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Babys "lallen" auch mit den Händen  
  Wenn Babys sprechen lernen, beginnen sie zunächst zu lallen. Ein Zeichen, dass sie gerade die rhythmischen Muster ihrer Sprache erkennen und erlernen. Eine neue Studie zeigt jetzt, dass Babys, deren taube Eltern nur in Zeichensprache kommunizieren, auch mit den Händen zu lallen beginnen.  

Die langsamen Handbewegungen eines Babys vor der Körpermitte.
Offenbar reagieren Babys äußerst sensibel auf sprachliche Rhythmen, unabhängig davon ob sie mit den Händen oder dem Mund erzeugt werden.

Zu diesem Ergebnis kam ein Wissenschaftlerteam rund um Laura Ann Petitto vom Dartmouth College, USA. Die Ergebnisse der Untersuchung veröffentlichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift 'Nature' (Bd. 413, S. 35 ¿ 36).

Für ihre Studie zeichneten Petitto die Handbewegungen sechs hörender Babys dreidimensional auf. Die Hälfte der Babys hatte taube Eltern, die sich mit ihren Kindern mit Hilfe der Zeichensprache verständigen.
Ungewöhnliche Handbewegungen
 

Wie die Wissenschaftler herausfanden, machten die Kinder der tauben Eltern nicht nur schnelle Handbewegungen, sondern auch ungewöhnliche, langsamere und einem bestimmten Rhythmus folgende.

Und zwar genau vor jener Stelle des Körpers - knapp unterhalb der Brust -, wo auch ihre tauben Eltern mit den Händen sprechen. Laut Petitto ein eindeutiges Zeichen für ein Lallen mit den Händen.
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Dreidimensionales Aufzeichnung-Optotrak
Die Aktivität der Babys wurde mit einem optoelectronic position-tracking system, kurz Optotrak, aufgezeichnet. Die Handaktivitäten der Babys wurde in einstündigen Sitzungen, während die Babys spielten oder Gegenstände präsentierten, aufgezeichnet. Die Babys waren zwischen sechs und zwölf Monaten alt.
->   Mehr Informationen über Optotrak
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Streitpunkt: Lallen
Manche Wissenschaftler behaupten, dass es sich beim Lallen von Babys nur um eine rein motorische Aktivität handelt, andere meinen, es sei eine sprachliche Aktivität, die zeigt, dass Babys die unterschiedlichen Sprachrhythmen erkennen und benutzen können.

Die Studie von Petitto scheint die zweite These zu bestätigen. ''Man kann ganz klar zwischen den Handbewegungen des stillen Lallens und den nicht-linguistischen Handbewegungen unterscheiden'', meint Petitto. Die linguistischen und rein motorischen Bewegungen unterscheiden sich durch ihre deutlich ausgeprägten rhythmischen Frequenzen.

''Diese Unterschiede können nur durch die Fähigkeit der Babys erklärt werden, die spezifischen Rhythmusmuster, welche die menschliche Sprache kennzeichnen, zu verstehen und zu benutzen'', so die Wissenschaftlerin.
Elterliche Sprache wichtiger als bisher angenommen
Sollte der Rhythmus der menschlichen Sprache wirklich so ausschlaggebend sein, dann könnte das Sprachverhalten der Eltern eine weitaus größer Rolle bei der Gehirnentwicklung eines Babys spielen als bisher angenommen. Denn die Sprache der Eltern ist für das Kind eine wichtige Informationsquelle, um die Grammatik und Struktur seiner Muttersprache zu erlernen.

''Das Lallen mit den Händen zeigt, dass der Mechanismus des Sprachen Lernens im Gehirn nicht nur für das Reden da ist'', sagt Petitto.

(red)
->   Die Studie von Laura Ann Petitto und ihrem Team
->   Das Lallstadium
Der Artikel in der Fachzeitschrift 'Nature' (Bd. 413, S. 35 - 36/kostenpflichtig)
->   Language rhythms in baby hand movements
->   Laura Ann Petitto
 
 
 
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01.01.2010