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Statischer "Schneeballeffekt" zerstörte WTC  
  Eine Art "statischer Schneeballeffekt" hat die beiden Gebäude des World Trade Center (WTC) in New York am Dienstag in kürzester Zeit nach dem Anschlag zusammenbrechen lassen.  
Der Zusammenbruch von Hochhäusern sei bei einem derart heftigen Eingriff in die Statik nicht zu verhindern, sagte der Baustatiker Hans-Georg Oltmanns.
Nur Atomkraftwerke sicher?
Auch lasse sich kein als normales Gebäude nutzbarer Bau davor schützen. Lediglich Atomkraftwerke seien in ihrer Statik so ausgerichtet, dass sie einem Flugzeugabsturz standhalten könnten - zumindest rechnerisch.

Hochhäuser wie das World Trade Center sind laut Oltmanns mit einem Stahlbetonkern in der Mitte errichtet, der rund 50 Prozent der Fläche ausmache. Darum herum tragen Konstruktionen aus Stahlstützen die Deckenelemente aus Beton.
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Statik
Statik ist ein Teilgebiet der Mechanik, das die Bedingungen, unter denen die an einem Körper angreifenden Kräfte im Gleichgewicht sind, untersucht; in der Technik ist sie damit die Grundlage aller Berechnungen und Konstruktionen von Bauwerken.
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Decken stürzen auf Decken
Werden nun - etwa durch die Flugzeuge - viele Stahlstützen zerstört, stürzen die Decken herunter und belasten die darunter liegenden mit ihrem Gewicht. Normalerweise sind sie für eine Belastung von bis zu 300 Kilogramm pro Quadratmeter Fläche ausgelegt.
Schneeballeffekt
Sie wiegen aber selbst ungefähr ebenso viel, sagte Oltmanns. Zusätzlich weiche das Feuer die Tragkraft des Stahls immer weiter auf. Bricht die erste Decke ein, sei es nur eine Frage der Zeit, bis die darunter liegende nachgibt.

Der Effekt beschleunigt sich zusehends. Hinzu komme die Schwächung des Kerns durch den Flugzeugeinschlag.
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Stahlskelett von Hochhäusern
Stahlskelette machten erst Anfang des Jahrhunderts möglich, Wolkenkratzer zu bauen. In der Regel sind sie bis heute das Gerüst solch hoher Gebäude. Lediglich neueste High-Tech-Bauten sind aus hochfestem Beton gebaut, der bei Feuer als besser gilt. Ob er dem heftigen Aufprall von Flugzeugen standhalten könnte, ist fraglich.
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Schutz nur gegen kleine Flugzeuge
Einer der Architekten des WTC, der in Israel lebende Aron Swirski, sagte der Tageszeitung "Jerusalem Post": "Als wir die Gebäude entwarfen, berechneten wir die Statik für viel
kleinere Flugzeuge."
Abschottung der Etagen
Swirski betonte, dass es auf Grund der Bauweise für die Menschen in Stockwerken über der Einschlagstelle der beiden Flugzeuge "kein Entkommen gab".

Die Gebäude seien so entworfen worden, dass jede Etage im Falle einer solchen Katastrophe "praktisch voneinander abgeschottet" werde.
Albtraum Evakuierung
Der Architekt berichtete weiter, die Büros seien "nicht mit einer Sprinkler-Anlage ausgestattet gewesen". "Die Evakuierung eines solchen Gebäudes ist wirklich ein Albtraum" sagte Swirski der Online-Ausgabe der "Jerusalem Post".

(dpa/sda/red)
->   Mechanik des starren Körpers: Statik
->   Statik Online
 
 
 
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01.01.2010