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Komet Borrelly: Erste Bilder veröffentlicht  
  Die NASA-Raumsonde Deep Space 1 flog am Montag in nur 2.200 Kilometern Entfernung an dem Kometen Borrelly vorbei. Erste Bilder der spektakulären "Begegnung" wurden nun von der NASA veröffentlicht, sie liefern neue Erkenntnisse zu Kometen und begeistern Forscher weltweit.  
Die Sonde machte bei ihrem Rendezvous mit Borrelly Schwarz-Weiß- und Infrarotbilder und sammelte Daten über die Gase und das Magnetfeld des Kometen.
Komplexere Oberfläche als erwartet
Die dabei gewonnenen Aufnahmen wurden nun veröffentlicht und zeigen laut Experten eine Kometen-Oberfläche, die weitaus komplexer ist als erwartet.
Schroffes Terrain, ebene Flächen und tiefe Brüche
Der Kometenkern von Borrelly weist demnach schroffes Terrain ebenso auf wie ebene, sanft geschwungene Flächen und tiefe Brüche, zitiert BBC Online Laurence Soderblom, den Leiter des DS1-Imaging Teams. Auch extrem 'dunkles' Material konnte laut Soderblom anhand der Bilder festgestellt werden.
->   Verschiedene Borrelly-Bilder der Raumsonde DS1
Kern nicht im Zentrum der Gaswolken

Eine Aufnahme von Borrelly
Die übermittelten Bilder und Daten der Sonde lieferten den Forschern noch weitere Überraschungen: So zeigten sie, dass der Sonnenwind zwar wie erwartet symmetrisch um die Staub- und Gaswolken, die so genannte Koma, rund um Borrelly flog, der Kern des Kometen jedoch befindet sich offenbar nicht genau im Zentrum, sondern seitlich versetzt.

Laut NASA wurde der Nukleus mit einer Länge von 5 Meilen und einer Breite von etwa 2,5 Meilen gemessen.
Zusammensetzung der Koma
Die Geräte der DS1 lieferten auch weitere Informationen, etwa über die Zusammensetzung der Koma. Aufgrund der Fülle der Daten wird eine Auswertung durch die Wissenschaftler allerdings noch einige Zeit dauern.
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Kometen
Kometen sind Himmelskörper, die sich entweder auf einer meist lang gestreckten Ellipsenbahn um die Sonne bewegen oder auf einer hyperbolischen Bahn das Sonnensystem durchqueren. Sie bestehen zumindest teilweise aus Eispartikeln, zudem aus kosmischem Staub, Gasen und unterschiedlicher fester Materie.

Man unterscheidet den Kometenkern (Nukleus) und die so genannte Koma. Dabei handelt es sich um die den Kern umgebende, diffus leuchtende Staub- und Gaswolke. Bei Annäherung an die Sonne entwickelt sich meist eine Art Schweif, manchmal auch mehrere, aus Kohlenoxid und Stickstoff-Ionen. Koma und Schweif sind alles, was man mit bloßem Auge von der Erde aus erkennen kann. So könnte etwa der Stern von Bethlehem, der die drei Weisen der Legende nach leitete, einer Theorie zufolge ein Komet gewesen sein.
->   Mehr Informationen zu Kometen
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Wird Borrelly auseinander brechen?
Auf der Basis der neu gewonnenen Bilder spekulieren die Forscher allerdings bereits, dass der Komet auseinander brechen wird, da offenbar Materie erodiert.

Aus querschnittförmigen Brüchen am Kern des Kometen treten drei bis zu 60 Kilometer lange Materie-Ströme aus, wie die DS1-Aufnahmen enthüllen. Der Hauptstrom scheint von der Rotationsachse zu stammen.

Letztendlich könnte der Kern so schwach werden, dass er in zwei Teile zerfalle, hieß es von einem der beteiligten Forscher.
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Der Komet Borrelly
Benannt wurde der Komet nach seinem Entdecker, dem Franzosen Alphonse Louis Nicolas Borrelly. Er entdeckte den "neuen" Himmelskörper Anfang des letzten Jahrhunderts, als er den Himmel "routinemäßig" nach Kometen absuchte. Seitdem wurde Borrelly wiederholt beobachtet und berechnet.
->   Mehr Informationen zum Kometen Borrelly
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Raumsonde Giotto flog noch näher an Kometen
Dies ist allerdings nicht das erste Mal, dass eine Raumsonde sich in solche Nähe zu einem Kometen 'gewagt' hat: Bereits 1986 flog die europäische Raumsonde Giotto extrem dicht an dem Kometen Halley sowie sechs Jahre später an Grigg-Skjellerup vorbei.

Die Entfernung zum Kern des jeweiligen Himmelskörpers war bei diesen beiden Missionen sogar noch geringer, als die zwischen Deep Space 1 und Borrelly. Die gelieferten Bilder waren jedoch nicht so hoch auflösend wie die nun von DS1 gewonnenen Aufnahmen.
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Giotto-Farbaufnahme des Halley-Kerns
Die Giotto-Mission
Die Raumsonde Giotto wurde 1985 von einer Ariane-Rakete ins All gebracht. Ziel der Mission war es, Informationen über zwei Kometen zu erhalten: Neben Halley war das der Komet Grigg-Skjellerup. Giotto flog sogar noch näher an den beiden Zielobjekten vorbei, als nun Deep Space 1. Sie passierte Halley 1986 in rund 600 km und Grigg-Skjellerup 1992 gar in nur 100-200 km Entfernung.

Die damals gewonnenen Bilder sind jedoch laut Experten weniger hoch auflösend als die nun von Deep Space 1 gewonnenen Aufnahmen. Zudem war die Verbindung zur Erde bereits 1986 teilweise abgebrochen und einige Geräte der Sonde wurden beschädigt. Die Ds1-Mission dagegen verlief laut NASA problemlos.
->   ESA: Giotto-Homepage
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Letzte Mission für Deep Space 1
Für die Deep Space 1, die eigentlich gar nicht für ein solches Rendezvous mit einem Kometen gedacht war, ist dies wohl die letzte Mission gewesen. Die Sonde kreist seit 1998 durchs All und hat jetzt kaum noch Treibstoff. Spätestens im November wird er endgültig aufgebraucht sein.
->   Deep Space 1
->   NASA
 
 
 
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01.01.2010