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Killer-Virus für Mäuse als Biowaffe?  
  Ein Mäuse-Virus, das jedes seiner Opfer tötet, indem es ganze Teile des Immunsystems ausschaltet, haben australische Forscher nun unbeabsichtigt geschaffen, so der New Scientist.  
Die australischen Wissenschaftler wollten mit Hilfe gentechnischer Eingriffe ein Virus schaffen, das die Vermehrungsrate von Mäusen dämpft. Im Labor entstand jedoch ein für die Tiere absolut tödliches neues Virus.
Genmanipulierter Virus hoch aggressiv
Ron Jackson (Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation) und Ian Ramshaw (Universität in Canberra) hatten dem Virenstamm für Mäusepocken das Gen zur Produktion des Proteins Interleukin-4 eingepflanzt. Die damit infizierten Tiere sollten Antikörper gegen die eigenen Eier bilden und somit unfruchtbar machen.
Alle Tiere starben
Zur Überraschung der Forscher starben dagegen alle Tiere, selbst die gegen das Virus geimpften, innerhalb kurzer Zeit. Die Gen-Veränderung hatte die Immunantwort gegen Viren völlig abgeschaltet.
Der Mäusevirus ist eng verwandt mit dem menschlichen Pockenvirus. Dies zeige, dass es leicht möglich sein könnte, auch Viren anderer Tiere oder des Menschen zu gefährlichen Killern zu machen, so die australischen Forscher.
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Bislang als wenig gefährlich eingestuft
"Der Geist ist aus der Flasche", kommentiert der New Scientist. Bisher waren Forscher meist davon ausgegangen, dass gentechnische Veränderungen Viren eher weniger gefährlich machten. Bei einer Umfrage der Zeitschrift unter Genetikern hatten diese vor fünf Jahren noch angegeben, die Erschaffung neuer, gefährlicher Viren sei "sehr schwierig, wenn nicht unmöglich". Wissenschafter seien allerdings zurückhaltend, die Möglichkeiten eines Missbrauchs ihrer Techniken zu diskutieren, weil dies ihre Arbeit behindern könnte, so der New Scientist.
->   New Scientist
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Konvention gegen Biowaffen
Die unbeabsichtigte Entwicklung des gefährlichen Virus haben die beteiligten Forscher in Australien zum Anlass genommen, stärkere Maßnahmen gegen den Bau biologischer Waffen zu fordern.
Die Konvention über Biologische Waffen (BCW) von 1972 ächte derzeit nur den Bau solcher Waffen, sagte Annabelle Duncan vom australischen Forschungsinstitut CSIRO. Gegen den Missbrauch von Forschungsergebnissen sei man jedoch so gut wie machtlos.
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'Daten-Missbrauch verhindern'
"Es gibt keinen Weg, die Konvention durchzusetzen," sagte Duncan. "Selbst wenn man also glaubt, dass jemand dagegen verstößt, kann man nichts tun." Es gehe nicht darum, dass man nicht forschen dürfe, sagte sie. Es gehe darum, den Missbrauch der Forschungsergebnisse sehr, sehr schwer zu machen. Duncan ist die Leiterin der Molekularwissenschaften bei CSIRO. Sie war Vizechefin eines Expertenstabes der Vereinten Nationen, der nach dem Golfkrieg für biologische Waffen im Irak zuständig war.
->   CSIRO- Scientific and industrial research for Australia
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Verteidigungsministerium informiert
Der CSIRO-Wissenschaftler Ron Jackson hatte bereits am Mittwoch gewarnt, ein ähnliches Verfahren könne auch beim menschlichen Pockenvirus zu einem hochgefährlichen Erreger führen.
Die Wissenschaftler hatten dem Bericht zufolge das australische Verteidigungsministerium unterrichtet, bevor sie ihre Ergebnisse bei der Zeitschrift "U.S. Journal of Virology" einreichten.
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'Es gibt keinen Weg zurück'
Duncan sagte, sie könne die Furcht verstehen, dass mit ihrer Arbeit eine Bauanleitung für biologische Waffen veröffentlicht werde. "Man kann über das Geschehen schweigen und hoffen, dass niemand es jemals herausfindet, aber wenn man einmal eine Entdeckung gemacht hat, neigt sie dazu, trotzdem bekannt zu werden", sagte sie. "Es gibt keinen Weg zurück."
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Weltweite Warnung als Schutz
Duncans Kollege Bob Seamark sagte, manchmal gebe es in der Wissenschaft unerwartete Ergebnisse, wie man auch beim Penicillin gesehen habe.
Die Forscher wollten sicherstellen, dass die Welt um die Existenz dieser Technologie wisse und dass über deren Konsequenzen Klarheit herrsche. "Der beste Schutz gegen jeden Missbrauch dieser Technologie war, eine weltweite Warnung herauszugeben", sagte er.
->   New Scientist
->   Journal of Virology
->   Australisches Verteidigungsministerium
 
 
 
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01.01.2010