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Schokolade: Zwischen Lust und Frust  
  Eine US-Studie hat untersucht, was im Gehirn vor sich geht, wenn Versuchspersonen ein eigentlich beliebtes Nahrungsmittel - in diesem Fall Schokolade - bis zur absoluten Übersättigung zu sich nehmen.  
Die Wissenschaftler von der Northwestern University in Chicago untersuchten die Gehirnaktivität der Versuchspersonen, während diese Schokolade aßen. Die Ergebnisse wurden im Neurologie-Fachmagazin "Brain" veröffentlicht.
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Changes in brain activity related to eating chocolate
Der Artikel "Changes in brain activity related to eating chocolate. From pleasure to aversion" ist erschienen in der Septemberausgabe des Fachmagazins "Brain" (Bd. 124, Nr. 9, S. 1720-1733; kostenpflichtig).
->   Brain
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Gefüttert mit Schokoriegeln
Neun Versuchspersonen wurden mit Schokolade-Riegeln gefüttert, während die Forscher den Blutfluss in ihren Gehirnen mittels Positronen-Emissions-Tomographie (PET) überwachten und maßen.
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Positronen-Emissions-Tomographie (PET)
Ein bildgebendes Verfahren zur Untersuchung der Stoffwechselaktivität im Gehirn. Dazu werden Radionuklide in den Blutkreislauf gespritzt, die von Geweben mit gesteigertem Stoffwechsel in größerer Konzentration aufgenommen werden. Beim Zerfall senden diese Radionuklide positiv geladene Positronen aus. Treffen diese im Gewebe auf Elektronen, entstehen energiereiche Gammastrahlen, die von Detektoren aufgefangen und von einem Computer zu einem 3D-Bild verarbeitet werden. Die Methode eignet sich besonders zum Aufspüren von Hirntumoren, aber auch um den Ausgangspunkt epileptischer Aktivitäten im Gehirn zu lokalisieren, zur Untersuchung von Durchblutungsstörungen im Gehirn, bei Alzheimer und anderen degenerativen Hirnerkrankungen.
->   Genauere Informationen zu PET
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Schoko-Fans werden untersucht
Nach jedem der sieben Schoko-Snacks mussten die Probanden - im Übrigen alles große Schokoladen-Fans - angeben, ob die Süßigkeiten gut schmeckten und ob sie noch mehr haben wollten.

Von besonderem Interesse war dabei für die Wissenschaftler das so genannte limbische System, eine Schaltstelle für Emotionen im Gehirn.
Gehirnaktivität unterscheidet sich deutlich
Die dort zu beobachtenden Aktivitäten unterschieden sich laut Studie sehr deutlich, je nachdem, ob der Befragte die Schokolade noch wollte oder bereits von dem Kakaoprodukt übersättigt war.
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Das limbische System
Mit diesem Begriff bezeichnet man eine funktionelle Einheit aus Strukturen verschiedener Hirnanteile. Die einzelnen Teile sind eng miteinander und mit anderen Hirnarealen verschaltet, was letztlich eine klare anatomische Abgrenzung schwierig macht. Das limbische System ist eine Schaltstelle für Emotionen. Gefühle wie Furcht, Wut und Aggression entstehen unter Beteiligung von Großhirnrinde, Thalamus und Hypothalamus. Über den Hypothalamus vermittelt es auch Reaktionen auf emotional belastende Situationen, u.a. Blutdruckanstieg, Erröten, Erblassen oder erhöhte Herzfrequenz. Es hat wahrscheinlich auch Einfluss auf die Gedächtnis- und Lernfunktion des Gehirns und gilt als Sitz des Riechhirns.
->   Bildliche Darstellung des limbischen Systems
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Heftiges Verlangen ... nach Schokolade
Gab die jeweilige Versuchsperson an, noch mehr Schokolade zu wollen, so zeigte die PET vor allem Aktivitäten in Gehirnbereichen (u.a. im Mittelhirn), die mit heftigem Verlangen in Verbindung gebracht werden. Ähnliche Reaktionen sind bekannt von Kokainsüchtigen.
Übersättigung: Andere Bereiche aktiv
War jedoch die Person bereits völlig übersättigt von dem Kakaoprodukt und aß dennoch weiter, so strömte Blut verstärkt in andere Bereiche des Gehirns, wie zum Beispiel in den präfrontalen Kortex.
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Genau diese Teile des Gehirns sind normalerweise aktiv, wenn eine Person sich entscheidet, das Essen aufzuhören, erklärt das Forscherteam. Zudem wurden auch verschiedene Bereiche des für das Abwägen der Motivation zuständigen Gehirnareals aktiviert.
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Funktionelle Trennung von "Belohnung und Strafe"
Nach Meinung der Forscher deuten diese Unterschiede auf eine funktionelle Trennung der "neuronalen Verkörperung von Belohnung und Strafe" hin.

Das unterstütze also die Hypothese, dass es im Gehirn zwei verschiedene Motivationsmechanismen gibt, heißt es in der Studie: Der eine regelt das Verlangen nach mehr, der andere ist zuständig für das "abwehrende Verhalten".
->   Northwestern University Chicago
 
 
 
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01.01.2010