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DNA-Analyse zur Identifizierung der Toten  
  Die Identifizierung der Toten nach den Anschlägen in New York und Washington ist eine fast unlösbare Aufgabe. Bei bis zur Unkenntlichkeit entstellten Leichen sind vergleichende DNA-Analysen oft die einzige Chance, um Gewissheit für Hinterbliebene - und Versicherungen - zu schaffen.  
Intakte Leichen, in deren Kleidung sich Ausweise befinden, sind leicht zu identifizieren. Fehlt eine Legitimation, helfen oft Kleidungs- oder Schmuckstücke. Bei vielen Körpern unter dem ausgebrannten World Trade Center werden solche Mittel zur Identifizierung allerdings nicht mehr zu finden sein.

Selbst Zähne und Gebiss - ansonsten die zuverlässigste Quelle zur Identifizierung - widerstehen nicht immer Temperaturen jenseits der 1.000 Grad, zu denen es in der ausgebrannten Ruine gekommen war. In solchen Fällen helfen nur noch DNA-Analysen.
Vergleichende DNA-Analyse
Eine DNA-Analyse geht in mehreren Schritten vor sich. Zuallererst sind "biologische Spuren" der Todesopfer zu finden: einerseits an der Unglücksstelle, andererseits - zum Vergleich - aus dem Haushalt der Vermissten. Das können Haare, Hautschuppen oder ähnliches sein.

Aus den Zellkernen der Proben wird DNA, der Träger der Erbinformation, isoliert. Ein bestimmter Abschnitt des DNA-Strangs wird dann mit einem so genannten "Primer" markiert und vervielfältigt. Die Proben unterscheiden sich in der Abfolge ihrer Grundbausteine - den Basen Adenin, Guanin, Thymin und Cytosin.
Hohe Aussagekraft
Diese Proben werden auf ein Trägergel aufgebracht, das unter elektrischer Spannung steht (Elektrophorese). Es entstehen Streifenmuster, die für jeden Menschen so charakteristisch sind wie Fingerabdrücke.

Danach werden die Streifenmuster der beiden DNA-Proben vom Unglücksort und vom Haushalt verglichen und ausgewertet. Bei Übereinstimmung der Muster kann mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass es sich um ein und dieselbe Person gehandelt hat.
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DNA
Desoxyribonucleinsäure (DNA, DNS) ist eine polymere Verbindung, die aus Nukleotiden aufgebaut ist. Sie bestehen aus stickstoffhaltigen Basen, Phosphorsäure-Rest und Zucker. Die Basen sind Adenin, Guanin, Thymin(DNA) bzw. Uracil (RNA) und Cytosin. RNA enthält als gebundenen Zucker Ribose, DNA als Zucker Desoxyribose. Die Struktur ist die einer Doppelhelix: Zwei Polynukleotidfäden sind schraubenförmig umeinander gewunden. DNA ist bei den meisten Organismen an spezifische Proteine gebunden, die Grundsubstanz der Chromosomen. Der gesamte DNA-Gehalt einer Zelle ist von Organismus zu Organismus unterschiedlich. Die verschiedenen Gewebezellen eines Organismus haben den gleichen DNA-Gehalt mit Ausnahme der Keimzellen, die nur 50% der DNA der Gewebszellen desselben Organismus enthalten.
->   Mehr über DNA
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Identifizierung über Vermisstenliste
Wichtig sei es, bei den Bergungsarbeiten ganz sorgfältig vorzugehen sagte die Salzburger Gerichtsmedizinerin Edith Tutsch-Bauer gegenüber dem ORF Radio. Sie hatte nach dem Brand im Tauerntunnel und nach der Seilbahnkatastrophe in Kaprun die bis zur Unkenntlichkeit verbrannten Opfer identifiziert.

Über die von den amerikanische Behörden vorgelegten Vermisstenlisten ist es möglich, schon vorab Vergleichsmaterial von den Personen zu sammeln und die Vergleichs-DNA-Profile zu erstellen, so Tutsch-Bauer.
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Frage der Versicherung
Die Konsequenzen sind vor allem zivilrechtlicher und versicherungsrechtlicher Natur. Nur wenn jemand für tot erklärt wird, treten dessen Versicherungen in die Pflicht und es erfolgen die Zahlungen an die Angehörigen.
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Mögliche Hilfe aus Österreich
Tutsch-Bauer kann sich übrigens vorstellen, den Amerikanern bei der Identifizierung der Opfer zu helfen. Nach der Katastrophe von Kaprun hatten amerikanische Militärärzte die Salzburger Gerichtsmediziner nämlich gebeten, sie zu unterstützen, sollte ein ähnliches Unglück die USA heimsuchen.

(red)
DNA-Proben werden immer stärker als Vaterschaftstest oder zur Aufklärung individueller Verbrechen verwendet. Mehr dazu in:
->   ''Kommissar DNA''
->   Die Vaterschaftstests boomen
 
 
 
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01.01.2010