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Deutschland: 1,5 Mio. tote Versuchstiere jährlich  
  In Deutschland sterben jährlich über 1,5 Millionen Wirbeltiere bei Versuchen. Was für manche Tierschützer einen Skandal bedeutet, ist aus Sicht vieler Wissenschaftler pure Notwendigkeit.  
"Unverzichtbar"
Für die Medizin seien diese Experimente dennoch unverzichtbar, sagte Kongresspräsident Burghard Jilge am Montag zur Eröffnung der 39. Tagung der Gesellschaft für Versuchstierkunde in Ulm.

"Unsere Versuche dienen ausschließlich dazu, Krankheiten der Menschen zu erkennen und zu heilen", sagte Jilge. Bis Donnerstag werden 500 Wissenschaftler aus 14 Ländern in Ulm erwartet.
Entscheidende Fortschritte für Medizin
Nach Jilges Ansicht hat der Einsatz von Versuchstieren die Medizin in den vergangenen 30 Jahren einen entscheidenden Schritt voran gebracht.

"1971 lag die Überlebenschance von Blutkrebskranken bei fünf Prozent. Heute liegt sie über 90 Prozent. Das ist der Forschung an der Maus zu verdanken," sagte der Leiter des Tierforschungszentrums der Universität Ulm.
->   Tierforschungszentrum, Universität Ulm
In großer Mehrheit Mäuse und Ratten
Mäuse seien leicht zu halten, und ihr Erbgut stimme zu 90 Prozent mit dem des Menschen überein, sagte Jilge. So waren nach Zahlen des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 1999 knapp 776.000 der über 1,5 Millionen Versuchstiere in Deutschland Mäuse.

Weitere 400.000 waren Ratten, 6.031 Hunde und 1.124 Katzen. In einigen Bereichen seien Versuche mit Hunden noch immer unverzichtbar, in anderen Bereichen könnte heute mit gentechnisch veränderten Mäusen wesentlich spezifischer geforscht werden, sagte Roland Adler, Privatdozent an der Abteilung Innere Medizin der Ulmer Universität.
Ständiges ethisches Problem
Trotz der Erfolge leben Wissenschaftler nach Jilges Worten stets mit ethischen Problemen. "Ich kompensiere das, indem ich sage, ich töte die Tiere tierschutzgerecht. So, dass sie es gar nicht merken", sagte der Forscher.

Zudem verdanke die Medizin der "sachgerecht durchgeführten tierexperimentellen Forschung" die Schutzimpfung gegen Tollwut, Kinderlähmung und Wundstarrkrampf, die Organtransplantation, die Behandlung von Diabetikern und die Implantation von Prothesen.

(APA/dpa/red)
->   Gesellschaft für Versuchstierkunde
 
 
 
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01.01.2010