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Studiengebühren: Nicht alle Studenten zahlen  
  Nicht alle Studenten in Österreich müssen ihre Studiengebühren selbst bezahlen. Neben staatlichen Beihilfen können Studierende auch von Aktionen von Firmen oder anderer Institutionen profitieren, die für die Gebühren aufkommen.  
Praxisscheck an Montanuniversität Leoben
Die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) warnt jedoch vor dem Trend, "wirtschaftlich verwertbare Studien" auf diese Weise zu bevorzugen.

Die größte derartige Aktion soll Maturanten das Studium an der Leobener Montanuniversität schmackhaft machen. Sponsoren aus Wirtschaft, Industrie sowie die Stadtgemeinde Leoben stellen rund 2,7 Millionen Schilling zur Verfügung, wodurch jedem Studienanfänger zumindest die Studiengebühr des ersten Semesters über einen so genannten "Praxisscheck" finanziert wird.

Bedingung für die Übernahme der Gebühr durch die Sponsoren ist die Verpflichtung zu einem zweiwöchigen Praktikum an einem frei wählbaren, jedoch studienspezifischen Praxisplatz.
->   Sponsoren finanzieren Montanuni-Anfänger
Reihe weiterer Aktionen
Dazu gesellt sich eine Reihe von Unternehmen, die die Studiengebühren ebenfalls zum Teil finanzieren. Wie die APA berichtet, wenden sich die Aktionen in erster Linie an Studierende aus wirtschaftlichen und technischen Fächern.
ÖH: Staat schiebt Verantwortung ab
Die ÖH warnt in diesem Zusammenhang vor einem "gefährlichen Trend", bei dem Studierende "wirtschaftlich verwertbarer Studienrichtungen" von Unternehmen ihre Gebühren ersetzt bekämen und dadurch gegenüber Studierenden anderer Fächer bevorzugt werden.

Für die betreffenden Studenten stelle die Übernahme der Gebühren zwar einen Vorteil dar, allerdings schiebe der Staat seine Verantwortung für die Bildung und Ausbildung seiner Bürger damit auf den "freien Markt" ab.
Studium nach Diktat der Wirtschaft?
Für ÖH-Vorsitzende Anita Weinberger (Grüne und Alternative StudentInnen) ist es "bezeichnend, dass Wirtschaft und Industrie derartige Förderungen ausschließlich für wirtschaftliche und technische Studienrichtungen anbieten".

Diese Entwicklung führe dazu, dass Studienanfänger ihr Studium künftig nicht mehr nach Interesse oder Begabung auswählen, sondern sich dem "Diktat der Wirtschaft unterwerfen" oder überhaupt von einem Studium absehen würden.
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"Aushungerung der Geisteswissenschaft?"
In einem Zusammenhang mit den Plänen des Bildungsministeriums zur Vollrechtsfähigkeit der Universitäten sieht die stellvertretende ÖH-Vorsitzende Andrea Mautz (Verband Sozialistischer StudentInnen) die Praxis der Unternehmen. In dem Gestaltungsvorschlag zur Uni-Reform werde ebenfalls darauf Bedacht genommen, dass jene Universitäten, die "wirtschaftlich verwertbare" Absolventen hervor brächten, mehr Finanzmittel zur Verfügung hätten. Diese Praxis führe zum Ende der Freiheit von Forschung und Lehre sowie zur "Aushungerung geistes- und kulturwissenschaftlicher Studienrichtungen".
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"t@ke5000" für 100 TU Wien-Studierende
Neben dem "Praxisscheck" in Leoben haben auch zahlreiche andere Institutionen den Werbe- und Aufmerksamkeitswert von Aktionen zur Finanzierung des Studiums erkannt.

Der Technologiekonzern EBV Elektronik und das Pädagogische Institut der Stadt Wien werden im Rahmen der Aktion "t@ke5000" 100 Studenten der Studiengänge Elektronik und Informatik an der Technischen Universität (TU) Wien die Gebühren erstatten.

Auf der entsprechenden Website können sich interessierte Studenten für diese Aktion anmelden. Die Auswahl erfolgt nach dem Zufallsprinzip.
->   t@ke5000 (ab 28. September online)
Weitere Angebote ...
Das Internetportal "lexandtax" finanziert zehn Jus-, BWL- oder Handelswissenschaftsstudenten im zweiten Abschnitt unter dem Motto "Earn Your Tuition Waiver" ein Jahr lang die Studiengebühren.

Voraussetzung dafür ist allerdings das Bestehen eines Auswahlverfahrens, bei dem neben Studienleistungen auch soziale Aktivitäten und etwaige Betreuungspflichten berücksichtigt werden. Bewerbungsschluss ist der 1. November.
->   Lex and Tax: Tuition Waiver
... und Gewinnspiele
Bei Raiffeisen können Inhaber eines Studentenkontos den Betrag der Studiengebühren für sechs Semester gewinnen. Insgesamt werden neun Studenten in den Genuss dieser Förderung kommen. Ausbezahlt werden allerdings nicht auf ein Mal 30.000 Schilling, sondern 5.000 Schilling pro Semester.

Ein besonderes Verständnis von Studierenden hat offensichtlich die Bank Austria: Jene Personen, die bis 30. November ein Studentenkonto eröffnen, erhalten nämlich gratis eine Hängematte und nehmen wöchentlich an der Verlosung eines Laptops teil.
->   ÖH
Mehr über die Studiengebühren in science.orf.at:
->   Schuldenangst deprimiert Studierende
->   Studiengebühren: Banken buhlen um Studierende
->   Studiengebühren: 70.000 Studenten weniger
->   ÖH sagt Studiengebühren-Boykott ab
 
 
 
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01.01.2010