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Uni-Autonomie: Alle dagegen, verschiedene Motive  
  Rektorenchef, Mittelbau- und Studentenvertreter sind sich in einem einig: Die Vorschläge des Bildungsministeriums zur Universitäts-Autonomie sind abzulehnen. Bei den Begründungen klaffen die Meinungen allerdings weit auseinander.  
Dies wurde einmal mehr bei einer Diskussionsveranstaltung der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) am Dienstag in Wien klar. Sie wurde im Rahmen der von der ÖH ausgerufenen Protestwoche gegen "Studiengebühren und Bildungsabbau" abgehalten.
Aufwertung des Rektors
Laut dem ministeriellen Papier soll vor allem die Position des Rektors aufgewertet werden, ihm unterstehen mehrere Vizerektoren, sagte Sigurd Höllinger, für Unis zuständiger Sektionschef im Bildungsministerium in Vertretung von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP).

Daneben soll es einen akademischen Senat geben, der sich in erster Linie mit den wissenschaftlichen Agenden der Forschung und Lehrer befasst und schließlich noch einen Universitätsrat als Art Aufsichtsrat. Die so genannten Kollegialorgane entfallen, beispielsweise Studenten wären nur noch im akademischen Senat vertreten. Das Verhältnis Staat-Universität soll durch Leistungsverträge geregelt werden.
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Uni-Autonomie
Klarere Hierarchien und Verantwortlichkeiten an den österreichischen Universitäten, dazu eine Einschränkung der universitären Mitbestimmung - das sind die "politischen Eckpunkte" einer Punktation zur Vollrechtsfähigkeit der Universitäten, die Anfang September vom Bildungsministerium präsentiert wurden. Künftig sollen die Unis als juristische Personen des öffentlichen Rechts konstruiert werden, denen eigene Rechtspersönlichkeit und umfassende Geschäftsfähigkeit zukommen.
->   Uni-Reform: Die Details in Stichworten
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Rektoren-Kritik: Verhältnis Staat-Uni
Seitens der Österreichischen Rektorenkonferenz (ÖRK) habe man den Vorschlag mittlerweile "einstimmig abgelehnt", sagte Georg Winckler, ÖRK-Vorsitzender und Rektor der Universität Wien. So würden den Rektoren vor allem die Vorschläge über das Verhältnis Uni-Staat missfallen.

Es würde für die Universitäten zwar eine formelle aber keine materielle Autonomie gegeben. Die Rolle des Ministeriums würde in dem jetzigen Vorschlag "sehr einseitig betont", sagte Winckler.
->   Österreichische Rektorenkonferenz
Ungeregelte Ressourcenausstattung
Der Rektorenchef bemängelte weiters, das bei der vom Ministerium vorgeschlagenen Regelung eine große Gruppe von der Mitbestimmung weitgehend ausgeschlossen werde. Nicht zuletzt ist für Winckler die Ressourcenausstattung nicht geregelt.

"Ich befürchte, dass die Sparpolitik der vergangenen Jahre fortgesetzt werden soll", so der Rektor. Die tatsächlichen Folgekosten der Autonomie würden nicht berücksichtigt.
ÖH: Verlust studentischer Mitsprache
Für die stellvertretende ÖH-Vorsitzende Andrea Mautz (Verband Sozialistischer StudentInnen) ist es undenkbar, dass der Rektor alleine über Personal und Budget entscheiden soll. Die ministeriellen Vorschläge wären das Ende der Demokratie an den Unis, Studenten und auch wissenschaftliches Personal würden weitgehend das Mitspracherecht verlieren.
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ÖH-Protestwoche: "Hemmungsloses Studieren"
Unter dem Motto "Hemmungslos Studieren" steht die Protestwoche der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) von 8. bis 11. Oktober. Im Rahmen von Diskussionen, Aktionen und Demonstrationen werden dabei Hochschulreformen und Studiengebühren kritisiert.
->   Mehr über die Protestwoche
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Aushungerung der Geisteswissenschaften
Mautz fürchtet, dass die Unis in eine finanzielle Abhängigkeit gedrängt werden. "Die Geisteswissenschaften sollen ausgehungert werden, da diese kaum oder jedenfalls zu wenig Wirtschaftsgeld lukrieren können", so die stellvertretende ÖH-Chefin. Mautz forderte außerdem eine Rücknahme der Studiengebühren.

Der freie Zugang zu den Unis sei eine Grundvoraussetzung für Autonomie, so die Studentenvertreterin.
->   Österreichische HochschülerInnenschaft
Mittelbau: Neoliberalismus führt zu Uni-Krisen
Für Reinhard Folk, Vorsitzender der Bundeskonferenz der Mittelbauvertretung (Buko), geht die Reform zu sehr in Richtung "Neo-Liberalismus". In Australien habe man in den achtziger Jahren ähnliche Reformen durchgezogen, was nun prompt zu einer Krise der Universitäten geführt habe.

Folk bemängelte vor allem auch die schlechte finanzielle Ausstattung der Unis, so verfüge etwa die Eidgenössische Technische Hochschüler (ETH) Zürich über das achtfache Budget der Technischen Universität (TU) Wien.
Eingeschränkte Entscheidungsrechte
Folk befürchtet, dass zukünftig die Entscheidungsgewalt an den Unis auf einen sehr kleinen Kreis beschränkt werden soll. "Auf 2.000 Professoren kommen 10.000 sonstige wissenschaftliche Mitarbeiter, trotz gleicher Pflichten soll der gesamte Mittelbau bei Entscheidungen in Zukunft nur noch Vorschlagsrechte haben", kritisierte der Buko-Vorsitzende.

Für die Buko sei das vorliegende Papier des Ministeriums nicht einmal eine Diskussionsgrundlage.
 
 
 
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01.01.2010