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Gentherapie: Insektenviren als Gen-Taxis  
  Die Gentherapie hat ein großes Problem: Wie kann man die veränderten Gene in den Körper einbringen, ohne dem kranken Menschen zu schaden. Forscher der Wiener Universität für Bodenkultur haben eine vielversprechende Lösung gefunden: Insektenviren.  
Als eine Art Taxi für die guten Gene verwenden die Forscher Viren. Allerdings nur deren Hülle, weil sonst genetisches Erbgut des Virus in den Körper hineingelangen würde.
Virushülle für Gentransport
Im Inneren der Virushülle werden die veränderten Gene des Kranken plaziert und gelangen über eine Injektion als "gute Gene" wieder in den Körper.

Dort können sie zum Beispiel bei Krebspatienten Abwehrzellen erzeugen und sich gegen die "bösen" Gene zur Wehr setzen.
Bisherige Versuche mit Grippeviren oder Adenoviren
Die meisten Versuche wurden bislang mit Grippeviren oder so genannten Adenoviren gemacht. Aber immer wieder wurden die Versuchspersonen dadurch infiziert.
Insektenvirus ohne Infektionsgefahr
Vor sieben Jahren haben die Forscher an der Universität für Bodenkultur allerdings ein neues Virus entdeckt: Ein Insektenvirus, das groß genug ist, um viele Gene aufnehmen zu können und das keine fremden Gene mit einschleust. Eine Infektionsgefahr ist bei den Insektenviren ausgeschlossen.

"Das Insektenvirus kann sich in anderen tierischen Zellen nicht vermehren", erklärt die Mikrobiologin Reingard Grabherr vom Institut für angewandte Mikrobiologie an der Universität für Bodenkultur. "Das heißt es besteht keine Gefahr, auch wenn das Insekten-Gen miteingeschleust wird."
Therapeutikum wird eingeschleust
Man stelle einfach genetisch veränderte Viren her, die das tierische Genom noch enthielten und zusätzlich das Ziel-Gen, also das Therapeutikum. Das werde dann in die tierischen oder humanen Zellen eingebracht, erklärt die Expertin

Dort sei aber nur das Ziel-Gen aktiv: "Alles andere ist ja insektenspezifisch und deshalb nicht aktiv und kann nicht abgelesen werden. Das ist der Vorteil z.B. gegenüber Adenoviren. Bei diesen muss man wegen der Überdosierung aufpassen. Man braucht aber eine gewisse Dosis, sonst ist die Therapie nicht wirksam", so Grabherr.
Erste Tests mit Viren starten
Nun werden die ersten veränderten Viren in Tierversuchen getestet. Die Forscher wollen herausfinden, ob sie effizienter beim Transport in tierische Zellen sind als die bisherigen Viren.

Erst wenn die Tierversuche erfolgreich sind, werden sie auch am Menschen erprobt. In einigen Jahren wird man dann mit dem Insektenvirus die ersten Gentherapien am Menschen durchführen können.

Edith Bachkönig, Ö1-Wissenschaft
 
 
 
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01.01.2010