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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Klimaerwärmung: Globale Trends sind unbestritten  
  Auch wenn sich Wissenschaftler mit echten Beweisen und vor allem Schuldzuweisungen traditionell schwer tun, so mehren sich doch die Indizien, dass die Menschen die Verursacher des weltweit zu beobachtenden Temperaturanstiegs sind.  
Für Hartmut Graßl, den Direktor des deutschen Max-Planck-Instituts für Meteorologie, besteht kaum mehr ein Zweifel, dass die Klimaveränderungen unmittelbar mit dem vom Menschen verursachten Kohlendioxid-Ausstoß zusammenhängen.
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Normalerweise würden die Ozeane mit dem zusätzlichen Kohlendioxid problemlos fertig werden, nur geht die Sache zu schnell, der vom Menschen verursachte Ausstoß des
Treibhausgases durch Verbrennung fossiler Energieträger ist zu heftig. Die Meere können zwar Kohlendioxid in großen Mengen aufnehmen, allerdings sind die Ozeane träge Systeme, die Durchmischung der Wasserkörper ist eine langwierige Sache.
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Temperaturanstieg um 0,6 Grad weltweit
Die Temperatur jedenfalls steigt: Plus 0,6 Grad waren es nachgewiesenermaßen im Durchschnitt im 20. Jahrhundert weltweit, plus 0,9 in Deutschland plus 1,1 in Österreich, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme der deutschsprachigen Gesellschaften für Meteorologie.

Die Wetter- und Klimakundler der Meteorologischen Gesellschaften sind noch bis Freitag in Wien zur Fachtagung "DACH 2001" versammelt.
Klimaänderungen dauern an
Fest steht für die Experten weiters, dass die zu beobachtenden Klimaänderungen andauern und sich vielfach in den beiden vergangenen Jahrzehnten sogar verstärkt haben.

Dabei war im globalen Mittel das Jahr 1998 das wärmste Jahr seit Beginn der systematischen weltweiten Messungen 1856 und laut neuester Untersuchungen sogar das wärmste Jahr seit 1.000 Jahren.
Verschiedene Auswirkungen weltweit
Der Temperaturanstieg wirkt sich in den verschiedenen Weltregionen unterschiedlich aus: In den deutschsprachigen Ländern ist die Erwärmung überdurchschnittlich, in Österreich etwa waren es im vergangenen Jahrhundert im Sommerhalbjahr 1,2 und im Winterhalbjahr 1,0 Grad. Das Jahr 2000 war hier nach 1994 das zweitwärmste seit 1767.
Niederschlag: Zu- und Abnahme in Europa
Beim Niederschlag ist innerhalb Europas eine Zunahme in Skandinavien und eine Abnahme im Mittelmeergebiet am deutlichsten.

In Österreich haben die Niederschläge im 20. Jahrhundert im Westen leicht zugenommen - speziell im Winter -, im Osten und Süden des Landes abgenommen, im Norden verbuchen die Messstellen keine merkbare Veränderung.
Österreichs Gletscher schmelzen ab
Kein Zweifel besteht laut Helga Kromp-Kolb von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) auf der Hohen Warte in Wien, dass die Gletscher in Österreich abschmelzen.
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Gletscher-Schwund
Bei einem Großteil der Gletscher ist trotz vermehrter Niederschläge ein Rückgang zu verbuchen, ein kleinerer Teil stagniert und nur ganz vereinzelt nehmen Gletscher an Fläche zu. Die Hauptursache für die Rückgang ist das vermehrte Abschmelzen von Gletschereis im Sommer.
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Auch der Schnee liegt immer kürzer
Messbar ist mittlerweile auch ein Rückgang der durchschnittlichen Dauer der Schneedecke vor allem in tiefer gelegenen Regionen. Für eine Reihe von Fremdenverkehrsorten prophezeien die Experten daher merkbare Einbußen.
Höhere Permfrostgrenze - mehr Felsstürze
Der Schweizer Meteorologe Hans Richner erwartet aber noch ganz andere Phänomene: So werde die so genannte Permafrostgrenze in den Alpen nach oben rücken, also der Bereich, der auch im Sommer gefroren bleibt. "Dadurch ist vermehrt mit Muren und Felsstürzen zu rechnen", so Richner.
Seit 1998 wieder kühlere Jahre
1998 war das wärmste Jahr seit Beginn systematischer Messungen der Meteorologen, die folgenden Jahre waren wieder etwas kühler. Das ist das nach Ansicht von Hartmut Graßl allerdings keine Umkehr des globalen Trends.
Neue Temperatur-Rekorde erwartet
Vielmehr sind die höchsten globalen Temperaturen immer am Ende so genannter El Nino-Phasen - das sind veränderte Meeresströmungen im Pazifik - zu verzeichnen. Graßl erwartet schon bald die nächsten El Nino-Jahre und neue globale Temperaturrekorde.

Dabei ist das rasante Ansteigen der globalen Temperaturen nicht das einzige weltweit zu beobachtende Phänomen, so der Experte bei einer Tagung der Österreichischen Physikalischen Gesellschaft am Dienstag in Wien.
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Heftigere Niederschläge - mehr Überschwemmungen - Gefahr von Trockenperioden
In den meisten Gebieten ist auch eine Zunahme der Heftigkeit von Niederschlägen festzustellen. Dementsprechend steigt auch die Zahl der Überschwemmungen. "Durch die Temperaturerhöhung kann die Atmosphäre mehr Wasserdampf aufnehmen, entsprechend mehr kann abregnen", erklärte Graßl. Die Beobachtungen würden gut zu den Rechenmodellen der Meteorologen passen.

Wenn es aber bei gleichbleibenden oder nur leicht ansteigenden Gesamtniederschlagsmengen heftigere Niederschlagsereignisse gibt, so steigt auch die Gefahr, dass zwischen den Ereignissen längere Trockenperioden auftreten, sagte Graßl. Auch das könnte die Landwirtschaft beeinträchtigen.
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Meeresspiegel steigt kontinuierlich an
Der Anstieg des Meeresspiegel betrug nach Auskunft des Klima-Experten rund 18 Zentimeter im 20 Jahrhundert. Moderne Satelliten-Daten würden dies bestätigen, sie weisen auf einen jährlichen Anstieg von zwei Millimetern hin.

Als Ursachen dafür nannte Graßl das Abschmelzen der Gletscher und die durch die Erwärmung bedingte Ausdehnung des Volumens des Meerwassers.
->   Österreichische Gesellschaft für Meteorologie
->   Deutsche Meteorologische Gesellschaft
->   Schweizerische Gesellschaft für Meteorologie
->   DACH 2001
 
 
 
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01.01.2010