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Neue Einblicke in das Leben der Neandertaler  
  Im Krater eines erloschenen Vulkans in der Osteifel haben Archäologen Neandertaler-Spuren aus unterschiedlichen Epochen gefunden. Steinwerkzeuge wie Schaber, Faustkeile und messerähnliche Gegenstände eröffnen neue Einblicke in das Leben der Neandertaler vor mehr als 120.000 Jahren.  
"Es gibt nur ganz wenige bekannte menschliche Siedlungsplätze der Frühphase der vorletzten Eiszeit, die so weit nördlich liegen", erklärt der Koblenzer Archäologe Axel von Berg.

Er vermutet, dass auf dem mehr als 200.000 Jahre alten Schweinskopf bei Bassenheim (Kreis Mayen-Koblenz) bis zu 20 Neandertaler zugleich in mehreren Tierhautzelten gesiedelt haben.

Die Wissenschaft schätzt die Zahl der auf der Erde jeweils gleichzeitig lebenden Neandertaler auf nicht viel höher als einige tausend.
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Der Neandertaler
Der Neandertaler erhielt seinen Namen nach den 1856 im Neandertal bei Düsseldorf entdeckten Knochenresten eines so genannten Altmenschen. Bisher wurden in Europa und im Nahen Osten Teile von rund 300 Neandertaler-Skeletten gefunden. Heute gilt als sicher, dass der "Homo neanderthalensis" vor etwa 30.000 Jahren als eine Seitenlinie der Evolution ausstarb und kein direkter Vorfahr des heutigen Menschen ist. Seit 1997 stützt die DNA-Analyse eines Neandertaler-Knochens diese These.
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Ein 50 Quadratmeter großes Fenster zu einer anderen Welt
Mehrere hundert Funde haben die Wissenschaflter im Schweinskopf-Krater bereits gemacht. Dazu zählen nicht nur Knochen von etlichen Nashörnern sowie einigen Pferden und Urrindern.

Auf der 50 Quadratmeter großen Fundstelle wurden auch Steinwerkzeuge wie Schaber, Faustkeile und messerähnliche Gegenstände zur Bearbeitung der Jagdbeute freigelegt. Sie zeigen, dass der Neandertaler keineswegs ein Keulen schwingender Primitivling war.
Der mobile Neandertaler
"Einige der Werkzeuge sind aus Feuerstein, der erst in etwa 100 Kilometern Entfernung vorkommt", erklärt von Berg, der im Koblenzer Amt für Archäologie des Landes Rheinland-Pfalz arbeitet. "Das beweist, dass die Neandertaler viel gewandert sind."
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Ein guter Platz zum Leben
In den nicht mehr aktiven Vulkanen der Eifel konnten die Neandertaler vor 120.000 bis 200.000 Jahren Schutz vor eisigen Winden finden, als in dem Mittelgebirge ein Klima wie heute in Lappland herrschte. Das lebensnotwendige Wasser sammelte sich in den Kratern. Deren Ränder boten eine gute Aussicht auf die Steppe für die Jagd auf fünf Meter lange Nashörner und auf Urrinder.
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Funde aus vier unterschiedlichen Epochen
Die Ablagerungen von jüngeren Vulkanausbrüchen der Umgebung haben die Siedlungsreste der frühen Menschen im Schweinskopf-Krater ideal konserviert. "Diese verschiedenen Schichten bilden auch einzigartige Zeitmarken, mit denen wir das Alter der Funde gut bestimmen können", sagt von Berg.

Auf vier übereinander liegenden Ebenen im Boden haben die Archäologen hier Neandertaler-Spuren aus unterschiedlichen Epochen gefunden. "Derzeit graben wir in der Zeit von vor 160.000 bis 180.000 Jahren", erläutert der Archäologe.

Bis Ende des Jahres soll auch die Erforschung der fünften und untersten Schicht von Siedlungsresten mit einem Alter von 200.000 Jahren abgeschlossen sein.
->   Der Neandertaler
Weitere Informationen über den Neandertaler finden sie in science.orf.at unter:
->   150.000 Jahre alte Neandertaler-Knochen
->   Steinzeitliche Fürsorge
->   Hinweise auf Sprache der Prä-Neandertaler
->   Neandertaler: Keine Vorfahren des Menschen
 
 
 
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01.01.2010