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24 Prozent der Österreicher für aktive Sterbehilfe  
  Entgegen früheren Umfrage-Ergebnissen sind in Österreich nur knapp 24 Prozent für aktive Sterbehilfe. Das ist das Ergebnis einer im Auftrag der Ärztekammer durchgeführten Umfrage, die heute, Mittwoch, präsentiert wurde.  
Dass demnach weitaus weniger Menschen die aktive Sterbehilfe befürworten als frühere Befragungen ergaben, ist offensichtlich darauf zurück zu führen, dass diesmal differenzierter gefragt wurde - mit Hinweis auf die Unterscheidung zwischen:

- Aktiver Sterbehilfe: ein todkranker oder dahinsiechender Patient wird (auf Wunsch des Patienten) vom Arzt getötet.

- Passiver Sterbehilfe: 'Sterben lassen' eines todkranken oder dahinsiechenden Patienten durch Verzicht auf lebensverlängernde Maßnahmen (z.B. Abschalten von Maschinen).

- Indirekte Sterbehilfe: Ein todkranker oder dahinsiechender Patient erhält eine medikamentöse Therapie, die ihn schmerzfrei erhält, die aber einen möglichen frühen Tod zur Folge haben kann.
Zweifel von Anfang an
Dass jeder zweite für aktive Sterbehilfe sein soll - dieses Ergebnis früherer Befragungen hat die Ärztekammer von Anfang an in Zweifel gezogen, so Ärztekammerpräsident Otto Pieta.

Durch die neuesten Ergebnisse wurde nun klar, dass in den früheren Befragungen nicht oder zuwenig zwischen aktiver, passiver und indirekter Sterbehilfe unterschieden wurde.
Art der Befragung nicht unwesentlich
Das Ergebnis einer solchen Befragung hängt aber nicht nur von der Art, wie eine Frage formuliert ist ab, so Klaus Nemetz vom Linzer Martforschungsinstitut Spectra, sondern auch von der Art der Befragung selbst.

Es macht einen Unterschied ob man die Leute einen zugeschickten Fragebogen ausfüllen lässt, sie am Telephon oder persönlich befragt. So zeigen bisherige Erfahrungen, dass bei telephonischer Befragung die Fragen häufiger als im persönlichen Interview mit 'Ja' beantwortet werden. Die früheren Umfrage zum Thema "Sterbehilfe" seien vorwiegend telephonisch erfolgt.
Kaum Unterschiede
Im Detail zeigt die aktuelle Befragung, dass es kaum alters-, geschlechts- oder bildungsspezifische Unterschiede in der Einstellung zur aktiven Sterbehilfe gibt.

Verglichen mit der prinzipiellen Einstellung zur aktiven Sterbehilfe zeigt sich bei der Frage, ob man gegebenenfalls für sich selbst aktive Sterbehilfe wünsche, ein geringfügig höhere Bejahung (27 Prozent für sich selbst im Anlassfall).
Ergebnis relativ
Doch auch dieses Ergebnis ist nach Ärztekammerpräsident Otto Pieta zu relativieren: "Ich weiß aus eigener beruflicher Erfahrung, dass wenn jemand das Gefühl hat, dass es mit ihm zu Ende geht, er dann zumeist mehr an das Leben glaubt als vorher."

Jedenfalls sieht sich die Ärzteschaft in ihrer grundsätzlichen Berufsauffassung, dass Lebenserhaltung oberstes Gebot sein muss, durch die neue Umfrage bestätigt.

Eveline Schütz, Ö1-Wissenschaft
->   Österreichische Ärztekammer
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Buchtipp
Richard Fuchs: Das Geschäft mit dem Tod - Plädoyer für ein Sterben in Würde; Patmos Verlag 2001.
->   Patmos Verlag
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01.01.2010