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Medizin: Frauen werden nachlässiger behandelt  
  Frauen werden nach Ansicht des Deutschen Ärztinnenbundes von Medizinern nachlässiger behandelt als Männer. Grund dafür sind geschlechtsspezifische Vorurteile sowie der nach wie vor geringe Anteil von Frauen in medizinischen Führungspositionen.  
"Hysterische Frauen"
"Während Frauen oft als hysterisch abgeurteilt werden, nimmt man die Beschwerden der Männer ernster", sagte die Vorsitzende der Organisation, Astrid Bühren, am Freitag am Rande einer Tagung in Hannover.

Dies geschehe jedoch meist unbewusst auf Grund der verankerten, traditionellen archaischen Strukturen. Männer bekämen zudem häufiger teurere innovative Präparate verordnet.
Männer werden ernster genommen
Als weiteren Missstand nannte die Ärztin, dass bei Männern häufig ein längerer Wiederbelebungsversuch vorgenommen werde als bei Frauen. Männliche Ärzte reagierten zudem aufmerksamer auf die Krankheitsschilderungen von Männern als auf die vom weiblichen Geschlecht.

Dadurch komme es zeitweilig zu Fehldiagnosen. "Frauen bekommen gleich Beruhigungstabletten verschrieben, ohne dass ihnen die Wirkung näher erläutert wird", sagte Bühren. So gerieten Frauen häufiger in Medikamentenabhängigkeit.
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27. Kongress des Deutschen Ärztinnenbundes
In Hannover findet noch bis zum Sonntag der 27. Wissenschaftliche Kongress des Deutschen Ärztinnenbundes statt. An der Veranstaltung unter dem Motto "XX ungelöst - Die Medizin forscht für Frauen - Frauen forschen in der Medizin" nehmen über 300 Medizinerinnen aus Deutschland und dem europäischen Ausland teil.
->   Der Kongress
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Geschlechtsspezifische Diagnostik gefordert
Frauen brauchen Bühren zufolge besonders in Pubertät und darauf folgenden Jahren eine andere Diagnostik und Behandlung als Männer. So herrschten bei Frauen größere hormonelle Unterschiede zwischen den Altersgruppen vor.
Zu wenige Top-Medizinerinnen
Schuld an der Ungleichbehandlung der beiden Geschlechter ist nach Angaben der Expertin auch die ungerechte Besetzung von medizinischen Führungspositionen mit Frauen. So gebe es nur vereinzelt weibliche Lehrstuhlinhaberinnen und Chefärztinnen. "Wenn qualifizierte Frauen auch in höheren Hierarchieebenen ihre wissenschaftliche Karriere fortsetzen können, werden frauenspezifische Aspekte in der Gesundheitsforschung automatisch stärker berücksichtigt", führte Bühren weiter aus.

Das Hochschulsystem sei noch immer hierarchisch-patriarchalisch ausgeprägt. Dies blockiere nicht nur junge Wissenschaftlerinnen, sondern schade auch Patientinnen.

(dpa/red)
->   Deutscher Ärztinnenbund
 
 
 
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01.01.2010