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Schmerztherapie unter Beschuss  
  In Österreich leiden rund 500.000 Menschen unter chronischen Schmerzen. Eine Studie belegt, dass es durchschnittlich 11,5 Jahre dauert und mehr als 10 Ärzte konsultiert werden, bis Patienten eine adäquate Schmerzbehandlung bekommen.  
Laut einer Statistik sind 17 Prozent der Selbstmorde in Österreich auf eine unzureichende Schmerzbehandlung zurückzuführen.
Diplom gefordert
Seit drei Jahren fordert die Österreichische Schmerzgesellschaft ein Diplom für Schmerztherapie, das niedergelassene Ärzte für Allgemeinmedizin und Fachärzte mit den neuesten Mitteln und Methoden vertraut macht.

Die Standesvertretung der Ärzte lehnt das ab, auch wenn nach Winfried Ilias, Anästhesist und Intensivmediziner sowie Fachgruppenobmann der Ärztekammer Wien, noch nicht das letzte Wort gesprochen ist.

Man bemüht sich um einen Konsens der einzelnen Fachbereiche, weil offensichtlich manche Ärzte "ihre Felle davonschwimmen sehen", d.h. man befürchtet, die Patienten an die neue Konkurrenz zu verlieren.
Interner Streit
Ein ärzteinterner Streit um Zuständigkeit (Wem gehört der Schmerz? Wem gehört der Schmerzpatient?) und Kompetenz wird nach Ansicht der Österreichischen Schmerzgesellschaft auf den schmerzenden Rücken der Patienten ausgetragen.

Dabei wären nach Einschätzung von Hans Georg Kress, des Präsidenten der Schmerzgesellschaft, mehr als 95 Prozent der Patienten mit den heute zur Verfügung stehenden Mitteln schmerzfrei zu bekommen.
Vermittlung durch das Sozialministerium
Nun wird sich das zuständige Sozialministerium um einen Vermittlungsversuch bemühen.

Laut Sektionschef Gunter Liebeswar "wäre dieses Diplom ein sehr gutes Instrument, um alle Ärzte aller Fachbereiche und natürlich auch die Ärzte für Allgemeinmedizin auf den letzten Stand der Schmerztherapie zu bringen".
Gespräche mit der Ärztekammer
In diesem Sinne wird es nun Gespräche mit der Ärztekammer geben. Darüber hinaus will Gunter Liebeswar von den zuständigen Juristen prüfen lassen, ob Patienten mit chronischen Schmerzen auf ähnlicher Basis wie Krebspatienten von der Gebühr befreit werden, wenn sie eine Schmerzambulanz aufsuchen.

Denn angesichts fehlender Schmerztherapeuten in freier Praxis bliebe vielen Patienten mit chronischen Schmerzen nichts anderes übrig als die Schmerzambulanz.

Evelyn Schütz, Ö1-Wissenschaft
->   Österreichische Schmerzgesellschaft
 
 
 
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01.01.2010