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Zeitbombe Asbest  
  Asbest ist eine tickende Zeitbombe, die Spätfolgen von Asbestkontakt werden bei vielen Menschen erst jetzt sichtbar: In den Industrieländern sollen in den nächsten Jahren 30.000 Frauen und Männer neu an Lungenkrebs und bösartigen Tumoren des Rippen- und Bauchfells erkranken.  
Einer von sieben Menschen aus der Normalbevölkerung trage Narben im Lungengewebe durch das Einatmen von Asbestfasern, teilten Mediziner auf dem Kongress der European Respiratory Society (ERS) in Berlin mit.

Da der Asbestverbrauch in Entwicklungsländern zunehme, sei auch dort mit steigenden Zahlen von Asbest-verursachten Krankheiten wie Lungenkrebs und Asbestose zu rechnen.
->   Elfter Kongress der ERS
Zunahme der Krebserkrankungen bis 2020
Bis zum Jahr 2020 müssen wir noch mit einer Zunahme der Krebserkrankungen durch Asbest rechnen. Die Gefahr ist noch nicht vorüber, auch wenn das Material schon verboten ist. Nach dem Einatmen der Asbestfasern könne es lange dauern, bis Krebs auftritt, erklärt Michael Gann vom Institut für Baubiologie und Ökologie in Wien.

"Asbest hat zum einen eine hohe Biobeständigkeit und es spaltet sich längs. Das heißt, im Lauf der Zeit können mehr Fasern im Körper entstehen. Beides zusammen macht Asbest über einen Zeitraum von bis zu 40 Jahren so gefährlich."
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Gesundheitsrisiken von Asbest
Bereits 1977 war erstmals vom Club of Rome auf die Gesundheitsgefährdung durch Asbest hingewiesen worden. Durch die Struktur von Asbest können sich bei seiner Verarbeitung oder Abnutzung kleine Fasern ablösen, die in die Atemluft und somit auch in die Lunge gelangen können. Dort bohren sie sich in das Lungengewebe, wodurch eine Lungenverhärtung - eine Asbestose - entstehen kann, die nach mehreren Jahren unter Umständen zu Lungen- oder Rippenfellkrebs führt. Auch die Entstehung von Geschwülsten des Rippen- und Bauchfells kommt vor.
->   Mehr über die Gesundheitsrisiken von Asbest
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Insgesamt geringes Risiko für "Asbest-Tod"
Epidemiologische Studien zeigten allerdings, dass das Risiko des Asbesttodes insgesamt sehr gering sei, erläuterte Pascal Dumortier vom Erasmus-Hospital in Brüssel auf dem ERS-Kongress.

Hochrechnungen aus den USA zufolge macht der berufliche Kontakt mit Krebs erregenden Stoffen einschließlich Asbest vier Prozent aller Krebsfälle aus.
Einsatz in Ländern der Dritten Welt
Obwohl die Herstellung und Verwendung von Asbest in vielen Ländern verboten ist, wurden letztes Jahr weltweit noch rund zwei Millionen Tonnen Asbest produziert.

Spitzenreiter waren die GUS-Staaten, gefolgt von China und Kanada. Zum Einsatz kommt Asbest inzwischen vorwiegend in Ländern der Dritten Welt.
EU-weite Verbote
In Österreich ist Asbest verboten. In der EU darf spätestens ab 2005 Asbest nicht mehr in Zement verwendet werden. Alle Arten von Asbest sind nachweislich krebserregend, so die EU.

In Gebäuden muss Asbest allerdings nicht entfernt werden, da das Risiko in diesem Fall sehr gering sei, solange der Asbest unangetastet bleibe.
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Asbest
Asbest (asbestos, griechisch für "unauslöschlich") ist die fasrige Form der mineralischen Silikate, die zu den gesteinsbildenden Mineralien der Serpentingruppe, d.h. Chrysotil (Weißasbest), und der Amphibolgruppe gehören, d.h. Aktinolit, Amosit (Braunasbest), Anthophyllit, Krokydolith (Blauasbest), Tremolit oder jede Mischung, die eines oder mehrere davon enthält. Weißasbest gibt es vor allem in Russland (Südural), Kanada, Brasilien, Zimbabwe, Italien, China und den USA, Blauasbest in Südafrika.
->   Mehr über Asbest
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Spritzasbest in 70er-Jahr-Gebäuden
Die prognostizierten Opferzahlen seien natürlich auch für Österreich relevant. "Ein großes Problem sind die Gebäude, die in den 70er Jahren mit Spritzasbest gebaut wurden. Damals wusste man noch nichts über die Gefährlichkeit. Diese Gebäude sind heute zum Teil saniert, man weiß aber nicht genau, wieviel Belastung in der Langzeitwirkung ausgelöst wurde", so Michael Gann.
Schwieriger Belastungs-Nachweis
Für einzelne ist es heute sehr schwierig, sich ein Bild über die eigene Belastung zu machen. Denn nur eine schmerzhafte Lungenbiopsie würde genauen Aufschluss bieten, möglich sind auch Materialtests aus belasteten Büroräumen zum Beispiel.
Gefahr auch nach New York-Anschlägen
Aktuell wird das Thema Asbest nicht zuletzt durch den Einsturz des World Trade Centers in New York. Dort wird befürchtet, dass Asbest in die Luft gelangt ist. Denn beim Bau 1973 galt das Material noch nicht als gefährlich.

Wie das Wissenschaftsmagazin New Scientist berichtet, soll vor zehn Jahren allerdings eine Asbestsanierung stattgefunden haben.

Ulrike Schmitzer, Ö1-Wissenschaft/red, science.orf.at
->   European Respiratory Society
 
 
 
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01.01.2010