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Talkshows sind besser als ihr Ruf  
  Talkshows im TV-Tagesprogramm bieten ihren Zusehern Orientierung im Leben und sind ein Mittel zur Erzeugung und Veränderung von Moral.  
Das sind die Ergebnisse einer am Freitag von Professor Jürgen Grimm in Frankfurt präsentierten Studie, die die Wirkung von Talkshows mit wissenschaftlichen Methoden untersucht hat.
Moral und Orientierung
Die Untersuchung, an der insgesamt 473 Zuschauer teilnahmen, bescheinigt den Talkshows entgegen den landläufigen Vorurteilen durchweg positive Wirkungen. Sie böten Orientierung, also "die Möglichkeit, eigene Überzeugungen auf spielerische Weise zu überprüfen".
Zudem seien sie ein Mittel zur Erzeugung und Veränderung von Moral. Zwar gebe es in Talkshows einen Wildwuchs an Moralbildung, aber zur "Moralbildung von unten" gebe es keine Alternative, erklärte der Kommunikationswissenschafter.
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Ist Zusehen bereits Kommunikation?
Bei den Zuschauern, deren Reaktionen auf die Programme abgefragt, aber auch mit Messungen von Hautwiderstand und Puls objektiv festgehalten wurden, bewirken Talkshows vor allem eine Steigerung der Kontaktfähigkeit. Diese bestehe darin, dass sie das Gefühl hätten, bereits durch das Zusehen an der Kommunikation teilzuhaben, so Grimm. Hinsichtlich der Toleranz der Zuschauer sei dagegen "unterm Strich nicht mehr herausgekommen".
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Geistige Anregungen vs. Gefühle
Projektleiter Grimm von der Universität Mannheim geht davon aus, dass der Hauptantrieb für das Anschauen von Talkshows darin liegt, "geistige Anregungen zu bekommen". Dies werde bislang aber vernachlässigt. Stattdessen setzten die Talkshows vor allem auf eine gefühlsmäßige Ansprache der Zuschauer.
Wie weit man von Talkshows gefühlsmäßig angesprochen wird, hängt offenbar von der Dosis ab. Bei zu starken Emotionen werde ein "Einfühlungsstress" hervorgerufen, der als Schutzreaktion eine Distanzierung bewirke.

Die Wissenschaftler wiesen auch darauf hin, dass eine pädagogische Botschaft keineswegs am Effektivsten
vermittelt wird, indem nur positive Argumente vorgebracht werden. Darauf reagierten die Zuschauer ebenfalls mit einer Distanzierung.
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01.01.2010