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Nationale Identität im Prozess der EU-Erweiterung  
  Im Zentrum einer vergleichenden, länderübergreifenden Studie steht die Frage nach der "Konstruktion" nationaler und Europäischer Identitäten sowie nach deren politischer Funktion und alltagskulturellen Bedeutung im Prozess der EU-Erweiterung.  
Nationale und Europäische Identitäten im Prozess der EU-Erweiterung. Soziale Praktiken und Repräsentationen im Ost-West-Vergleich.

Ein Gastbeitrag von Karin Liebhart
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Karin Liebhart
Karin Liebhart ist Wissenschaftliche Angestellte am Österreichischen Ost- und Südosteuropa Institut/Abteilung Sozialwissenschaften, Wien und veröffentlichte u.a.: (gem. mit Susanne Breuss und Andreas Pribersky) Inszenierung. Stichwörter zu Österreich (Wien, 1995).
->   Weitere Informationen zum Lebenslauf
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Aufeinandertreffen konkurrierender Identitätsentwürfe
Im Prozess der EU-Erweiterung treffen auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene konkurrierende Identitätsentwürfe aufeinander: Mitgliedsstaaten, Beitrittskandidaten, aber auch europäische Institutionen entwickeln im Lauf des Verhandlungsprozesses Identitätskonzepte, die als Muster und Projektionen in diesem Prozess funktionieren und dessen Ergebnis mit strukturieren.

Ziel des Projekts, das vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur im Rahmen des Forschungsschwerpunkt Kulturwissenschaften/Cultural Studies gefördert wurde, ist davon ausgehend die Sichtbarmachung, Analyse und Interpretation dieser Identitätsentwürfe und ihrer Repräsentationen in Texten und Praktiken des politischen und gesellschaftlichen Alltags aus einer länderübergreifenden, vergleichenden Perspektive.
->   Kulturwissenschaften/Cultural Studies
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Projektstruktur
Das internationale Projekt ist als Netzwerk aus Forschungsteams organisiert, an dem SozialwissenschaftlerInnen, KulturwissenschaftlerInnen und AnthropologInnen aus mehreren ost- und westeuropäischen Ländern teilnehmen. Die ForscherInnen kommen aus Bulgarien, Frankreich, Jugoslawien, Österreich, Rumänien, der Slowakei und Ungarn.

Das Netzwerk wird von der Sozialwissenschaftlichen Abteilung des Österreichischen Ost- und Südosteuropa Instituts koordiniert und ist Teil einer internationalen Kooperation im Rahmen des "Observatoire of the European Enlargement Process" des LAIOS (Institute for Anthropology of Institutions and Social Organisations) in Paris.
->   LAIOS
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Soziale Alltagspraxis: Ausdruck von Kulturmustern
Prägende politische Kulturmuster, die der Konstruktion kultureller Identitäten zugrunde liegen, kommen in Prozessen sozialer Alltagspraxis zum Ausdruck. Sie können mit quantitativen sozialwissenschaftlichen Methoden allein nicht ausreichend beschrieben werden.

Das Forschungsprojekt wählt deshalb einen qualitativ orientierten, transdisziplinären methodischen Zugang und kombiniert in einem mehrstufigen Verfahren politikwissenschaftliche Fragestellungen, kulturwissenschaftliche Methoden und Ansätze der Politischen Anthropologie.
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Bestandteile der Studie
Die wissenschaftliche Arbeit umfasst

- eine Sekundärauswertung und -interpretation verfügbarer quantitativer Daten und qualitativer Materialien (Surveys, Umfragedaten Länderimagestudien, Erhebungen zu Auto- und Heterostereotypen) in den einzelnen beteiligten Ländern,

- eine vergleichende Analyse der Politischen Kulturen dieser Länder sowie

- eine Interpretation politischer Identitäten und prägender Kulturmuster, die in ausgewählten Alltagsfeldern wie Tourismus, Populärkultur und Medien repräsentiert sind.
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Identitätsstiftende Symbole
Die Verschränkung von politischen Identitätskonstruktionen mit Bildarchiven, die in alltagskulturellen Feldern Verwendung finden, kann am Beispiel der Funktion und des identitätsstiftenden Einsatzes von Symbolen illustriert werden.

 


Beispiel "typische" Landschaften

Eine Analyse touristischer Imagekonstruktionen und politischer Kulturen in den am Projekt beteiligten Ländern zeigt etwa, dass die "typischen" Landschaften und Landschaftselementen in beiden Bereichen eine bedeutende Rolle als politisches und kulturelles Symbolreservoir zukommt - für die politische Konstruktion von "Heimat" ebenso wie für die Vermarktung des Landes als attraktives touristisches Ziel.

In diesem Zusammenhang geht das Projekt z.B. der Frage nach, wie regionale Differenzen und Identitätsentwürfe, die im Bereich der nationalstaatlichen und der europäischen Politik eine Rolle spielen, in touristischen Imagekonstruktionen repräsentiert sind - etwa über regionalspezifische Produkte, Küchen, Musik und Folklore.
Mono- oder multikulturell?
Zugleich ist damit auch die Problematik angesprochen, ob ein Land als monokulturell oder multikulturell präsentiert wird und welchen Zusammenhang eine solche Selbstdarstellung mit der politischen und gesellschaftlichen Hierarchisierung ethnischer Gruppen hat.

Politische Bezugnahmen auf Traditionen einer europäischen Identität der einzelnen Länder werden wiederum auf repräsentative Entsprechungen in Tourismuskampagnen hin untersucht.
Politik und Alltagskultur im Interpretationszusammenhang
Politik und Alltagskultur können so in einen wechselweisen Interpretationszusammenhang gestellt werden, der eine differenziertere Perspektive auf die Konstruktionsprinzipien und -prozesse kollektiver Identitäten eröffnet.
->   Nationale Identitäten und Europäische Identität
->   Österreichisches Ost- und Südosteuropainstitut
 
 
 
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01.01.2010