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Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
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Sprachliche Vielfalt in Europa erhalten und fördern  
  Der heutige Tag der Sprachen bildet den Höhepunkt des "Europäischen Jahres der Sprachen 2001", das unter das Motto gestellt wurde, Europäer für demokratische Werte und das gemeinsame sprachliche sowie kulturelle Erbe zu sensibilisieren. Diesem Motto liegt jedoch ein Modell der Sprachenvielfalt zu Grunde, das in der konkreten Umsetzung zahlreiche Fragen aufwirft.  
Über das Bewusstsein für demokratische Werte und die Sprachenvielfalt Europas hinaus, soll möglichst vielen Menschen das Sprachenlernen schmackhaft gemacht werden. Des Weiteren ist ein differenzierter und aktiver Umgang mit "unserer" sprachlich und kulturell vielfältigen Umgebung erwünscht.
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Weitere Ziele für Österreich
Im Grundsatzpapier des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur, das die Interessen Österreichs auf europäischer Ebene vertritt, wurden zudem wichtige Ziele für Österreich formuliert: Das positive Erleben von Mehrsprachigkeit vermitteln (u.a. Migranten-, Volksgruppen und Minoritätensprachen), ihren Wert für den Einzelnen und die Gesellschaft aufzeigen und zum Erlernen der Sprachen unserer Nachbarn anregen.
->   Sprachenpolitik
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Sprachenlernen schmackhaft machen, aber wie?
Dem stehen internationale Entwicklungen gegenüber, die vermehrt eine Tendenz in Richtung sprachlicher Homogenisierung aufweisen. Insbesondere in der Wissenschaft und der Wirtschaft lässt sich die Dominanz der englischen Sprache nicht negieren - ebenso wenig auf dem internationalen Datenhighway.

Insgesamt beschränken sich die Fremdsprachenkenntnisse der Europäer vor allem auf Englisch, gefolgt von Französisch, wie die Eurobarometer-Umfrage zum Jahr der Sprachen ergeben hat. 72 Prozent der Europäer sprechen keine zweite Fremdsprache, 92 Prozent keine dritte.
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Die Eurobarometer- Untersuchung
Die beliebteste Fremdsprache bei den Europäern ist Englisch (41 Prozent), gefolgt von Französisch (19 Prozent), Deutsch (10 Prozent) und Spanisch (7 Prozent). 47 Prozent sprechen keine andere Sprache außer ihrer Muttersprache. Von den befragten Österreichern gaben 48 Prozent an, dass sie neben ihrer Muttersprache keine weitere Fremdsprache sprechen. An der Umfrage im Dezember 2000 nahmen 16.000 Bürger und Bürgerinnen der EU teil.
->   Weitere Ergebnisse der Umfrage
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->   Alarmierende EU-Studie
Fremdsprachenförderung aus wirtschaftlichen Motiven?
Ein weiteres Problem ist die mangelnde Sensibilisierung für die Bedeutung der Mehrsprachigkeit. Während es bei dem Schlagwort "Fremdsprachenförderung" um Sprachenvielfalt gehen sollte, wird darunter häufig der Erwerb einer bestimmten Sprache verstanden. Dass diese in erster Linie aufgrund ihrer wirtschaftlichen Verwertbarkeit und weniger nach ihrer kulturellen Bedeutung gewählt wird, liegt auf der Hand.
Mit Sprachkenntnissen zur wissensbasierten Gesellschaft?
Auf dem Weg Europas zur "wissensbasierten Gesellschaft" wird laut EU weiterhin der Erwerb vielseitiger Sprachkenntnisse - eben nicht einer speziellen Zielsprache - gefordert.

Allerdings fehlt es an EU-weiten Ansätzen. Entsprechende Modelle sind zwar in Arbeit, konkret aber gibt es bloß eine Empfehlung der Bildungsminister, wonach die Mitgliedsstaaten den Erwerb von mindestens zwei EU-Sprachen fördern sollen.
Gezielte Projektarbeit zur Akzeptanz von Mehrsprachigkeit
Die gezielte Förderung von Mehrsprachigkeit bleibt damit nach wie vor eine Angelegenheit der einzelnen Mitgliedsstaaten. Dass es dabei zu einer unterschiedlichen Prioritätensetzung kommen wird, scheint unvermeidlich, wenn man die Ergebnisse der Eurobarometer-Umfrage heranzieht.
Herausforderungen der Zukunft, die EU-Erweiterung
Über die derzeitige Diskussion hinaus erhält die Frage der Förderung von Mehrsprachigkeit angesichts der bevorstehenden Erweiterung der Europäischen Union eine zusätzliche Dringlichkeit.

Dem europäischen Prinzip, die Sprachen aller Mitgliedsländer gleichwertig zu behandeln, stehen die immensen Kosten für Sprachdienste gegenüber. Schon heute bereiten sich die Dolmetscher auf bis zu zehn neue Sprachen vor.

Neben der polemischen Gleichsetzung des EU-Parlaments mit dem biblischen "Turm von Babel wird der Ruf nach einer europäischen Lingua Franca, nämlich Englisch, lauter.
->   Europäischer Tag der Sprachen
->   Marktplatz der Sprachen
 
 
 
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01.01.2010