News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Tiroler Studie will 'Ehrlichiose' erforschen  
  Nähere Aufschlüsse über "Ehrlichiose", die neben FSME und Borreliose von Zecken übertragen werden kann, soll eine derzeit laufende Studie des Innsbrucker Hygiene Institutes bringen.  
"Jeder 14. Tiroler ist schon einmal mit Ehrlichien in
Kontakt gekommen", erklärte der Hygieniker Reinhard Würzner gegenüber der APA. Erste Forschungsergebnisse wurden noch für den Herbst erwartet.
Meisten Infektionen unbemerkt
Die meisten Infektionen mit "Ehrlichien" seien aber wahrscheinlich gar nicht bemerkt worden, da "in 99 Prozent der Fälle" die Infektion "harmlos" verlaufe, vermutete der Experte.

Ist aber das Immunsystem geschwächt oder besteht eine bisher unklare Disposition, könnten diese Bakterien zu einer Verringerung der Blutplättchen, Fieber und Gliederschmerzen führen.
...
Ehrlichiose
Ehrlichiose wird durch Bakterien verursacht, die Ehrlichien genannt werden. Sie werden durch einen Zeckenstich übertragen. Ehrlichien gehören zu den kugelförmigen Bakterien der Familie der Rickettsien. Von den bisher bekannten neun Ehrlichien-Arten sind zwei für den Menschen virulent. Sie werden im europäischen Bereich durch Ixodes ricinus, den gemeinen Holzbock übertragen und verursachen ein Krankheitsbild, das sich humane granulozytäre Ehrlichiose, oder HGE, nennt.
->   Mehr zu Ehrlichiose
...
Ursachen des Krankheitsverlaufes
Von dem an den Instituten der Inneren Medizin und der Hygiene begonnenen zweiten Teil der Studie erwarte sich Würzner auch genauere Angaben über die Ursachen sowie den genauen Krankheitsverlauf.

Weiters soll gezeigt werden, "dass es bei Ehrlichiose viele unentdeckte Fälle in Tirol und wahrscheinlich auch in ganz Österreich gibt", sagte Würzner.
FSME bedrohlicher
Fest stehe, dass die durch ein Virus übertragene FSME
"lebensbedrohliche Formen" annehmen könne. In ganz Österreich treten nach Würzner bedingt durch die gute Akzeptanz der Impfung jährlich "jetzt nur noch weniger als 100 Krankheitsfälle" auf, wobei knapp ein Prozent davon letztlich zum Tod führen.

"Schwere Formen" der Krankheit würden sich etwa durch sehr starke Kopfschmerzen, Gehirnhautentzündung sowie Fieber und Übelkeit äußern.
Rötung verrät Borreliose
Im Gegensatz dazu stehe die durch Bakterien ausgelöste Borreliose, die sich wenige Tage nach einem Zeckeneinstich in Form einer runden, sich weiter ausdehnenden Rötung äußere.

In diesem Fall soll unbedingt ein Arzt kontaktiert werden, da Borreliose auch noch Jahre später unter anderem neurologische Symptome wie Nervenschmerzen und Gelenkschmerzen (hauptsächlich im Knie- und Sprunggelenk) auslösen könne, rät Würzner.
...
Borreliose
durch Zecken übertragene Infektionskrankheit; Erreger ist das Bakterium Borrelia burgdorferi. Oft bleibt ein Zeckenbiss unbemerkt. Frühsymptome einer Infektion, die aber nicht immer auftreten, sind ein roter Ring um die Bissstelle herum, Kopf- und Muskelschmerzen, manchmal Fieber. Danach kommt es häufig zur Ausheilung, manchmal treten aber auch Spätsymptome auf, die schwerwiegend sein können: rheumatische Beschwerden, die in eine chronische Arthritis übergehen können, Herzmuskelentzündung, Hirnhautentzündung mit Beteiligung der peripheren Nerven, u. a. Die Diagnose erfolgt durch Nachweis spezifischer Antikörper gegen den Erreger. Die Behandlung wird im Frühstadium mit oraler Antibiotikagabe, im Spätstadium mit intravenöser Antibiotikatherapie durchgeführt.
->   Mehr zur Borreliose
...
In der Regel keine Todesfälle
Heuer hätten sich pro Woche "mindestens zwei bis drei" Tiroler mit diesen Bakterien infiziert (vermutet werde aber noch eine "sehr hohe Dunkelziffer"), Todesfälle gebe es "in der Regel" aber keine.

Eine vorbeugende Schutzimpfung sei zwar derzeit noch nicht möglich, nach einer Infektion könne diese aber mit Hilfe von Antibiotika erfolgreich therapiert werden. Auch Jahre nach einem Zeckenstich sei diese Therapie "notwendig und hilfreich".
Drei-Jahres-Intervall 'zu vorsichtig'
Menschen, die sich häufig in der Natur aufhalten, rät der Experte zu regulären FSME-Impfungen. Für "gesunde Personen unter 60 Jahren" reiche - nach einer "kompletten Grundimmunisierung" - eine Auffrischung erst nach fünf Jahren.

Das "Drei-Jahres-Intervall" hält Würzner für "zu vorsichtig". Diejenigen, die seit "weniger als zehn Jahren" keine Schutzimpfung mehr empfangen haben, müssten sich nicht - entgegen bisheriger Annahmen - einer erneuten Grundimmunisierung unterziehen.

"In der Regel" genüge hier eine einzige Spritze. Wurde
seit "über zehn Jahren" nicht mehr geimpft, könnte "vier bis sechs Wochen" nach der Injektion kontrolliert werden, ob sich wieder genügend Antikörper im Blut gebildet haben.
Eigene Zeckenzange verwenden
Hat sich der Blutsauger einmal in die Haut 'verbissen', müsse er mit Hilfe einer "Zeckenzange" (erhältlich in der Apotheke) und nicht mit einer Pinzette herausgedreht werden, da bei Benutzung letzterer der Inhalt des Tieres in den menschlichen Körper "hineingedrückt" werden könnte.

Weiters soll die Zecke weder mit Öl noch mit Klebstoff bedeckt werden. Das Tier ersticke nach einem "Todeskampf" und könne infolge vermehrt infiziertes Material ausstoßen.
Vermehrung durch bestimmte Lebensbedingungen
Die Weitervermehrung der Parasiten sei nur durch bestimmte Lebensbedingungen gesichert (Vegetation, Bestand von Säugetieren wie etwa Hasen oder Rehe, die einen "Weitertransport" der Zecken ermöglichen sowie spezielle klimatische Bedingungen).

Es sei davon auszugehen, dass diese Spinnenart in höheren Lagen (etwa oberhalb von 1.000 Metern) nicht mehr existieren.

(APA/red)
->   Hygiene Institut Innsbruck
->   Mehr zu den von Zecken übertragenen Krankheiten
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010