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Bäume: Herbstfarben durch "Frostschutz"  
  Im Herbst empfinden die meisten Menschen das bunte Farbspiel der Bäume als besonders schön. Die Verfärbung der Blätter und ihr Fall haben allerdings "handfeste" Gründe: Der Baum schützt sich durch chemische Prozesse und Blattfall vor dem Frost.  
Der herbstliche Blattfall dient dem Baum zum Schutz: Durch den winterlichen Frost besteht nämlich die Gefahr, dass die Gefäße in den Blättern zerstört werden.
Blattfall gegen Vertrocknen
Zudem können die Bäume bei Frost nicht mehr ausreichend Flüssigkeit ziehen. Um dem Vertrocknen zu entgegnen, werden die Blätter daher bereits im Herbst abgeworfen.

Alle stickstoffhaltigen Verbindungen, die noch verwertet werden können, ziehen die Bäume zuvor aus den Blättern ab und lagern sie als Reserve im Wurzelbereich ein.
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Oh Tannenbaum, wie schön ...
Nadelbäume haben dagegen eine wesentlich geringere Oberfläche als Laubbäume und weisen eine Art Frostschutz auf. Daher bleiben sie auch im Winter so grün, wie das bekannte Weihnachtslied feststellt.
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Herbstfarben als Folge chemischer Prozesse
Die Herbstfärbung der Laubwälder ist eine Folge chemischer Abbau- und Umlagerungsvorgänge im Blattgewebe. Botaniker unterscheiden drei Färbungen: Rot-, Gelb- und Braunfärbung.
Rot durch zuckerhaltigen Farbstoff
"Die Rotfärbung wird von einem im Zellsaft gelösten, zuckerhaltigen Farbstoff hervorgerufen, dem auch das 'blutfarbige' Laub von Blutbuchen und Bluthaseln seine Färbung verdankt", erläutert Brigitte Zimmer, Direktorin der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit und Herbarien vom Botanischen Garten und Botanischen Museum Berlin-Dahlem.
Sonniger Tag, kalte Nacht ...
Dies werde gefördert, wenn infolge niedriger Nachttemperaturen der Abtransport der tagsüber gebildeten Zuckermoleküle aus den Blättern gehemmt ist.

"Wenn sonnige Tage mit kalten Nächten abwechseln, erscheinen die schönsten Rotfärbungen, was vor allem in Nordamerika eindrucksvoll der Fall ist", sagt Zimmer.

Hier zu Lande sind die Verfärbungen von der heimischen Rot-Eiche, dem Rot- und Zucker-Ahorn oder dem Essigbaum bekannt.
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Nordamerika - Indian Summer
Ganz allgemein gesprochen handelt es sich beim so genannten "Indian Summer" um einen Herbst, der sich durch besonders sonnige und warme Tage auszeichnet und an dem ein besonders schönes Farbspiel der Blätter zu beobachten ist ("Altweibersommer"). Berühmt ist der Indian Summer an der US-amerikanischen Ostküste (Neuenglandstaaten Connecticut, Maine, Massachusetts, New Hampshire, Rhode Island und Vermont) bzw. bis Kanada hinauf, ein Naturspektakel, das jedes Jahr Tausende Besucher anlockt.
->   EarthCam: Web-Kameras präsentieren den US-Herbst
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Gelb durch Chlorophyll-Abbau
Die herbstliche Gelbfärbung komme dadurch, dass vor dem Laubfall das grüne Chlorophyll abgebaut und seine verwertbaren Anteile in die überwinternden Baumteile verlagert werden, so dass nur gelb oder orange gefärbte Farbstoffe (Carotinoide) übrig bleiben.

"Namensgebend für diese Farbstoffgruppe ist die Karotte, deren Wurzel reichlich das orangerote Carotin enthält", erklärte die Expertin. Gelb werden die Blätter von Birke, Esche, Linde, Ginkgo sowie die Nadeln der Goldlärche.
Braun durch Abspaltung von Magnesium ...
Weniger schön wird die Braunfärbung empfunden. Hervorgerufen wird sie durch Phäophytine, die durch Abspaltung von Magnesium aus den Chlorophyllmolekülen entstehen.
... und oxidierte Gerbstoffe
"Die Bräunung absterbender Laubblätter geht jedoch meistens auf das dem Zelltod folgende Auftreten brauner oxidierter Gerbstoffe zurück, die aus dem Aminosäurestoffwechsel der lebenden Blattzellen zurückbleiben", erklärt die Botanikerin. Solche Verfärbungen finden sich bei Eichen und Buchen.

(Ivonn Kappel, dpa/red)
 
 
 
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01.01.2010