News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Technologie 
 
Intelligent: Textilien der Zukunft  
  Ob Pullover, Jacke oder Hose, die Textilien der Zukunft, an denen die Bekleidungsindustie und Designer bereits eifrig arbeiten, werden mit einer Reihe von "intelligenten" Features ausgestattet sein.  
Die Fahrradbotenjacke der Zukunft etwa besteht aus digitalen Fasern, die wie ein Display Bilder und Texte projizieren. Der Fahrradbote kann den Stadtplan auf seinem Ärmel sehen, der Weg zum neuen Auftrag wird ihm über GPS mit Pfeilen angezeigt.
Hauptziel Kommunikation
Bild: Lunar Design
Detail der Jacke
Den Rücken kann er als Werbefläche verkaufen. So zumindest stellt es eine Studie von Lunar Design dar. Sie erhebt keinen Anspruch auf sofortige Verwirklichung, zeigt allerdings eines ganz deutlich: Das Hauptziel der intelligenten Kleidung ist Kommunikation.
->   Lunar Design
"Electronic Sportswear" im Kommen
Der vielversprechendste Bereich ist allerdings offenbar der Freizeitbereich. Die Sportbekleidung wird zusehends funktional und die Konsumenten sind bereit, dafür Geld viel auszugeben.
...
Erstes Forschungsobjekt: Der Schuh
Die Anfänge der intelligenten Kleidung wurden am Forschungsobjekt Schuh gemacht. Vor rund 20 Jahren bauten Wissenschafter einem Laufschuh einen kleinen Rechner ein, der die Wegstrecke errechnen sollte. Noch heute konzentrieren sich viele Studien auf den Schuh. Am MIT in Boston und am Brüsseler Starlab arbeiten Wissenschafter an einem Fußballschuh mit einem eingebauten Chip. Dieser kann aufgrund von Tuchfühlung Gesundheitsprobleme des Fusses erkennen und den Spielstil des Schuhbesitzers analysieren. Forschungsschwerpunkt ist allerdings die Stromversorgung der intelligenten Kleidung. Am vielversprechendsten sind Projekte in Zusammenarbeit mit Herstellern, die die Energie, die man beim Auftreten erzeugt, umwandeln wollen.

Starlab in Brüssel

MIT Wearable Computing Web Page
...
Kombiniert mit biometrischen Sensoren
Kombiniert wird die High-Tech-Kleidung mit biometrischen Sensoren, die Puls, Blutdruck, Körpertemperatur, Atmung und andere Vitalfunktionen überprüfen - und Alarm schlagen, wenn man übertreibt.
"Techno Surfer" - Allround-Anzug für Snowboarder
Je wagemutiger der Sport und je extremer die Außentemperatur wird, desto sinnvoller kann die intelligente Elektronik eingesetzt werden, beschreibt Jan Erik Baars von Philips Design seinen Lieblingsprototypen, den "Techno Surfer".

Der "Techno Surfer" ist der Prototyp für einen so genannten "Adventurer", wie das in der Designersprache heißt. Der Snowboarder ist mit einem Anzug unterwegs, der Kommunikations- und Navigationstechnologie eingebaut hat.
Lebensrettende Features eingebaut
Er kann bei einem Unfall jederzeit über GPS geortet werden. Viele lebensrettende Features wurden eingebaut: wenn das integrierte Thermometer etwa aufzeigt, dass die Körpertemperatur unter ein bestimmtes Level fällt, heizt sich der Anzug von selbst auf.
Augen im Rücken warnen vor Zusammenstoß
Der "Techno Surfer" hat aber auch Augen auf dem Rücken. Ein Sensor auf dem Rücken des Anzuges meldet sich, wenn andere Snowboarder oder Skifahrer zu nahe kommen. Und den Zugang zum Skigebiet gewährt der integrierte Skipass.
...
Die Kleidung als Warnsignal
Amerikanische Wissenschafter entwickelten vor kurzem einen Sensor für Textilien, der giftige Chemikalien mit einer Farbänderung anzeigt. Die Erkennungsmoleküle können auf Pestizide, Nervengas oder zum Beispiel viel banaler auf verdorbene Lebensmittel reagieren.
...
Eingebauter "Musikshop"
Der Techno Surfer hat auch einen eingebauten "Musikshop" bei sich. Bewegungsdetektoren registrieren den Rhythmus der Bewegungen und stimmen die Musik danach ab. Der Snowboarder mixed seine Musik also mit den eigenen Bewegungen.
Jedem sein eigenes Klima dank "Microlimat"
Interessant ist auch das Modell "Microclimat", ebenfalls aus dem Philips-Designlabor in England. Diese Jacke mit Kapuze und Mundschutz will den Träger vor Abgasen und extremen Temperaturunterschieden schützen.

Die Jacke erzeugt ihr eigenes, stabiles Klima. Natürlich wird die Idee weitergesponnen. Das "Microclimat" beinhaltet dann nicht nur Temperatur, sondern auch Akustik. Der Träger schafft sich seine eigene Sound-Umgebung, in der er sich wohlfühlt.
->   Philips Design
Computer ganz nah
Die Idee hinter der sei eigentlich, "dass man das, was Computer können, immer bei sich tragen will. Da es aber schwierig ist, Computer zu implantieren, werden sie eben in die Kleidung integriert", erklärt Robert Trappl vom Österreichischen Forschungsinstitut für Artificial Intelligence in Wien.

"Man darf dabei nicht vergessen, dass jeder von uns schon eine Unmenge von Computern mit sich herumträgt - vom Handy bis zum PDA. Bisher ist das meiste allerdings auf den auditiven Bereich beschränkt", so Trappl.
"Visuelle Kommunikation kommt als nächstes"
Doch "die visuelle Kommunikation kommt als nächstes", ist sich der Experte sicher. Erste Ansätze gibt es bereits mit Brillen, an denen Minikameras befestigt sind oder mit denen man fernsehen kann.
->   Österreichisches Forschungsinstitut für Artificial Intelligence
Großes Potential der intelligenten Fasern
In der intelligenten Faser steckt jedenfalls ein großes Potential: Einer der größten deutschen Bekleidungshersteller, die Firma Steilmann, arbeitet zum Beispiel an einer Anti-Elektrosmog Kollektion, die aus silberbeschichteten Polyamidfasern besteht. Geforscht wird zudem an Fasern, die mit UV-Absorber beschichtet sind.
Leistungssteigerung für Sportler
Interessant sind auch Projekte mit Textilien, die eine leistungssteigernde Wirkung auf den Sportler haben sollen. Am bekanntesten sind Stoffe, die durch Muskelkompression die Ermüdung der Muskeln verhindern sollen.
Pullover statt Deo?
Auf der anderen Seite werden zur Zeit auch völlig neuartige Textilien entwickelt. Ein Forscherteam am Deutschen Textilforschungszentrun Nord-West in Krefeld hat Substanzen entwickelt, die Schweiß neutralisieren können.

Das Textil wird zum Speicher für Gerüche, kann aber genauso gut angenehme Düfte oder hautpflegende Substanzen abgeben.
->   Mehr dazu in science.orf.at
...
Erinnerung an einen schönen Ferientag
Auch im oben bereits erwähnten Brüsseler Denklabor Starlab - wo rund 60 Wissenschafter aus 28 Ländern arbeiten - wird an Kleidung gearbeitet, die Gerüche speichert. Und zwar um z.B. an schöne Ferientage zu erinnern - in Kombination mit der gespeicherten Geräuschkulisse vor (Ferien)Ort. Das so genannte "Sound perfume" könnte auch Wunder bei Panikattacken wirken und die Lage beruhigen.
->   Das Starlab in Brüssel
...
Schlaues Hemd krempelt die Ärmel auf
Fast zuviel an Perfektion bietet ein schlaues Hemd, das italienische Modedesigner entwickelt haben: Bei Wärme ziehen sich die Ärmel automatisch hoch. Das Gewebe des Hemdes besteht aus einer metallischen Legierung, die bei Wärme wieder ihre ursprüngliche Form annimmt.

Über den Tragekomfort gibt es keine Informationen. Der Ansatz jedoch könnte noch gewinnbringender eingesetzt werden: Ein Hemd, das nicht gebügelt werden muss, weil es wieder die ursprüngliche Form annimmt, wäre sicher ein enormer Verkaufserfolg.

Ein Beitrag von Ulrike Schmitzer für die Ö1-Dimensionen
->   Österreich 1
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Technologie 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010