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Fische für unsere Nachkommen  
  Großfischfang gefährdet zahlreiche Fischarten, deren Lebensraum die offenen Meere sind. Zu den größten Problemen gehören Misswirtschaft in der Fischerei, die Überfischung vieler Gewässer und mangelnde Regulierungen. Meeresbiologen versuchen nun mit neuen Methoden, die Lebensräume von Meerestieren besser kennen zu lernen, um sie in Zukunft auch besser schützen zu können.  
Gastbeitrag von Andreas Walli
Die Verwendung von implantierten Sensoren, Satelliten-Sensoren, optischen und aktiven Sensoren auf Satellitenplattformen, sowie die Analyse solcher Umwelt-Metadaten sollen diesem Ziel dienen.

Die Aufdeckung von ökologischen Zusammenhängen über weite Strecken der Weltmeere und die regionalen Auswirkungen, die menschliche Aktivitäten darauf haben, sind eine neue Entwicklung in der Meeresbiologie.
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Ein Beitrag in drei Teilen
Der Österreicher Andreas Walli forscht am Tuna Reserach and Conservation Center der Standford University. In einem dreiteiligen Gastbeitrag für science orf.at stellt er die neuen technischen Lösungen der Meeresbiologie vor. Am Beginn wird der Hintergrund der weltweiten Problematik der Großfischerei analysiert.
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Fischverbrauch steigt dramatisch an
Der weltweite Pro-Kopf-Verbrauch an Fischprodukten ist in den letzten 20 Jahren dramatisch angestiegen. Die Fischereiabteilung der FAO (Food and Agricultural Organization) publiziert alle zwei Jahre eine umfassende Statistik für die internationale Fischereiprodukion.

Laut der letzten Zusammenfassung ist der internationale Fischfang für 1999 auf 125 Millionen Tonnen angestiegen. Davon wurden 30.4% zu Fischmehl für Tierfütterung weiterverarbeitet. International wurden im Durchschnitt pro Person 15.4 kg Fisch pro Jahr verbraucht.
Tragödie der Statistik
Eine der Haupttragödien dieser Statistik und auch ein Grundproblem der internationalen Fischereiindustrie ist ihre Uneffizienz. Ein großer Teil des Fanges ist nämlich ''nur'' Beifang.

Der Anteil dieses Beifanges wird weltweit auf ca. 40% geschätzt (FAO, 2000) und ist nicht in den 125 Mill. Tonnen jährlichen Fischfanges inkludiert - d.h. der eigentlich Fang ist fast doppelt so hoch!
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Beifang
ist jener Teil des Fanges, der nicht gewünscht ist, bzw. für die der Fischer keine Genehmigung hat und der auf See über Bord entsorgt wird.
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Misswirtschaft in der Fischerei
Die ökologischen Konsequenzen dieser Misswirtschaft können aber noch viel höher bemessen werden. Hauptopfer sind meistens Arten, deren Populationen durch ihre Fortpflanzungscharaktere nicht gegen eine industrielle Ausbeutung resistent sind.

In Folge dessen ist deshalb in den letzten Jahren ihre Anzahl ständig zurückgegangen und sie sind teilweise sogar vom Aussterben bedroht. Haie, Meeresschildkröten, bestimmte Schwertfischarten, Delphine und Seevögel sind Meeresorganismen, die direkt von diesem Effekt betroffen sind . Fast alle wirtschaftlich genutzten Arten sind auch von dieser Verwaltungspolitik betroffen.
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Lizenz zum Töten?
Zum Beispiel müssen Langleinen-Fischer, die eine Lizenz für Schwertfische haben, alle Thunfische oder andere Arten, die in einer Nacht gefangen wurden, wieder ''entsorgen''. Dieses Problem trifft auf fast alle geregelten Fischereien dieser Weltmeere zu.
->   Geschichte des Tunfischfanges
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Fangquoten wären sinnvoll
Ein zweites großes Problem stellt die allgemeine Überfischung von Populationen in den Weltmeeren dar; 20% wurden als überfischt klassifiziert, 50% als ausgebeutet (d.h. keine Produktionssteigerung) und 30% als unterfischt (FAO,2000).

Obwohl die Nachfrage steigt, könnte der Bedarf gedeckt werden ohne den zukünftigen Bestand zu gefährden. Eine Lösung dafür wäre eine richtige Populationsverwaltung: Lässt man genug Fische zum laichen übrig, sollte die Population bis in die nächste Fischsaison auf ihre ursprüngliche Grösse zurückwachsen.

Überfischung eines Bestandes kann durch richtige Regulierungen z.B. Festsetzung einer jährlichen Fischfangquote, entgegengesteuert werden.
->   Mehr Informationen zum Thema Überfischung
Regulierungen
Leider ist dies in der Praxis fast ein Kunststück, da man dazu wissen sollte, wie viele Fische eigentlich übrig geblieben sind. Traditionell wird die Größe eines Bestandes durch die Anzahl ihres Fanges geschätzt - d.h. umso mehr in einem Gebiet gefangen wird, umso größer ist (war) die Population in diesem Gebiet.

Grundlegend wird auch davon ausgegangen, dass Fischpopulationen gleichmäßig über die Weltmeere verteilt sind. Forschungen in den letzten Jahren haben aber gezeigt, dass dies für die wenigsten Fischarten zutrifft; die Akkumulation solcher Bestände in Gebieten, die kurzfristig die besten Lebensbedingungen (Temperatur, Futter etc.) bieten, ist eher der Fall.
Schätzung der Fischbestände
Spätestens seit der Einführung von aktiven Sonar in die moderne Großfischerei, ist die traditionelle Methode der Schätzung über die Größe eines Fischbestandes nicht mehr adäquat.

Verwaltungsstrategien für die meisten wirtschaftlich wichtigen Fischarten basieren aber noch immer über diese traditionellen Uberlegungen. Die Berücksichtigung von saisonellen und jährlichen Umwelteinflüssen (El Nino, La Nino etc.) und der Methodik der Fischerei, sind erst neuere Errungenschaften in dieser Verwaltungspolitik.
Regulierungen fehlen
Diese Regulierungen sind zwar an verschiedene Arten angepasst, doch meistens von Region zu Region, Staat zu Staat verschieden oder gar nicht erst vorhanden.

Meerestiere deren Lebensraum das offene Meer ist, unternehmen lange Wanderungen zu sehr produktiven Futterplätzen oder Laichplätzen . Regionale Regulierungen für einen Bestand sind deshalb nicht erfolgversprechend.
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Grauzone: Internationale Hoheitsgewässer
Jenseits von 200 nautischen Meilen von der Küste entfernt, befinden sich internationale Hoheitsgewässer die keiner direkten Fischerei-Jurisdiktion unterliegen; obwohl meldepflichtig, kann im größten Teil dieser Weltmeere ungeregelt gefischt werden. Dies kommt sehr Ländern gelegen, die auf diese Langstreckenfischerei angewiesen sind und auch als größte Verbraucher für Fischprodukte aufscheinen (China & Japan, FAO, 2000).
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Der gezielte Schutz bestimmter Arten
Die Grundinformationen zum Lebensverhalten einer Art bilden die Basis für ein solches Unterfangen.

- Aufgedeckte Laichgebiete können geschützt werden;
- Wissen der Grösse eines Bestandes kann eine zu hohe Ausbeutung verhindern;
- Jahreszeitliche Akumulationen können geschützt werden;
- Wissen über die durchschnittliche Tiefe-Preferenzen einer Art können zur besseren Fischmethodik führen und somit den Beifang reduzieren ( dies erscheint besonders in den offenen Meeren von Bedeutung, da verschiedene Meerestiere gleiche Wanderwege entlang von Futtterquellen benutzen).
- Wenn Fangquoten in Kraft sind kann das Wissen über die genauen Standorten einer Population zu einem effizienteren, wirstchaftlich ökonomischeren, sicheren und ökologisch verträglicheren Fischfang führen.
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In der Fortsetzung dieses Beitrages wird über Möglichkeiten berichtet, Meerestiere über einen längeren Zeitraum hinweg beobachten zu können, um ihre Lebensgewohnheiten kennenzulernen und sie dadurch besser schützen zu können.
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->   Hopkins Marine Station
->   Tuna Research and Conservation Center
 
 
 
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01.01.2010