werden dafür aber nicht mehr benötigt", erklärt er eine Alternative.
... statt speziell für die Forschung gezüchtet
"Deswegen führt man sie einem anderen guten Zweck zu. Aber man erlaubt es zum Beispiel nicht, Embryos nur für wissenschaftliche Zwecke zu erzeugen und zu zerstören¿, so Shapiro.
Bushs Entscheidung: "Unverantwortlich"
Die Entscheidung des amerikanischen Präsidenten Bush, embryonale Stammzellenforschung nur an bereits existierenden Zelllinien zu erlauben, hält Shapiro hingegen für unverantwortlich gegenüber künftigen Generationen.

Franz Zeller, Ö1-Wissenschaft
 
 
 
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01.01.2010