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Milzbrand-Erkrankung in den USA - ein Terror-Akt?  
  Wegen möglicher terroristischer Angriffe mit Milzbrandbakterien in Florida und Virginia hat das FBI die Ermittlungen aufgenommen. Am Dienstag wurde ein weiterer Verdachtsfall von Milzbrand bekannt, diesmal im US-Staat Virginia. Wie groß ist das Bedrohungspotenzial durch Biowaffen wirklich? Die Experten sind sich trotz erster Verdachtsfälle uneinig.  
Nach dem Tod eines mit dem Milzbrand-Bakterium infizierten 63-jährigen Amerikaners sorgen in den USA nun weitere Verdachtsfälle für Aufregung. In Florida wurde ein Mann ins Krankenhaus eingeliefert, bei dem Ärzte laut offiziellen Angaben ebenfalls Spuren des Anthrax-Erregers feststellten.
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Milzbrand
... bakterielle Infektionskrankheit. Bacillus anthracis befällt v.a. Säugetiere und Menschen. Man kennt drei Formen: Ein bis drei Tage nach der Ansteckung entwickelt sich an der Eintrittstelle des Keimes eine Pustel, die unter Narbenbildung abheilt. Durch Einatmen des Erregers entsteht der Lungenmilzbrand, der wie eine Lungenentzündung verläuft. Beim Darmmilzbrand gelangt der Bazillus über die Nahrung in den Körper. Bei allen drei Formen kann sich die Infektion unbehandelt auf die Lymphbahnen ausbreiten und Fieber, Schwellung und eine brandige Verfärbung der Milz hervorrufen. Diese Milzbrandsepsis führt oft zum Tod. Behandlung mit Antibiotika ist nötig. Wegen der hohen Ansteckungsgefahr müssen die Erkrankten isoliert werden, die Krankheit ist meldepflichtig.
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500 Personen getestet
Etwa 500 Personen ließen sich mittlerweile auf eine mögliche Milzbrand-Infektion testen; die Ergebnisse werden in den kommenden Tagen erwartet.

Nach dem Tod des 63-jährigen Redakteurs Bob Stevens wurden die tödlichen Krankheitserreger auch an einer Computer-Tastatur in der Zeitungsredaktion entdeckt.

Eine Sprecherin des Zentrums für Krankheitskontrolle (CDC) schloss aus, dass die Bakterien auf natürlichem Wege in das Gebäude gelangten. Senator Bob Graham aus Florida erklärte, Vertreter der Gesundheitsbehörde hätten ihm gesagt, dass "menschliches Eingreifen" die wahrscheinliche Ursache für die Krankheitsfälle sei. Es bestehe jedoch keine Gefahr für die Allgemeinheit.
Expertenstreit um Gefahrenpotenziale
In der Beurteilung möglicher Gefahrenpotenziale durch Biowaffen sind sich Experten allerdings uneinig. Manche von ihnen weisen darauf hin, dass Panik fehl am Platz sei.

Für den gezielten Einsatz von biologischen und chemischen Waffen durch Terroristen wäre ein erheblicher logistischer Aufwand erforderlich.
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Ein kleiner Schritt zum gefährlichen Killer
Anthrax, der Erreger des gefährlichen Milzbrandes, kann mittlerweile problemlos mit Antibiotika geheilt werden. "Mittels biotechnologischer Methoden kann das Anthrax-Bakterium aber relativ leicht in einen resistenten, tödlichen Erregerstamm verwandelt werden", erklärt der Biowaffen-Experte Alistair Hay von der Leeds University.
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Nicht in falscher Sicherheit wiegen
Jetzt müssten die Regierungen sicherstellen, dass Terroristen keine Biowaffen herstellen können, sagt der Biowaffen-Experte Simon Whitby von der Universität Bradford. Außerdem müssten Rücklagen an Impfstoffen und Antibiotika gebildet werden.

Das Wichtigste jedoch sei eine Verstärkung der internationalen Kontrollen. Die bisherigen Vereinbarungen seien nichts weiter als ein "Gentleman's Agreement" aus der Zeit des Kalten Krieges, warnt Whitby. Ausgerechnet die USA hätten sich bisher gegen eine verstärkte Zusammenarbeit gesperrt.
Gewisse Hürden vorhanden
"Solche Dinge kann man nicht in einer Badewanne oder Privatküche herstellen", erklärt Jean-Pascal Zanders vom Internationalen Friedensforschungsinstitut SIPRI in Stockholm. Falls Terroristen Anschläge mit Krankheitserregern verüben wollten, hätten sie diverse Hürden zu überwinden.

Zunächst müssten sie ein Labor einrichten und Chemiker oder Biologen anheuern. An die Krankheitserreger zu kommen sei nicht einfach, weil sie nirgends gehandelt würden. So werden
Pockenerreger laut WHO nur in den USA und Russland aufbewahrt - unter strengen Sicherheitsvorkehrungen.

Selbst wenn es gelänge, große Mengen eines Erregers herzustellen, wäre die Logistik für einen Anschlag kompliziert. Denn sie könnten nur mit einer Rakete zu ihrem Ziel gebracht werden, die wiederum in einer genau berechneten Höhe explodieren müsste.
->   Biowaffen: Neue Generation von Unheilbringern?
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->   ORF ON News: Erste Opfer von Bio-Terror?
 
 
 
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01.01.2010