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Neue Studie für Verständnis der Metastasen-Bildung  
  Neue Erkenntnisse über das Wachstum von Krebs-Metastasen könnte eine österreichische Studie liefern: Wiener Forscher haben erstmals nachgewiesen, wodurch sich Ausgangszellen für Blutgefäße von jenen für Lymphgefäße unterscheiden.  
Tumore benötigen zum einen Blutgefäße für ihr Wachstum. Zur Bildung von Metastasen wandern bösartige Zellen aber zudem auch durch die Lymphgefäße. Könnte man beide Mechanismen unterbrechen, wäre das ein neuer Ansatz für die Behandlung von Krebs.
Unterscheidung der Gefäßtypen nachgewiesen
Die Wiener Wissenschafter haben nun erstmals darstellen können, wodurch sich die Ausgangszellen für Blutgefäße von jenen unterscheiden, aus denen Lymphgefäße entstehen. Die wissenschaftliche Arbeit wurde im Fachmagazin "Journal of Experimental Medicine" veröffentlicht.
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Isolation and Characterization ...
Der Originalartikel "Isolation and Characterization of Dermal Lymphatic and Blood Endothelial Cells Reveal Stable and Functionally Specialized Cell Lineages" ist erschienen in der aktuellen Ausgabe des "Journal of Experimental Medicine" (Nr. 194, S. 797-808).
->   Journal of Experimental Medicine
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Spezifische Marker für Unterscheidung
Laut APA haben die Forscher an Hand von spezifischen Markern an so genannten lymphatischen Endothelzellen zeigen können, dass diese sich von ähnlichen Zellen in Blutgefäßen "markant" unterscheiden.

Bisher sei von mehreren Forschergruppen untersucht worden, wie in Tumoren Blutgefäße entstehen, erklärt Dieter Maurer von der Abteilung für Immundermatologie und Infektiöse Hautkrankheiten an der Universitäts-Hautklinik in Wien, ein Autor der Studie.
Endothelzellen zur Innenauskleidung der Lymphgefäße
"Dazu sind Blut-Endothelzellen notwendig, welche die Innenschicht der Blutgefäße bilden. Sie wachsen in Tumoren hinein", so der Experte. Stiefkind der Forschung aber seien bisher jene Endothelzellen gewesen, welche die Innenauskleidung der Lymphgefäße bilden.

Während Wissenschafter bereits daran arbeiten, die Entstehung von Blutgefäßen in Tumoren zu behindern (Angiogenese-Hemmer), war das bisher bei den Lymphgefäßen nicht möglich. Man kannte ihre Charakteristika nicht.
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Versorgung und Wachstum von Tumorgewebe
Krebsgeschwüre sind ebenso wie alle Gewebe des Körpers auf eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen, also hauptsächlich Sauerstoff angewiesen: Kleine Tumore, die zunächst lediglich aus ein paar Zellen bestehen, beziehen Nährstoffe bzw. den benötigten Sauerstoff direkt aus dem umliegenden Gewebe. Dafür verwenden sie feinste Blutgefäße, die so genannten Kapillaren. Diese durchziehen den gesamten Körper, allerdings in einer normalerweise gleichbleibenden Anzahl. Ab einer bestimmten Größe des Tumorgewebes reichen die umliegenden Kapillaren für die Versorgung nicht mehr aus - der Tumor regt dann die Bildung von Blutgefäßen an, um den steigenden Sauerstoffbedarf zu decken. Ein Vorgang, der sich Angiogenese nennt und im Körper "normalerweise" nur unter ganz speziellen Bedingungen stattfindet, etwa nach der Menstruation oder bei Herzerkrankungen.
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Wachstum der lymphatischen Endothelzellen
Die Untersuchungen der Wiener Forscher hätten nun die Voraussetzungen geschaffen, das Wachstum der lymphatischen Endothelzellen - die so genannte Lymphangiogenese - im Detail aufzuklären, so Ernst Kriehuber, der Erstautor der Studie.
Protein und Rezeptoren machen Unterschied aus
So wies die Forschergruppe nach, dass die Zellen der Innenschicht der Lymphgefäße mit dem Protein Podoplanin, dem VEGF-C-Rezeptor und dem LYVE-1-Rezeptor Bestandteile aufweisen, dien auf den Blut-Endothelzellen nicht oder nur kaum vorhanden sind.

Mithilfe dieser Erkenntnisse könnte sich in Zukunft die Verbreitung von Tumoren über die Lymphbahnen beeinflussen lassen.
Substanzen gegen Metastasen-Bildung
So könnte man "beispielsweise Substanzen maßschneidern, welche selektiv Lymphangiogenese blockieren oder Rezeptoren besetzen, die für die Einwanderung von Tumorzellen in Lymphgefäße verantwortlich sind", erklärt Dieter Maurer.
->   Österreichische Krebshilfe
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01.01.2010