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Spanische Toreros: Angst vor wahnsinnigen Rindern  
  Züchter, Toreros und Stierkampfveranstalter in Spanien sehen wegen der Rinderseuche BSE den traditionellen Stierkampf in Gefahr. Sie fürchten allerdings weniger die Krankheit selbst, als vielmehr die strengen Eu-Bestimmungen zu deren Bekämpfung  
Wahnsinnige Kampfstiere?
Die Angst vor der Rinderseuche BSE hat sich in Spanien auch auf die Stierkämpfer ausbreitet. Dabei fürchtet die Branche nicht so sehr, dass ein Torero eines Tages in der Arena einem BSE-kranken Kampfstier gegenüber stehen könnte.
Man macht sich vielmehr Sorgen wegen der Vorschriften, die
die Europäische Union zur Bekämpfung des Rinderwahnsinns erlassen hat. Manche sehen gar den Stierkampf insgesamt in Gefahr.
Test auch für Kampfstiere Vorschrift
Nach den EU-Beschlüssen müssen ab Juli bei allen Rindern, die mehr als 30 Monate alt und für den menschlichen Verzehr vorgesehen sind, die BSE-Schnelltests vorgenommen werden. Das gilt demnach auch für Kampfstiere, denn die ausgewachsenen "Toros" sind über vier Jahre alt, Jungstiere drei Jahre.
Stierkampf-Arenen fehlt Ausstattung
Die meisten Stierkampf-Arenen verfügen nicht über die Einrichtungen, die für die Tests erforderlich sind. In den kleinen Provinzarenen dürfte es zudem schwierig sein, die
so genannten Risikomaterialien wie Hirn, Augen oder Rückenmark der Tiere zu vernichten.
'Toro'-Fleisch ist Delikatesse
Theoretisch müssten also künftig alle Kampfstiere nach dem Tod in der Arena in Spezialöfen verbrannt werden. Den Anhängern des Stierkampfs ist diese Vorstellung allerdings ein Graus; denn das Fleisch der Stiere gilt als eine Delikatesse.
Umweltfreundliche Aufzucht der Kampfstiere
Die Züchter, Toreros und Stierkampfveranstalter laufen
Sturm dagegen, dass die EU-Vorschriften auf ihre Branche angewandt wird. Kampfstiere würden auf riesigen Weideländern gehalten und erhielten eine rein pflanzliche Nahrung, argumentieren sie.
Bisher kein BSE bei Kampfstieren
Es sei daher so gut wie ausgeschlossen, dass die Stiere sich mit
BSE infizieren könnten. Bisher gebe es keinen einzigen Fall eines
BSE-kranken Kampfstieres, weder in Spanien noch in Frankreich oder
Portugal. "Es wäre ein Jammer, wenn die am besten ernährten Rinder
Spaniens in Verbrennungsanlagen enden müssten", schreibt das
Fachblatt "6 Toros 6".
BSE-Verseuchung durch Matador-Degen?
Die EU-Vorschriften sind aber nicht das einzige Problem.
Tierschutzverbände beklagten, dass die im Stierkampf benutzten Waffen
die BSE-Gefahr erhöhten. Die Lanze des Pikadors oder der Degen des
Matadors könnten Risikoorgane des Stiers verletzten. Falls ein Tier
an BSE leide, könnte dadurch das gesamte Fleisch verseucht werden.
Noch größer sei diese Gefahr, wenn dem Stier am Ende eines Kampfes
mit einem Spezialdegen beim "descabello" oder mit einer
Dolch-ähnlichen Waffe ("puntilla") das Rückenmark durchtrennt wird.
Die Stierkampf-Freunde wiesen diese Argumente als wissenschaftlich
unhaltbar zurück. Es gebe keine EU-Regelung, die die Waffen des
Toreros verböte.
Branche ist verunsichert
Der Wirbel um BSE hat die Stierkampf-Branche allerdings mächtig
verunsichert. Vor der ersten "Corrida" des neuen Jahres in Malaga
fragten die Veranstalter bei der Stadtverwaltung an, was sie denn zu
tun hätten, um nicht gegen EU-Vorschriften zu verstoßen. Aber die
Beamten zeigten sich selbst ratlos. So fand der Stierkampf statt wie immer - ohne BSE-Schnelltest. Nur die Risikogewebe der Tiere wurden von einer Spezialfirma beseitigt.
 
 
 
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01.01.2010