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Kritik an Terror-Berichterstattung  
  Orient- und Islamexperten deutscher Hochschulen haben die Berichterstattung in den Medien über die Terroranschläge in den USA kritisiert. Sie bezeichnen sie als "teilweise unzulänglich und irreführend".  
48 Wissenschaftler von 17 deutschen Universitäten hätten eine entsprechende Stellungnahme unterschrieben, sagte Marco Schöller vom Orientalischen Seminar der Universität Köln am Dienstag in einem dpa-Gespräch.
Vernachlässigung der Nahostpolitik
Die Wissenschaftler monieren, dass die derzeitige politische Situation im Vorderen Orient sowie die Rolle der USA in der Nahostpolitik der vergangenen 50 Jahre vernachlässigt werde.

Irreführend sei zudem, dass Einzelereignisse als beispielhaft für die Reaktion einer ganzen Region vorgeführt würden. "Das fiel mir bei den Jubelszenen in den palästinensischen Gebieten auf", erläuterte Schöller. "Man sah im Fernsehen immer nur dieselben Bilder, dieselben jubelnden Kinder und immer dieselbe Frau."
Kein Kulturkampf, sondern Machtpolitik
Die Stellungnahme beschränkt sich nach Darstellung des Kölner Wissenschaftlers aber nicht auf Medienkritik: Darin komme auch die Auffassung seiner Kollegen zum Ausdruck, dass es sich bei den terroristischen Verbrechen nicht um Taten vor dem Hintergrund eines Kampfes der Kulturen drehe.

Tatsächlich gehe es bei dem Konflikt "um die Verteilung von Machtpositionen im Nahen Osten".
Politisches Engagement gefordert
Die europäischen Staaten sollten sich der Erklärung zufolge mehr als bisher und langfristig in der Region politisch engagieren.

"Bevor man auf Grund der aktuellen Ereignisse den Menschen in den islamischen Ländern ihre Würde abspricht und die Taten einiger Extremisten als generellen Angriff auf Freiheit und westliche Zivilisation bezeichnet, sollte sich die westliche Nahostpolitik verstärkt darum bemühen, in den islamischen Ländern die Bedingungen für ein würdevolles Dasein in Wohlstand und Freiheit zu schaffen", heißt es in der Erklärung.
 
 
 
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01.01.2010