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Zehn Jahre AUSTROMIR  
  Vor zehn Jahren begann Österreichs erster und bisher einziger Ausflug ins All. Die AUSTROMIR- Mission führte zu zahlreichen neuen Erkenntnissen, besonders im Bereich der Weltraummedizin.  
Einige dieser wertvollen Ergebnisse sollen den Besatzungen an Bord der Internationalen Raumstation ISS zugute kommen.

Aber auch Astronauten einer künftigen ersten Mission zum Mars könnten von dem gesammelten Wissen der österreichischen Weltraummission profitieren.
Ein Blick zurück: Traumstart für Bilderbuchmission
Weltraumbahnhof Bajkonur, Kasachstan, 2. Oktober 1991, 6:59 Uhr MEZ: eine Sojus-Rakete hebt von der Startrampe ab.

An ihrer Spitze transportiert sie ein Raumschiff ins All. Die Besatzung besteht aus dem russischen Kommandanten Alexander Wolkow, dem kasachischen Bordingenieur Toktar Aubakirow - und dem österreichischen Wissenschaftskosmonauten Franz Viehböck.
Wissenschaft im Weltraum
Zwei Tage nach dem Start dockt das Raumschiff 400 Kilometer hoch über der Erde an die russische Weltraumstation MIR an.

Für Franz Viehböck folgen sechs anstrengende Tage im Orbit, während der er insgesamt 15 verschiedene wissenschaftliche Experimente durchführt.

Im Mittelpunkt steht dabei der Mensch: ein Großteil der Versuche dient dazu, die Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf den menschlichen Körper und dessen Leistungsfähigkeit zu erforschen.
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Training gegen Knochenschwund
Die fehlende Gravitation im Weltall führt etwa dazu, dass sich Muskeln und Knochen der Raumfahrer rasch zurückbilden - pro Monat um durchschnittlich ein bis zwei Prozent. Um dem entgegen zu wirken, entwickelten Physiologen der Universität Wien MOTOMIR - ein spezielles Ergometer, mit dem nicht nur Franz Viehböck, sondern in weiterer Folge auch alle späteren Kosmonauten täglich trainierten, um sich so fit wie möglich zu halten.
->   Österreichische Gesellschaft für Weltraummedizin
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Gefährliche Strahlen aus dem All
Außerhalb der schützenden Hülle der Erdatmosphäre sind Raumfahrer zudem der gefährlichen kosmischen Teilchenstrahlung ausgesetzt.

Im Rahmen der AUSTROMIR-Mission brachte Franz Viehböck spezielle Messgeräte an Bord der Raumstation MIR, die von Physikern des Österreichischen Atominstituts entwickelt wurden.
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Kleine Detektoren - große Gefahr
Mit dem Experiment DOSIMIR wurde die Intensität der kosmischen Strahlung gemessen, die auf die Raumfahrer einwirkt. Spezielle kleine Kristalle können die unterschiedlichen Strahlungsarten - von Neutronen- über Protonen- und Alpha- bis hin zur Gammastrahlung gleichzeitig registrieren. Mit einer Weiterentwicklung dieser Detektoren sind die Forscher heute nicht nur in der Lage, die Strahlungsintensität zu bestimmen, sondern sogar die biologischen Auswirkungen auf den menschlichen Körper zu erfassen. Die Messgeräte der neuen Generation sind bereits an Bord der Internationalen Raumstation ISS im Einsatz.
->   Strahlungsmessung auf der ISS
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Erfolgreiche Mission
AUSTROMIR war äußerst erfolgreich - vielfach wurden die Erwartungen der beteiligten Wissenschafter sogar übertroffen.

In erster Linie dank dieser Mission sind österreichische Weltraummediziner heute allseits gefragt.

Die Folge war die Einladung seitens der russischen Raumfahrtbehörden, auch im Rahmen der Missionen an Bord der ISS gemeinsam wissenschaftliche Experimente durchzuführen.
All-gegenwärtige Erinnerungen
Am 10. Oktober 1991 um 5:12 Uhr MEZ endet Franz Viehböcks Ausflug ins All - die Sojus-Kapsel landet wieder in der Steppe Kasachstans.

Österreichs erster und bisher einziger Raumfahrer würde jedoch sofort wieder ins All fliegen, wenn sich die Gelegenheit bieten sollte.

Heute leitet Franz Viehböck das Wiener Büro des amerikanischen Luft- und Raumfahrtkonzerns Boeing - Schwerpunkt ist der Bereich "Space & Communications".
Vater werden im Weltraum
Einer der stärksten Eindrücke Franz Viehböcks während seiner AUSTROMIR-Mission war persönlicher Natur: "Noch auf dem Flug zur Raumstation kam die Meldung des Kontrollzentrums, dass meine Frau Vesna unser erstes Kind - unsere Tochter Carina Marie - zur Welt gebracht hatte, und dass die beiden wohlauf seien", erinnert sich Viehböck. "An Bord der MIR sah ich dann die ersten Bilder von meiner Frau, wie sie unsere Tochter im Arm hielt - das war sicher eines meiner größten Erlebnisse im Weltall."
->   The Boeing Company
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Ausstellung WELT.RAUM.SPUREN
Aus Anlass des 10. Jahrestages der AUSTROMIR-Mission findet im Welser "Lebensspuren.Museum der Siegel und Stempel" die Ausstellung WELT.RAUM.SPUREN statt. Zu sehen sind Messgeräte, Original-Weltraumobjekte und Dokumente der Mission sowie Helme, Handschuhe, "Weltraumnahrung" u.a.
Eröffnung: Freitag, 12. Oktober 2001,19 Uhr, Pollheimerstraße 4, 4600 Wels.
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Das Ende von MIR
Mit MIR ist es mittlerweile zu Ende gegangen. Die altehrwürdige Raumstation wurde am 23. März 2001 über dem Pazifischen Ozean gezielt zum Absturz gebracht.

15 Jahre war die MIR in Betrieb - dreimal so lange wie ursprünglich geplant. Mit der 140 Tonnen schweren Station verglühten auch Geräte und Experimente, die sich seit der AUSTROMIR-Mission zehn Jahre zuvor an Bord bewährt hatten.
Die Zukunft heißt ISS
Dennoch hält sich die Wehmut bei Franz Viehböck in Grenzen. "Die Zeit der MIR war einfach abgelaufen", ist der ehemalige Kosmonaut überzeugt. "So erfolgreich die russische Raumstation auch war, und so wertvoll die Erfahrungen, die während ihrer Missionen gesammelt wurden - die Zukunft gehört der neuen Internationalen Raumstation."

Ivo Filatsch, Modern Times
->   Die Raumstation MIR
->   Die internationalen Raumstation ISS
->   Österreichische Gesellschaft für Weltraumfragen - Austrian Space Agency
->   Institut für Weltraumforschung, Österreichische Akademie der Wissenschaften
 
 
 
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01.01.2010