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Erste interkontinentale Roboter-Operation  
  Der Einsatz von Hochtechnologie macht auch vor der Medizin nicht halt. Computer und Roboter halten Einzug in die Operationssäle. Jetzt haben US-Mediziner mit Hilfe eines ferngesteuerten Roboters in New York einer 68-jährigen Frau in Straßburg erfolgreich die Gallenblase entfernt. Auch österreichische Mediziner verwenden zunehmend intelligente Robotersysteme bei chirurgischen Eingriffen.  
Die weltweit erste transatlantische Operation am Menschen habe eine Stunde gedauert und sei komplikationslos verlaufen. Dies berichten die Mediziner des Mount Sinai Medical Center New York und der Louis Pasteur Universität Straßburg in der Fachzeitschrift "Nature" (Bd. 413, Nr. 6854), die am 27. September erscheinen wird.

Die transatlantische Operation wurde nach Angaben der Mediziner zu Testzwecken zuvor an sechs Schweinen erprobt.
->   Mount Sinai School of Medicine
Ferngesteuerte Roboteroperation
Der Roboter namens ZEUS, von der Firma "Computer Motion" in Kalifornien entwickelt, wurde von zwei Chirurgen in Straßburg für den Ferneingriff aus New York exakt positioniert. ZEUS ist ein für chirurgische Eingriffe konzipiertes Robotersystem, das mit elektromechanischer Koppelung und der Sprache des Chirurgen gesteuert wird.

Bei Auftreten von medizinischen Komplikationen während der Operation hätten die Straßburger Mediziner ihn allerdings augenblicklich deaktivieren können.

In New York steuerten zwei weitere Chirurgen über eine Kontrollkonsole den Roboter. Roboter und Kontrollkonsole waren über ein Hochgeschwindigkeits-Glasfaserkabel miteinander verbunden.

Die Frau habe auch nach der Operation keine Komplikationen gehabt und die Klinik zwei Tage später verlassen, hieß es in einer Pressemitteilung.
Bereits im März 2001 in Graz
Bereits im März dieses Jahres wurde an der Universitätsklinik für Chirurgie in Graz der erste mit dem ZEUS-Roboter durchgeführte abdominalchirurgische Eingriff in Österreich bzw. im deutschen Sprachraum erfolgreich ausgeführt.

Hans Jörg Mischinger und sein Team führten ebenso wie die US-Mediziner eine Gallenblasenentfernung mit dem ZEUS-Roboter durch.
->   Grazer Universitätsklinik für Chirurgie
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Das ZEUS-Robotersystem von Computer Motion
ZEUS-Einsatz in Graz
An der Universitätsklinik für Chirurgie wurde das "Computer Motion ZEUS - Robotic System" Ende 2000 in das Forschungsprogramm aufgenommen und für den Einsatz bei verschiedenen Indikationen getestet. Strategisch entspricht dies der Weiterentwicklung der minimal invasiven Chirurgie mit dem Ziel, Operationen noch präziser und für den Patienten schonender durchführen zu können.
->   Mehr zum ZEUS-Robotersystem
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Zielgenaue Eingriffe über 14.000 Kilometer
Bei der Fernoperation durch die US-Mediziner mussten die Video- und Steuerdaten insgesamt eine Strecke von rund 14.000 Kilometern zurücklegen. Dabei entsteht eine Zeitverzögerung von 155 Millisekunden, was deutlich unter der maximal zu akzeptierenden Zeitverzögerung von 330 Millisekunden liegt.

"Durch diese neue Technik verschwinden geographische Zwänge. Zudem eröffnen diese Techniken neue Möglichkeiten zur Verbesserung der Chirurgenausbildung", betonen die Mediziner um Michelle Smith von der Louis Pasteur Universität.
Gehirnoperation mit Robotertechnologie
Erfolgsmeldungen über roboter-unterstützte Eingriffe am Menschen gab es heuer mehrfach. Im Juni berichteten Neurochirurgen einer Frankfurter Unfallklinik, dass sie ein menschliches Gehirn mit Hilfe eines neuartigen Roboters operiert haben.

Mit einem rechnergestützten Verfahren stoppten die Mediziner die Hirnblutung eines bei einem Unfall verletzten Patienten.Dafür sei nur ein acht Millimeter großes Bohrloch nötig gewesen, berichtete damals Oberarzt Nils Haberland von der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Frankfurt/Main.
->   Deutsche Gesellschaft für Neurochirugie
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Boom der Roboter-Medizin
Hinter Namen wie "Robodoc", "Zeuss" oder "DaVinci" verbergen sich hoch entwickelte Roboter im Dienste der Medizin. Noch können die Hi-Tech-Maschinen den Chirurgen nicht ersetzen, sondern stehen ihm in erster Linie helfend zur Seite. Unter der Aufsicht der Ärzte nähen sie bei Bypass-Operationen, fräsen und bohren am Knochen für den Einsatz künstlicher Gelenke oder überwachen den Verlauf der Narkose. Dabei agieren die Roboter zitterfrei und präziser als der Mensch.
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Erste Roboter-Herzoperation in Österreich
Ebenfalls im Juni dieses Jahres ist zum ersten Mal in Österreich an der Innsbrucker Universitätsklinik eine Herzoperation mit einem Operationsroboter durchgeführt worden. Auch hier verlief der Eingriff komplikationslos.

Der Roboter "Da Vinci" ermögliche "teilweise präziseres Operieren als mit der Hand", erklärte Herbert Weissenböck, der Chef der Tiroler Landeskrankenanstalten nach dem Eingriff. Darüber hinaus können dem Patienten damit starke Schmerzen und ein langer Heilungsprozess erspart werden.
->   Universitätsklinik für Chirurgie in Innsbruck
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Interaktions- Systeme zwischen Arzt und Roboter
- Telerobotik: Der Chirurg steuert das Gerät über Sprache, Joysticks, Masterarme etc. (z. B. Aesop und ZEUS, Intuitive). Der Roboter kann sich nicht selbständig bewegen.

- Automatische Systeme: Der "Roboter" führt die Operation oder andere Tätigkeiten so durch, wie der Chirurg sie vor dem Eingriff geplant hat (Robodoc, Caspar). Kommt es zu Schwierigkeiten, greift der Arzt ein und führt damit zum sofortigen Abbruch der Operation.

- Interaktive Systeme: Der Chirurg führt das System. Der Roboter erweitert und verbessert die Fähigkeiten des Chirurgen. Das ermöglicht dem Arzt punktgenaues Arbeiten.
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Roboter folgt Steuerung des Chirurgen
Anders als bei der herkömmlichen Endoskopie ("Knopfloch-Operation") kann der OP-Roboter "Da Vinci" wie eine menschliche Hand arbeiten, wobei der Roboter die Steuerimpulse des Chirurg befolgt.

Die miniaturisierte Hand wird in die Körperhöhle eingeführt, dabei kann sie präzise Bewegungen ausführen. Die über Sensoren übertragenen Bewegungen von Armen, Handgelenken, Händen und Fingern des auf einer Konsole sitzenden Operateurs werden elektronisch herausgefiltert.

Elektronische Chips am Ende der Roboterarme stimmen die Kraftübertragung auf die Instrumente, Greifer und das Skalpell ab.
Zitter-Schutz erhöht Sicherheit
Das neue Operationsgerät werde in vier Bereichen der Innsbrucker Klinik, in der Allgemeinen, der Herz- und der Thoraxchirurgie sowie der Frauenheilkunde und der Urologie eingesetzt. Trotz der höheren Operationskosten gegenüber der herkömmlichen Chirurgie würden die Vorteile der neuen Methode eindeutig überwiegen.

Laut Ernst Bodner, Leiter der klinischen Abteilung für Allgemeine Chirurgie kann der Operateur erstmals den Eingriff in 3D - Ausrichtung betrachten. Durch den Einsatz eines "Tremor-Filters", der automatisch beim Zittern des Operateurs das Gerät abschaltet, kann für den Patienten eine höhere Sicherheit gewährleistet werden.
->   Institut für Handhabungsgeräte und Robotertechnik
->   Nature
->   Universität Straßburg
 
 
 
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01.01.2010