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Erreger der Listeriose genetisch entziffert  
  Das erbgut des Erregers der gefährlichen Infektionskrankheit Listeriose ist entziffert. Das Genom des Bakteriums L. monocytogenes besteht demnach aus 2.944.528 Bausteinen. Auf Grund dieser Erkenntnisse können neue diagnostische und therapeutische Verfahren entwickelt werden.  
Im Universitätsklinikum Gießen gelang es nun Wissenschaftern aus Deutschland, Frankreich und Spanien den genetischen Code des Erregers zu entschlüsseln, der die seltene Fähigkeit besitzt wichtige Schutzwälle im Körper des Menschen, wie z. B. die Blut-Hirn-Schranke, zu überwinden.
Ein unscheinbarer Mikroorganismus
L.monocytogenes ist den Experten zufolge ein eigentlich unscheinbarer Mikroorganismus, der fast überall in unserer Umgebung gefunden werden kann. Die Bakterien leben vor allem auf feuchten, abgestorbenen Pflanzenresten und können aus Silofutter, Erde, Wasser sowie Gemüse- und Salatpflanzen isoliert werden. Den Menschen können sie über Lebensmittel wie Salate, Rohmilch, Weichkäse und rohes Fleisch infizieren.
Auswirkung der Infektion bei Gesunden
Von gesunden Personen wird eine Infektion in den meisten Fällen nicht als ernsthafte Erkrankung wahrgenommen, manchmal können ähnliche Symptome wie bei einer leichten Grippe beobachtet werden.
Bei Neugeborenen und Älteren
Gefährlich kann die Listeriose vor allem für Neugeborene, ältere Menschen und Personen mit geschwächtem Immunsystem werden, etwa Krebs-, Diabetes-, Nieren- und Aids-Kranke sowie Schwangere.

Gefährlich ist eine Übertragung des Krankheitserregers von der werdenden Mutter auf den Fötus. Mögliche Folgen sind eine Früh- oder sogar eine Totgeburt.
Bei Risikopatienten
Risikopatienten drohen eine Entzündung der Hirnhaut oder der Herzinnenwand, Magen- und Darminfektionen, Abszesse oder auch Hepatitis. Die Infektion wird mit Hilfe von Blut- und Urintests diagnostiziert. Die Behandlung erfolgt mit Antibiotika.
In das Innere des Menschen
Neben der Blut-Hirn-Schranke kann das Bakterium auch andere Schutzwälle des Körpers mühelos durchdringen: die so genannte Darmschranke ebenso wie die Plazenta-Schranke.

Diese Vordringen in das tiefste Innere des Menschen "hat dem Erreger zu Recht den Ruf eingebracht, eines der tödlichsten Bakterien zu sein", erklärten die Gießener Wissenschafter.
Dem Krankheitsmechanismus auf der Spur
Die Forscher entdeckten in dem Genom von L.monocytogenes Gene, die in der verwandten Listerienart L.innocua nicht vorkommen. Diese Gene dürften offenbar für die ungewöhnlichen Fähigkeiten des Bakteriums verantwortlich sein.

Die Mediziner wollen nun die Funktionen dieser Gene genauer untersuchen und damit den Krankheitsmechanismus besser verstehen lernen.
->   Universitätsklinikum Gießen
->   Mehr Information über Listeriose
 
 
 
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01.01.2010