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Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
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Tierisch gute Therapie  
  Pferde helfen Schwerbehinderten und Magersüchtigen, Hunde lehren Schulkinder Sozialkompetenz und führen alte Menschen aus der Lethargie. Österreichische Wissenschaftler wollen nun der therapeutischen Wirkung von Tieren auf den Grund gehen.  
Pferd hilft Behindertem
Glofaxi ist ein gewöhnliches Pferd. Nicht aber für den zehnjährigen Dominik. Glofaxi ist nämlich sein Therapeut. Einmal in der Woche übt der schwer behinderte Junge auf dem Rücken des Isländer-Ponys gezielt bestimmte körperliche Bewegungsmuster, trainiert seine Sinnesorgane und lernt Wörter und Ziffern.

Glofaxi hat vollbracht, was bei dem laut klinischem Befund "hoffnungslosen Pflegefall" Dominik unmöglich erschien: Mithilfe des Pferdes und einer völlig neuen Therapieform, der "HippoKinesiologie" hat der Junge innerhalb von knapp zwei Jahren gehen, sprechen und sehen gelernt.
->   HippoKinesiologie
Langzeitstudien klären Mensch-Tier-Beziehung
Haustierbesitzer wissen schon lange um die Qualitäten ihrer animalischen Mitbewohner. Dort, wo Ärzte längst aufgegeben haben, helfen Pferd, Hund & Co. bei der Therapie mehrfach behinderter Menschen. Verschlossene Kinder finden wieder Zugang zu ihrer Umwelt. Patienten mit psychischen Erkrankungen erfahren über das Tier eine Vertrauens- und Gefühlsebene, die es ihnen ermöglicht, schrittweise aus ihrer Erkrankung zu finden.

Nun entdeckt auch die Wissenschaft die Chancen der tiergestützten Therapie: Langzeitstudien sollen Einblick in die heilsam wirkende Mensch-Tier-Beziehung ermöglichen.
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Tiertherapeuten in Ö1-Programm
Anlässlich des Welttierschutztages strahlt Ö1 die Sendung "Tiere als Therapeuten" von Hannes Doblhofer aus.
Dimensionen, Donnerstag, 4. Oktober, 19.00 Uhr.
->   Radio Österreich 1
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Hunde unterrichten Sozialkompetenz
Renate Simon, die Leiterin des Wiener Instituts für interdisziplinäre Erforschung der Mensch-Tier-Beziehung (IEMT) kann mit etlichen erfolgreichen, international renommierten Forschungsprojekten aufwarten.

Eine der derzeit aufwendigsten Studien des IEMT ist die Erforschung der "Auswirkung von Hunden auf die soziale Integration von Kindern in Schulklasse". Ausgehend von dem Gedanken, dass Hunde einen positiven Einfluss auf die Entwicklung des sozialen Verhaltens von Kindern haben, startete das Institut das weltweit einzigartige Pilotprojekt an einer Volksschule im 20. Wiener Gemeindebezirk.
->   IEMT - Institut für die Interdisziplinäre
Erforschung der Mensch-Tier-Beziehung
Verringerte Aggressionspotenziale
Unter der Leitung des Psychologen Giselher Guttmann und des Verhaltensforschers Kurt Kotrschal, wurden nun ein Semester lang die Effekte des Zusammenlebens zwischen Kindern und Hunden untersucht.

Die Ergebnisse sind verblüffend: Die Kinder verfolgen den Unterricht deutlich aufmerksamer und verhalten sich ruhiger. Das Aggressionspotenzial hat sich signifikant verringert. Verhaltensextreme konnten ausgeglichen werden. "Besonders beeindruckend war die Tatsache, dass die Kinder erheblich mehr Sozialkompetenz gezeigt haben", meint Verhaltensforscher Kurt Kotrschal.
Entwicklung von Empathie
"Die Schüler haben vor allem die Fähigkeit zur Empathie entwickelt - ein Schlüsselfaktor sozialer Integration. Das ist gerade bei einem kulturell und sprachlich gemischten Umfeld, wie es in diesen Klassen anzutreffen ist, dringend notwendig."

Kurt Kotrschal, der das Pilotprojekt Anfang September bei der "9. Internationalen Konferenz zur Mensch-Tier-Beziehung" in Rio de Janeiro präsentiert hat, ist überzeugt:
"Hunde sind ein ungemein bereichernder Faktor in einer Schule.
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Vierbeiniger Psychotherapeut
Für Henna liegt das Glück der Erde auf dem Rücken eines Pferdes: Seit dem Frühjahr reitet die 22-jährige Frau auf dem vierjährigen Pferd Tinker. Henna leidet seit ihrer Pubertät an Magersucht. Mithilfe von Tinker und dem heilpädagogischen Voltigieren hat es Henna geschafft, wieder einen natürlichen Bezug zu ihrem Körper zu gewinnen und sich mit ihrer Krankheit bewusst auseinander zu setzen.

Ein Forschungsvorhaben soll die Effektivität des therapeutischen Reitens für anorektische Patientinnen beweisen. Eine Gruppe von zirka 40 Patientinnen wurde während zwanzig Einzelstunden Reittherapie begleitet, und die Veränderungen im Krankheitsbild wurden analysiert. Die ersten Ergebnisse des Projekts- zeigen, dass der Einsatz von Reittherapie bei dieser schwer zu behandelnden Erkrankung bemerkenswerte Erfolge bringt.
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Neue Therapieform: HippoKinesiologie
Noch nicht wissenschaftlich erfasst, aber genauso beeindruckend ist die Arbeit von Michaela und Ewald Derkits. Das Ehepaar aus Niederösterreich hat vor mehr als fünf Jahren ein neues Therapiekonzept mit Pferden entwickelt: Hinter der erfolgreichen Arbeit mit dem Isländer-Pony Glofaxi steckt die HippoKinesiologie (griechisch: hippos/Pferd und kinesis/Bewegung).

"Unser Konzept ist eine Synthese aus Kinesiologie - der Lehre von der Bewegung, sensorischer Stimulation und therapeutischem Reiten", erklärt Ewald Derkits, Sozialpädagoge und ausgebildeter Reittherapeut. Glofaxi hilft hirngeschädigten Menschen wie Dominik, Entwicklungsdefizite in großem Umfang aufzuarbeiten beziehungsweise Hirnschädigungen weitgehend zu korrigieren.
Nervenreiz am Pferderücken
Ausschlaggebend für den Erfolg sind die ausgeprägten Schrittbewegungen des Pferdes: Innerhalb einer Stunde bewirkt das Tier damit mehr als 3.500 Reize im Gehirn. "Durch die permanente Stimulation der betreffenden Hirnareale erreichen wir eine Belebung der geschädigten oder bislang inaktiven Gehirnmasse", erläutert die Kinesiologin und ehemalige Röntgenassistentin Michaela Derkits.

Die Erfolgsgeschichte von Dominik mit Glofaxi und der HippoKinesiologie soll im Jahr 2002 in Buchform erscheinen.

Eva-Maria Gruber, Universum Magazin
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Mehr dazu lesen sie in der Oktober-Ausgabe des Universum Magazins.
->   Universum Magazin
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->   Verein "Therapiehunde Österreich"
->   Verein TAT - Tier als Therapie
 
 
 
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01.01.2010