News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Kosmos 
 
Beginnender Weltall-Tourismusboom?  
  Werden dem Weltraumtouristen Tito, der die Internationale Raumstation ISS im Mai besuchte, bald weitere gut betuchte Weltall-Interessierte Folgen? Wenn es nach dem Unternehmen MirCorp geht, dann sollen zahlende Touristen innerhalb der nächsten drei Jahre eine neue Weltraumstation besuchen können.  
Eine speziell für diesen Zweck konstruierte "Mini-Station 1" solle drei Menschen für die Dauer von 20 Tagen aufnehmen können, meldete die russische Nachrichtenagentur Interfax am Dienstag unter Berufung auf MirCorp-Präsident Jeffrey Manber.
Mittels Sojus-Raketen zur Raumstation
Für die Touristen-Flüge ins All will Manber russische Sojus-Raketen nutzen, die auch die Internationale Raumstation ISS versorgen.

Im Mai war der US-Bürger Dennis Tito als erster Weltall-Tourist mit einem russischen Raumschiff zur ISS gereist. Er soll dafür 20 Millionen Dollar (rund 310 Millionen ATS; 22 Millionen Euro) gezahlt haben.
...
Der Besuch des Tito auf der ISS
Gegen den Protest der US-Raumfahrtbehörde NASA hatte Tito knapp eine Woche an Bord der Orbitalstation ISS verbracht. Seine Zeit vertrieb sich der Amerikaner, indem er die Erdkugel durch die Bullaugen der ISS bestaunte, Fotos und Videoaufnahmen machte und alle 90 Minuten einen Sonnenaufgang erlebte. Außerdem räumte er die Bordküche auf. In einem Schnellkurs hatte die russische Raumfahrtbehörde Tito über Monate fit für den Weltraum gemacht.
->   Mehr zu Titos Urlaub auf der ISS
...
Vermarktungs-Pläne nach Titos ISS-Besuch
Russland sehe in der Zukunft keine Hindernisse für weitere Touristenflüge in den Weltraum, hatte Juri Semjonow, Chef des russischen Raumfahrtunternehmens Energija, nach dem Besuch Titos auf der ISS erklärt.

Tito hatte an Bord der ISS von seinen Plänen berichtet, sich gemeinsam mit den Russen um die Vermarktung derartiger Abenteuertouren für Millionäre zu kümmern.
Einige Interessierte
Potenzielle Weltall-Bummler dürfte es bereits geben: Etliche äußerst wohlhabende Briten hätten sich bei einem Londoner Abenteuerreiseveranstalter für einen Flug ins All angemeldet, berichtete die russische Nachrichtenagentur Itar-Tass.

Die Interessenten seien bereit, der russischen Raumfahrtbehörde enorme Summen für einen Platz in einem Sojus-Raumschiff zu zahlen, teilte eine Sprecherin des Reiseveranstalters mit. Ob die Flüge zu Stande kommen, steht aber wegen des Widerstandes der NASA noch in den Sternen.
Vielseitige Nutzungsmöglichkeiten
Die von MirCorp jetzt geplante "Mini-Station 1" wird mit neuer russischer Hardware ausgerüstet werden und in etwa die Größe der alten Saljut-Raumstation, der Vorgängerin der Mir, haben. Darüber hinaus soll sie sich mit der ISS die selbe Umlaufbahn teilen.

Die neue Plattform im All soll aber nicht nur Weltraumtouristen offen stehen, sondern Wissenschaftlern wie auch Filmemachern Projekte ermöglichen.

 
Bild: APA

Die im Frühjahr in der Erdatmosphäre verglühte russische Raumstation Mir.
->   Mehr zur Raumstation Mir
Weltraumtourismus als Priorität
Manber sagte, der Weltraumtourismus solle nicht länger eine Nebentätigkeit seiner Firma bleiben, sondern Priorität erhalten. Die "Mini Station 1" werde in Zusammenarbeit mit dem russischen Raumfahrtunternehmen Energija gebaut, das mit 60 Prozent an MirCorp beteiligt ist.

Die Station solle 15 Jahre lang im All bleiben. In der Zeit bis zu ihrem 2004 geplanten Start strebe die Firma eine Einigung mit den ISS-Partnern an, um bis dahin weitere Touristen zur ISS bringen zu können.
...


Saljut (grün) transportiert von einer Sojuz Rakete (grau)
Saljut als Vorgängerin der Mir
Saljut 1 wurde am 19. 4. 1971 in eine Erdumlaufbahn in 200 bis 222 km Höhe gebracht. Sie war ca. 6 Monate in der Erdumlaufbahn. In dieser Zeitspanne legten die Raumschiffe Sojus 10 und 11 an Saljut an. Die Mannschaft von Sojus 11 brachte ab 6. 6. 1971 knapp 24 Tage auf Saljut 1 zu, kam aber bei der Rückkehr zur Erde am 30. 6. 1971 infolge einer abrupten Dekompression ums Leben. In den folgenden Jahren starteten die Sowjets weitere Saljut-Stationen, die von mehreren Besatzungen über Zeiträume von mehreren Monaten besucht wurden und zahlreiche wissenschaftliche, technische, medizinische und militärische Beobachtungen und Experimente vornahmen. Die 1982 gestartete Saljut 7 wurde 1986 von der Station Mir in ihren Funktionen abgelöst. In Saljut 7 stellten die 1984 gestarteten Kosmonauten L. Kisim, W. Solowjow und O. Atkow einen Langzeitrekord mit 238 Tagen Aufenthaltsdauer auf.
->   Mehr zu Saljut
...
Spektakuläre Ausblicke
Jede Mission zur "Mini-Station 1" soll mindestens einen zahlenden Kunden und zwei begleitende Kosmonauten umfassen, die mittels der Sojuz-Raketen zur Raumstation fliegen.

Die Station soll ein riesiges Aussichtsfenster enthalten, dass spektakuläre Ausblicke auf die Erde ermöglichen soll. Nächtigen werden die Besucher auf der jeweiligen Sojuz-Einheit, die zur "Mini-Station 1" fliegt.
...
Sojus-Raketen
Die Sojus-Raketen gelten als einfaches, robustes System. Zu erkennen sind sie an den markant gebündelten Antriebstufen, die nach dem Start abgesprengt werden. Auf der Startrampe ist die Sojus 43,8 Meter hoch und wiegt 305 Tonnen. Bereits 1999 hatte das europäisch-russische Raketenunternehmen Starsem damit einen ganzen Satz von 24 Globalstar-Satelliten ins All befördert. Anders als bei der europäischen Ariane-Rakete, die senkrecht stehend zusammengebaut wird, werden Sojus-Raketen in der Waagerechten montiert.
->   Mehr zum Sojus-Raketen-Konzept
...
Ursprünglich zum Absturz der Mir
Ob MirCorp über ausreichende Mittel zur Finanzierung von "Mini-Station 1" verfügt, war zunächst unklar. Vertreter von Energija waren für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Energija baute nicht nur die russischen Bauteile der ISS. Sie entwarf und entwickelte schon die Saljut-Raumstationen und die Module der Mir.

MirCorp wurde im Jahr 2000 gegründet, ursprünglich um die kontrolliert zum Absturz gebrachte Raumstation Mir mit privaten Geldern weiterzufinanzieren.

(APA/red)
->   MirCorp Home page
->   Mehr zur ISS
->   Raumstation MIR soll am 6. März abstürzen
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Kosmos 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010