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Forschungsschwerpunkt "Metropolen im Wandel"  
  Der seit langem geplante neue Forschungsschwerpunkt des Internationalen Forschungszentrums Kulturwissenschaften (IFK) ist seit dem vergangenen 11. September gleichermaßen unerwartet wie tragisch legitimiert. Der Bedarf an Wissen über die Metropole ist nun auch in einer breiteren Öffentlichkeit sprunghaft gestiegen. Ganz besonders über New York, die Metropole schlechthin.  
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IFK: Neuer Standort und Forschungsschwerpunkt
Am 1. Oktober wird der neue Standort des IFK in der Reichsratsstraße in Wien-Innere Stadt direkt hinter dem Hauptgebäude der Uni Wien eröffnet. Mit dem neuen Schwerpunkt "Metropolen im Wandel" beabsichtigt das IFK das Themenfeld "Stadt - Urbanität - urbaner Wandel - Metropolenentwicklung" zum Gegenstand einer umfassenden kulturwissenschaftlichen Analyse zu machen.
->   IFK
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Ein Gastbeitrag von Eva Cescutti, IFK
Die Fragen, warum sich das IFK in seinem neuen Forschungsschwerpunkt den Metropolen und nicht vorrangig den kulturellen Implikationen von Biotechnik und Medienrevolution zuwendet, haben sich vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse wohl erübrigt.
Der kulturwissenschaftliche Blick auf die Stadt
Dieser neue Bedarf an Wissen erklärt sich aus der plötzlichen Evidenz der Angreifbarkeit, Empfindlichkeit und Fragilität einer vermeintlich unverletzlichen und ewigen Stadt wie New York ¿ und aus der Angst, die durch diese Evidenz entsteht und in der sich alle anderen Ängste fokussieren: jene vor den Auswirkungen der Globalisierung beispielsweise, oder jene vor dem viel strapazierten tödlichen ¿Kampf der Kulturen¿.

Was kann ein kulturwissenschaftlicher Blick auf die Stadt dagegen tun? Vor allem: neben und gegen die Angst Analyse und fundiertes Wissen setzen.
Ausgangspunkt: Metropole
Neoliberalismus, Globalisierung und das gefährdete Projekt, Demokratie unter den Bedingungen von Multikulturalismus einerseits und Populismus andererseits neu zu denken, ¿ sie alle haben ihren Ort und ihren ¿point of departure¿ in den Metropolen.

Statt Gadamers jüngst geäußertem ¿Schauder¿ vor dem Islam, statt platten Reduktionen auf einen Konflikt von ¿Geld¿ gegen ¿Blut¿, statt einer unreflektierten Setzung von Hass als Ausdruck und Ventil kultureller Differenz haben die Kulturwissenschaften andere Perspektiven zur Hand:
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Perspektiven der Kulturwissenschaft
- Zum einen die historische, die zeigt, dass Metropolen von Anfang an immer gefährdete Projekte des Zusammenlebens und des Wettstreits verschiedener Lebensstile, Ökonomien, Lebens- und Arbeitswelten waren.
- Zum anderen die kulturelle, die die Horizonte zivilisierter Öffentlichkeit normiert und unsere Zugänge zu Individualität, Subjektivität und dem Anderen und Fremden regelt.
- Und schließlich die soziale, wo die Unterschiede von Macht, Einkommen und Status sichtbar werden und sich die Fragen legitimer Werte und gerechter Herrschaftsformen immer wieder neu stellen.
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Vorwegnahme der Fragen?
Und so lesen sich die Themen der kommenden größeren Tagungen am IFK beinahe wie eine Antizipation der Fragen, die in den letzten Tagen und Wochen die Öffentlichkeit beschäftigt haben:
->   Die Großstadt und das ¿Primitive¿
->   Technopolis ¿ Telekommunikative Stadt(t)räume im 20. Jahrhundert
->   Die Metropole und das ¿Böse¿
Versuch, die Stadt zu verstehen
Freilich geht es beim kulturwissenschaftlichen Versuch, die zeitgenössische Stadt zu verstehen, nicht nur um ein vom Alltag losgelöstes, abstraktes Projekt.

Denn wenn die Diagnose zutrifft, dass Individualisierung, Mobilität und Flexibilität und ihr mentales Korrelat ¿ Ambivalenz ¿ die Existenzform der StadtbewohnerInnen heute kennzeichnen, dann geht es in diesem Projekt auch darum, ihnen ein geeignetes Instrumentarium zur Verfügung zu stellen, um zu einem besseren Wissen über sich selbst und den sozialen und kulturellen Voraussetzungen ihres eigenen Lebens zu gelangen. Mit möglichst wenig Angst.
->   IFK mit neuem Forschungsprogramm und Standort
 
 
 
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01.01.2010