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Wie "terrorsicher" sind Atomkraftwerke?  
  Vor allem ältere Atomkraftwerke sind potentiell gefährdet durch terroristische Flugattacken, erklärten am Montag Experten zum Auftakt einer internationalen Konferenz in Wien.  
In der Wiener UNO-City hat am Montag die Generalkonferenz der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) begonnen. Bei einer Pressekonferenz zum Start der Tagung ging es um das Thema Sicherheit vor terroristischen Attacken auf AKWs.
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Serving Human Needs
Die Konferenz steht unter dem Thema "Serving Human Needs. Nuclear Technology for Sustainable Development". Sie findet von 17. Bis 21. September in der Wiener UNO-City statt. Vertreter der 132 Mitgliedsstaaten werden bis Freitag über Maßnahmen zur Verstärkung der internationalen Sicherheit im nuklearen Bereich, die Verbesserung der IAEO-Kontrollmechanismen und eine Verstärkung der Grundlagenforschung im Bereich der Nuklearwissenschaft beraten.
->   Das Tagungsprogramm (pdf-File)
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Sicherheitsstandards nicht vorbereitet
Zwar sind Kraftwerke westlichen Standards meist dafür ausgelegt, dem Unfall eines Passagierflugzeugs oder einer Militärmaschine standzuhalten, erklärte IAEO-Sprecher David Kyd.

Doch für Anschläge wie sie in New York und Washington geschahen, ist die Sicherheitstechnik gerade bei AKWs älteren Datums offenbar nicht ausgelegt. Beim Bau von Atomkraftanlagen vor 40 Jahren habe niemand an einen Terrorakt dieser Art gedacht, so Kyd.
Nachrüstung, ein schwieriges Unterfangen ...
Eine Nachrüstung von älteren Atommeilern gegen terroristische Attacken aus der Luft ist nach Meinung des Experten allerdings ein schwieriges Unterfangen.
... ohne Garantie auf völlige Sicherheit
Ein Umbau, etwa die Verstärkung der aus Stahl und Beton bestehenden Ummantelung, die den Austritt von Radioaktivität verhindern soll, wäre sehr teuer und könne vermutlich auch keine völlige Sicherheit bringen.
Chancen für Terroristen "eher gering" eingeschätzt
Gleichzeitig wies Kyd darauf hin, dass die Chancen für Terroristen, ein solches Vorhaben durchzuführen, im Falle von Atomkraftwerken eher gering seien.

AKWs sind bedeutend kleiner als beispielsweise das Pentagon und weit weniger gut sichtbar als das World Trade Center. Ein Flugzeug so zu manövrieren, dass ein Atommeiler direkt getroffen wird, sei ungleich schwerer zu bewerkstelligen.
Betonmantel würde nicht standhalten
Im Fall des Falles müsse man davon ausgehen, "dass der Betonmantel solcher Reaktoren nicht standhalten würde", so der IAEO-Sprecher.
Radioaktivität könnte austreten
Würde dabei das Kühlsystem der Anlage zerstört, könne es in der Folge zu einer Dampfexplosion im Inneren kommen. Kyd schließt nicht aus, dass dann Radioaktivität austritt.

Es sei aber "nur unter sehr extremen Umständen vorstellbar", dass das Kühlsystem vollständig ausgeschaltet und gleichzeitig die Kraftwerkscrew handlungsunfähig werde.
Im Fall des Falles ... verheerende Folgen
Wenn aber ein vollgetanktes großes Flugzeug absichtlich in ein AKW gelenkt werde, könnten die Folgen des Aufschlags und eines möglichen Brandes sehr wohl verheerend sein, sagte Kyd.
Gefahr: Waffen mit radioaktivem Material
Nicht unterschätzen dürfe man laut Kyd die Möglichkeit, dass terroristische Gruppierungen konventionelle Waffen mit radioaktivem Material anreichern könnten.

Dies sei für Terroristen allerdings viel weniger zielführend als chemische oder biologische Waffen, so die Meinung des Sprechers. "Aber man kann es sich nicht leisten, sich nicht darum zu kümmern", betonte er.
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Schmuggel mit Nuklearmaterial
Der Schmuggel mit Nuklearmaterial sei in den vergangenen Jahren von der IAEO bekämpft worden, etwa mit der Bereitstellung von Detektoren für Zoll und Polizei in Ländern, die sich diese Technik nicht hätten leisten können. So lange die wirtschaftliche Lage beispielsweise in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion kritisch sei, werde der Schwarzmarkt aber weiterhin versorgt.
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"Nur wenig waffenfähiges Material im Umlauf"
Es sei allerdings "nur wenig tatsächlich waffenfähiges Material im Umlauf", betonte Kyd. Um eine Atomwaffe zu bauen, brauche es immerhin acht Kilogramm Plutonium oder 25 Kilo stark angereichertes Uran.

Derzeit gebe es jedenfalls keine Hinweise, dass eine terroristische Gruppe technisch so weit fortgeschritten ist, dass sie über eigene Atomwaffen verfügen könnte. Nicht auszuschließen sei, dass solchen Gruppierungen gefährliche Waffen einfach verkauft werden, so Kyd.
->   IAEO
 
 
 
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01.01.2010