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Ohne globale Gerechtigkeit noch mehr
Extremisten
 
  Der amerikanische Gesellschaftskritiker Jeremy Rifkin befürchtet eine Zunahme der Extremisten weltweit, falls nicht die Quellen des Hasses auf Amerika analysiert und negative Entwicklungen der Globalisierung korrigiert werden.  
Die Amerikaner müssten sich fragen, warum die Terroristen das World Trade Center als Ziel wählten, schreibt Rifkin, Präsident der von ihm gegründeten Foundation on Economic Trends in Washington, in einem in der "Süddeutschen Zeitung" abgedruckten Beitrag.
Die dunklen Seiten der Globalisierung
"Während die meisten Amerikaner glauben, dass es die Weltwirtschaft ist, die das Los der gesamten Menschheit verbessert, haben viele andere die dunkle Seite der Globalisierung kennen gelernt; für sie war das World Trade Center ein Symbol des Bösen,"schreibt Rifkin.

Tatsächlich habe die Globalisierung "einen finsteren Aspekt ¿ und hieraus keine Schlüsse zu ziehen kann nur zur noch stärkeren Polarisierung der Weltgemeinschaft und zur Stärkung extremistischer Bewegungen führen", analysierte Rifkin, der vor allem als Kritiker der Biotechnik international bekannt geworden ist.
Unterschiedliche Realitäten
Kinder arbeiteten in der gesamten Dritten Welt in Fabriken, Millionen von Menschen würden von ihrem angestammten Land vertrieben, um Raum für das Agrar-Business zu schaffen.

"Wir reden hier enthusiastisch von Globalisierung, e-commerce und der Telekommunikationsrevolution, während ein Drittel der Weltbevölkerung keine Elektrizität hat und 850 Millionen Menschen unterernährt sind, Hunderte von Millionen nicht genügend sauberes Wasser oder ausreichend Brennstoff haben und die Hälfte der Weltbevölkerung völlig vom regulären Handel ausgeschlossen ist," sagt Rifkin.
Furcht vor Verlust der Identität
Außerdem verweißt er auf die Bedrohung kultureller Vielfalt und Identität. Große Teile der Menschheit hätten das Gefühl, "dass multinationale Firmen auf ihren traditionellen Werten herumtrampeln."

Jene Menschen sähen sich als "bedeutungslos in einer Welt, die zunehmend von kultureller Produktion, Marken, Logos und von Firmen diktierten Lifestyles bestimmt ist".
Schmerzliche Auseinandersetzung
Rifkin mahnte die Amerikaner, auch wenn sie im Moment nicht in der Stimmung dazu seien, über diese anderen Tatsachen des Lebens zu sprechen. Anderenfalls werde die Zahl der Extremisten weiter steigen.
Tiefgreifende Veränderungen
Innenpolitisch sieht Rifkin für die USA ebenfalls Gefahren.

Durch eine ausschließliche Fixierung auf Überwachung, Militär und Polizei zur Terrorismus-Bekämpfung könnten die traditionelle Offenheit und Toleranz der Amerikaner verloren gehen und die Terroristen einen noch viel größeren Sieg erringen würden - "sie hätten den einzigartigen amerikanischen Geist selbst gelähmt".
 
 
 
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01.01.2010